Chronik des Leipziger Rundfunkchores Die Jahre 1943-1945
Michael Schneider Chorleiter des Reichs-Bruckner-Chores und Organist
Der Kirchenmusiker, Dirigent, Hochschullehrer und Musikwissenschaftler Prof. Dr. Michael Schneider war 1944/45 Leiter des Reichs-Bruckner-Chores in Linz. Dadurch ist er indirekt auch mit der Geschichte des Leipziger Rundfunkchores verbunden.
Schneider wurde am 4. März 1909 in Weimar geboren und studierte an der Musikhochschule seiner Heimatstadt die Fächer Klavier, Orgel und Komposition. Am kirchenmusikalischen Institut der Leipziger Musikhochschule vervollkommnete er seine Studien bei Karl Straube (Orgel), Kurt Thomas (Chorleitung) und Robert Teichmüller (Klavier). Danach war er als Organist und Kantor an verschiedenen evangelischen Kirchen in Weimar und München tätig und wirkte an den Hochschulen diesen Städte als Lehrer.
Von 1936 bis 1941 leitete Schneider die Abteilung für evangelische Kirchenmusik an der Kölner Musikhochschule, unterrichtete als Professor das Fach Orgel und leitete den Kölner Bach-Verein. In Köln promovierte er 1940 über „Die Orgelspieltechnik des frühen 19. Jahrhunderts in Deutschland, dargestellt an den Orgelschulen der Zeit“.
Weil Günther Ramin 1944 die Leitung des Reichs-Bruckner-Chores nach dessen Übersiedlung in das österreichische Linz nicht mehr mit dem Thomaskantorat vereinbaren konnte, war der Rundfunk bestrebt, Michael Schneider für diese Aufgabe zu gewinnen.
Schneider galt als einer der besten Organisten seiner Zeit, und so hoffte man, in ihm sowohl einen Leiter des Bruckner-Chores als auch einen Organisten für die Bruckner-Orgel in der Stiftskirche St. Florian bei Linz gewinnen zu können.
Allerdings war Prof. Schneider zu einer Flak-Einheit nach Berlin zum Kriegsdienst eingezogen worden. Rundfunk-Reichsintendant Glasmeier konnte jedoch erwirken, dass man Schneider zu einer entsprechenden Einheit nach Linz versetzte.
So war es Schneider möglich, in seiner Freizeit mit dem Bruckner-Chor arbeiten und an der Bruckner-Orgel wirken zu können.
Im Gegensatz zum 2. Chorleiter Johannes Rietz war der neue Chorchef Schneider also nicht fest, sondern auf Honorarbasis beim Rundfunk angestellt.
Als Leiter des Reichs-Bruckner-Chores wurde Prof. Schneider am 13. Mai 1944 offiziell eingeführt.
Obwohl seine Stellung als Leiter des Chores kriegsbedingt nicht lange währte, hat Prof. Schneider zahlreiche Konzert mit dem Chor gegeben. Selbst nach der Stilllegung des Ensembles arbeiteten die in Linz und Umgebung verbliebenen Chormitglieder unter Schneiders Leitung weiter.
Insgesamt verzeichnet die Chronik des Reichs-Bruckner-Chores 13 Konzerte unter der Leitung von Prof. Schneider.
Verschiedentlich sangen Chormitglieder in Schneiders Orgelkonzerten oder von ihm geleiteten Kammerkonzerten als Solisten mit. Am 13. und 14. Januar 1945 fanden in Linz Aufnahmen von Volksliedern mit dem Bruckner-Chor unter Leitung von Prof. Schneider statt. Die Bänder sind nicht erhalten geblieben.
Nach dem Kriegsende siedelte Michael Schneider nach München über, wo er als Kantor tätig war und 1949 zum Kirchenmusikdirektor ernannt wurde.
Auch seine Lehrtätigkeit nahm er bald wieder auf und wirkte an den Musikhochschulen in München, Detmold, Berlin und wieder in Köln.
Im Rahmen des Rudigierorgeltriduums 1978 spielte Prof Dr. Michael Schneider nochmals in Linz.
Michael Schneider starb am 26. November 1994 in Köln.
Sorry, the comment form is closed at this time.