St. Petersglocke des Koelner Domes Dicker Pitter

 
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Ankunft der St. Petersglocke im Kölner Dom
Foto aus dem Booklet – © Rheinisches Bildarchiv Köln

 

Die Apoldaer St. Petersglocke des Kölner Domes

 

Gegossen wurde die berühmte Kölner Dom-Glocke mit einem Durchmesser von 3,22 Metern und einem Gewicht von 24 000 Kilogramm am 5. Mai 1923 im thüringischen Apolda von Heinrich Ulrich. Er hatte sich als einziger Glockengießer bereit erklärt hatte, den riskanten Auftrag aus Köln zu übernehmen.
„Ca. 600 Zentner Kupfer und Zinn wurden in drei mit 30 Kubikmetern Fichtenholz geheizten Öfen geschmolzen, was 18 Stunden dauerte. Der Guss erfolgte am 5. Mai 1923 innerhalb von neun Minuten und 32 Sekunden. Dann begannen für den Glockengießer Ulrich und seine Leute bange Tage des Wartens. War diese große Aufgabe erfüllt worden?
Nachdem die Glocke erkaltet und freigelegt war, wurde sie ungefähr einen halben Meter emporgehoben. Ein provisorischer Klöppel überprüfte von außen den Ton – das geforderte c war getroffen worden. Als sie völlig aus der Grube emporgehoben und gesäubert worden war, stellte sich heraus, dass auch die Gusstechnik und die Verzierungen einwandfrei waren.

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Abladen der geschmückten St. Petersglocke von einem Eisenbahn-Spezialwagen im Kölner Hafen
Foto aus dem Booklet – © Rheinisches Bildarchiv Köln

Eine so große und schwere Glocke zu transportieren, erfordert enorme Anstrengungen. Allein für die 1200 Meter von der Gießerei bis zum Bahnhof brauchte man 29 Stunden, da mehrere Steigungen zu überwinden waren.
Die Reichsbahn hatte einen besonderen Wagen konstruiert, der am 14. November in Köln mit der geschmückten Glocke ankam. Am 24. November wurde sie schließlich im Triumphzug zum Dom gebracht. Den hochrangigen geladenen Gästen und Tausenden von Zuschauern war der Blick auf die Bronze selbst durch den überreichen Pflanzen- und Fahnenschmuck fast verwehrt.

Vor dem Dom warteten noch einmal zwischen 30.000 und 40.000 Menschen, ein Zeichen, welche Bedeutung die Glocke für sie in diesen schwierigen Zeiten hatte. Zunächst wurde sie im Mittelportal aufgestellt, wo sie am 30. November vor rund 20.000 Menschen von Erzbischof Karl Joseph Schulte in feierlichem Rahmen geweiht wurde. Wie schon bei ihrer Ankunft läuteten auch jetzt alle Domglocken. Während der Weihe gedachte die Gemeinde auch des zwischenzeitlich verstorbenen Glockengießermeisters Heinrich Ulrich.

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Aufriß der Westfassade des Kölner Domes

Wie aber kam der decke Pitter vom Mittelportal in das zweite Obergeschoss des Südturms? Wie erreichten die übrigen Glocken und all das, was in den Türmen gelagert wird, seinen Platz?
In der Mitte einer jeden Turmhalle befindet sich eine Öffnung, die mit einem Schlussstein abgedeckt ist. Ihn kann man nach Belieben entfernen und mit einem Flaschenzug die gewünschten Gegenstände hochwinden. Zwei Handwinden, von je acht Männern bedient, und zehn Seile transportierten die Petersglocke 53 Meter hoch in den Glockenstuhl. Dieser war teilweise demontiert und zwei andere Glocken entfernt worden, um den Einbau vornehmen zu können.“

Die St. Petersglocke läutete sie am Heiligabend 1924 zum ersten Mal.
„Nun verfügte der Dom über die größte, freischwingende Glocke (Gewicht 500 Zentner, Durchmesser 3,22 m, Höhe 3,21 m) der Welt.

Im zweiten Weltkrieg geriet der decke Pitter wie alle Glocken in größte Gefahr. Viele wurden schon 1939 eingeschmolzen, weitere folgten in den nächsten Kriegsjahren. 1942 wurde die Herausgabe der Glocke verlangt. Nur der nachdrückliche Einsatz von Musikexperten und Metropolitankapitel rettete sie, so dass sie am Fronleichnamsfest 1945 das Ende des Krieges einläuten konnte.“  Kölner Domblatt 1973

 

AUDIO: Der Klang der Sant Petersglocke. Schlagton der Glocke ist ein reines c mit einem Oberton e.
Die Petersglocke, von den Kölnern auch liebevoll „Der dicke Pitter“ genannt, ist mit zahlreichen Inschriften, figürlichen Darstellungen und Wappen verziert. Ihr bekanntester Glockenspruch lautet:
„St. Peter bin ich genannt – schütze das deutsche Land. Geboren aus deutschem Leid – ruf ich zur Einigkeit.“
Die St. Petersglocke wird nur an hohen kirchlichen Feiertagen geläutet. Ihr tiefer Schlag erklang aber auch 1990 anlässlich der Wiedervereinigung Deutschlands.

⇒  Die Glockengießerei Ulrich in Apolda
  Weitere Details zum Geläut des Kölner Domes
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