Chronik des Leipziger Rundfunkchores Die Jahre 1945-1952
Horst Karl Hessel Bass und Chorleiter
Horst Karl Hesel wurde am 23. März 1916 im sächsischen Schrebitz als Karl Horst Hessel geboren.
Auf Empfehlung des Rundfunks änderte er 1946 die Reihenfolge seiner Vornamen, um bei Rundfunkansagen Assoziationen mit dem Namen des Nazimärtyrers Horst Wessel möglichst auszuschließen.
Hessel war von 1926 bis 1933 Sängerknabe im Thomanerchor unter Thomaskantor Karl Straube.
Danach studierte er am Kirchenmusikalischen Institut des Leipziger Konservatoriums evangelische Kirchenmusik bei Kurt Thomas und Johann Nepomuk David.
Ab 1939 setzte er sein Studium an der Württembergischen Hochschule für Musik in Stuttgart fort, wo er 1941 das Examen als A-Kantor ablegte.
Während dieser Zeit wirkte er als Kantor an der Martinskirche in Ebingen.
Nach der Zeit als Soldat (1941-1945) konnte er schon 1945 nach Leipzig zurück kehren und fand hier eine Anstellung als Hilfskantor an der Philippuskirche.
Bltzstart zum Chef

Auf Konzertreisen fotografierte Hessel sehr viel. Einige seiner Bilder finden in dieser Chronik Verwendung.
Foto: Sammlung Rüdiger Koch
Kontakt zum neugegründeten Leipziger Rundfunkchor bekam Hessel kurz nach der Übernahme des Chores durch den Rundfunk.
Im September und Oktober 1946 wirkte er auf Honorarbasis in der Solistenvereinigung mit, wie sich das Ensemble noch nannte, und wurde am 1. November 1946 als Sänger, Korrepetitor und 2. Chorleiter fest eingestellt.
Wie auch im Falle von Anna Maria Banzhaf darf vermutet werden, dass der Mitteldeutsche Rundfunk Hessels Vertrag deshalb so flexibel gestaltet hatte, um sich möglichst problemlos von Heinrich Werlé verabschieden zu können. So rückte Horst Karl Hessel im November oder Dezember 1946 in die Position des Chorleiters auf, die er bis zum Sommer 1949, also bis zur Verpflichtung Herbert Kegels, behielt.
Der Korrepetitor und Sänger
Vom Beginn der Spielzeit 1949/50 bis zum Ende des Jahres 1982 blieb Horst Karl Hessel Sänger (1. Bass) und Korrepetitor im Rundfunkchor Leipzig. Während dieser zweieinhalb Jahre formte und festigte Hessel den jungen Chor.
In den Proben war er der Mann am Klavier.
In den Konzerten stand er in den Reihen der Bässe.
Sporadisch ist sein Name auch weiterhin mit Einstudierungen verbunden, so Anfang der 1950er Jahre bei Produktionen von Mozarts Zauberflöte und Ermano Wolf-Ferraris Oper Sly. 1965 produzierte er mit den Herren des Rundfunkchores Leipzig Kanons von Mozart.
Leider ist mit dem Gloria in excelsis Deo von Robert Cooper nur eine von ihm geleitete Aufnahme aus dieser Zeit erhalten geblieben.
Die Chormitglieder haben Hessel eigentlich nur arbeitend erlebt: am Klavier, als Sänger in der Stimmgruppe sowie in Pausen und auf Konzertreisen immer mit dem Schreiben von Noten beschäftigt.
So war er unermüdlich damit befasst, beispielsweise die schwer zu entziffernden Partituren Paul Dessaus in lesbare Klavierauszüge und Stimmen umzuwandeln.

Volksliedquartett des Senders Leipzig mit Otto Köppe [Tenor], Ilselotte Stein [Sopran], Margot Gleisberg [Alt], Fritz Zschauer [Bass] und Horst Karl Hessel, 1955
Foto: Sammlung Rüdiger Koch
Der Organist
Über lange Jahre leitete Horst Karl Hessel das Volksliedquartett des Senders Leipzig, in dem sich Mitglieder des Rundfunkchores zur Pflege des Volksliedgutes zusammengeschlossen hatten.
Völlig untypisch für die Verhältnisse in der DDR, war Hessel neben seiner Tätigkeit im Rundfunkchor in einem zweiten Arbeitsverhältnis als Kantor bei der evangelischen Kirche fest angestellt: von 1948 bis 1950 an der Leipziger Lukaskirche und von 1950 bis 1992 an der Leipziger Michaeliskirche, in deren Gemeinderaum der Leipziger Rundfunkchor jahrzehntelang probte.
Das Kantoren- und Organistenamt an der Michaeliskirche hatte er von Hanns Ander-Donath übernommen, dem Vater von Hanns-Jürgen Ander-Donath, der ab 1988 als Bassist dem heutigen MDR Rundfunkchor Leipzig angehört.
Der Komponist
Horst Karl Hessel hinterließ auch ein beachtliches kompositorisches Werk.
Seine Werke bereichern noch heute das Repertoire vieler Posaunenchöre oder werden von Kirchenchören und bei Familiengottesdiensten gesungen.
Mit Horst Karl Hessel starb am 18. September 2006 in Leipzig ein wichtiges und dennoch immer bescheidenes Mitglied des Leipziger Rundfunkchores.
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