Leipziger Rundfunk-Chorsänger im Reichs-Bruckner-Chor
Chronik des Leipziger Rundfunkchores Die Jahre 1933 bis 1945
von Rüdiger Koch

Der Reichs-Bruckner-Chor singt 1944 unter der Leitung von Günter Ramin In der Leipziger Thomaskirche.
Foto: Sammlung Lieberwirth
→ „Grandiose Pläne“ im Kriegsalltag
→ Produktionsstätte des „großdeutschen und europäischen Rundfunks“
→ Von den Rundfunkchören zum Bruckner-Chor
→ „Kanonen oder Singen?“ – Aufbauphase in Leipzig
→ Die Leipziger „Fraktion“ im Bruckner-Chor
→ Konzerte in Leipzig
→ “ … daß Sie eine persönliche Schöpfung des Führers sind!“
Willkommensfeier für den Reichs-Bruckner-Chor
→ Weiterarbeit in Linz
→ Das Ende des Bruckner-Chores
DOKUMENT: AUS DER KORRESPONDENZ RAMINS MIT SEINEM CHORASSISTENTEN RIETZ
DOKUMENTE DER REICHS-BRUCKNER-CHOR UND DER REICHSRUNDFUNK-INTENDANT
„Grandiose Pläne“ im Kriegsalltag

Reichsrundfunk-Intendant Heinrich Glasmeier
Foto: Archiv des Augustiner Chorherrenstiftes St. Florian
Der Zweite Weltkrieg nahm seinen Lauf, und so war es nicht verwunderlich, dass im September des Jahres 1942 die deutschen Rundfunkchöre aufgelöst wurden.
Diese oder ähnliche lapidare Feststellungen sind in der Literatur zu diesem Thema des Öfteren zu finden. Wäre es nicht ebenso gut möglich gewesen, die Chöre weiter zusammenzulegen und auf diese Weise wenigstens zwei oder gar nur einen Rundfunkchor zu erhalten?
Im Folgenden sollen die Gründe für die Auflösung der Rundfunkchöre näher beleuchtet werden. Die Behandlung dieser Thematik ist ohne einige Kenntnisse über die Struktur des Reichs-Rundfunks und über den Reichsintendanten (RI) Heinrich Glasmeier schwer möglich.
Glasmeier war nach dem Ersten Weltkrieg als Direktor der Vereinigten Westfälischen Adelsarchive tätig gewesen und über das Amt des Intendanten des Kölner Senders auf den Sessel des Reichsintendanten gelangt.
Weil der Rundfunk jedoch immer mehr als Propagandainstrument genutzt und zumindest hinsichtlich der programmatischen Seite dem Propagandaminister Goebbels unterstellt wurde, schwanden die Befugnisse des Reichsintendanten immer mehr, bis er den Rundfunk schließlich nur noch verwalten durfte.
Diese Entmachtung hatte Glasmeier dadurch kompensiert, dass er sich eine Idee Hitlers zu Nutze machte und diese mit großer Zielstrebigkeit verfolgte: den Ausbau der Stadt Linz zu einem Europäischen Kunst- und Kulturzentrum und speziell den Aufbau einer Bruckner-Weihestätte im Stift Sankt Florian, Bayreuth vergleichbar.

Das Augustiner Chorherrenstift St. Florian unweit von Linz wurde nach der Vertreibung der Chorherren 1941 unter dem Namen „Bruckner-Stift“ zum Amtsitz des Reichsrundfunk-Intendanten Heinrich Glasmeier und als „Bayreuth Bruckners“ zur Heimstatt des Reichs-Bruckner-Orchesters sowie des Reichs-Bruckner-Chores
Produktionsstätte des „großdeutschen und europäischen Rundfunks“

Reichsrundfunk-Intendant Dr. Heinrich Glasmeier (links) pflegte prominente Gäste (hier den Vertreter Mussolinis, Dino Alfieri) am Stiftsportal mit einem Glasbecher Wein zu begrüßen.
Foto: Archiv des Augustiner Chorherrenstiftes St. Florian
Kernstück dieser Pläne war es, in St. Florian ein Bruckner-Orchester und einen Bruckner-Chor zu installieren, die zu Hitlers 55. Geburtstag am 20. April 1944 erstmals öffentlich auftreten sollten.
Da sich Hitler bis zuletzt, trotz oder gerade wegen des aussichtslos gewordenen Krieges immer wieder in dieses Projekt flüchtete, konnte sich Glasmeier der Rückendeckung von allerhöchster Stelle sicher sein.
Obwohl die Pläne, Linz in nationalsozialistischer Manier umzubauen, wegen der angespannten wirtschaftlichen Lage in der ersten Hälfte der vierziger Jahre nicht in Angriff genommen werden konnten, konnte der Aufbau von Bruckner-Orchester und Bruckner-Chor jedoch trotz einiger Abstriche an der Stärke des Chores vollendet werden.

Glasmeiers Entwurf zu seinem Wappen als Reichsrundfunk-Intendant
Dokument: Archiv des Augustiner Chorherrenstiftes St. Florian
Glasmeier residierte in St. Florian wie ein Abt, was an seiner Kleidung und speziellen Ritualen zu erkennen war. So verpflichtete er beispielsweise die Mitglieder von Bruckner-Chor und -Orchester feierlich am Sarge Bruckners.
Im Hoheitszeichen des von den Nazis säkularisierten Bruckner Stiftes offenbart sich die frevelhafte NS-Selbstherrlichkeit, die zum Wappen des Stiftes St. Florian (links) ebenbürtig das Hauswappen Glasmeiers stellt, noch dazu in eine Reihe mit dem Hakenkreuz unter dem Schirm des Reichsadlers.
Sich über das Gehabe des Reichsintendanten lustig machend, nannten ihn die Chormitglieder in Verballhornung seines Namens Scherbelheinrich.
Von den Rundfunkchören zum Bruckner-Chor
Eine Zusammenstellung der wichtigsten Ereignisse von der Auflösung der Rundfunkchöre bis zum ersten Zusammentreffen des Bruckner-Chores ist sehr interessant und aufschlussreich:
• 15. 9. 1942 Auflösung aller deutschen Rundfunkchöre durch Glasmeier
• 18. 9. 1942 Brief Glasmeiers an den Linzer Oberbürgermeister:
„Ich habe mit Wirkung vom 15. September alle Chöre des Rundfunks aufgelöst und bilde zur Zeit aus den besten und frischesten Kräften den neuen Bruckner-Chor von etwa 48 Stimmen. Nach Möglichkeit möchte ich diesen Chor zum 1. 4. 1943 nach Linz verlegen, damit er dort sowohl selbständig als auch als Grundstock eines von Linzer Einwohnern zu bildenden Chores von rund 200 Stimmen wirken kann.“
• 25. 11. 1942 Sendeleiter Wirz berichtet, dass Günther Ramin unter einigen Bedingungen die Leitung des Bruckner-Chores zugesagt hat.
• 17. u. 21. 12. 1942 Vorsingen für den Bruckner-Chor in Ramins Leipziger Privatwohnung
• 31. 12. 1942 Vertragsende für die Sänger der Rundfunkchöre
• 11. bis 14. 1. 1943 Weitere Vorsingen bei Ramin in Leipzig
• 27. 1. 1943 Wirz vermeldet, dass die Aufstellung des Bruckner-Chores „soweit vollendet“ sei.
• 22. 2. 1943 erste vom Reichsrundfunk genehmigte Personalliste des Bruckner-Chores
• 22. 2. 1943 Einstellungsschreiben an die ausgewählten Chormitglieder
• 2. 3. 1943 erste Zusammenkunft des Bruckner-Chores in Leipzig
Auffallend sind an dieser Aufstellung zum einen die eminent kurze Zeitspanne von zwei Monaten, die zwischen dem juristischen Ende der Rundfunkchöre und dem Arbeitsbeginn des Bruckner-Chores lag und zum anderen deren unmittelbare zeitliche Abfolge.
Glasmeier spricht in seinem oben zitierten Brief in einem Satz von beiden Vorgängen.
Für die Leitung des Bruckner-Chores konnte Thomaskantor Günther Ramin gewonnen werden, der wohl als der kompetenteste Chorfachmann seiner Generation galt.
Ramin wollte selbstverständlich – und dieses war seine Hauptbedingung für die Annahme der Chorleiterposition beim Bruckner-Chor gewesen – Thomaskantor bleiben.
Kanonen oder Singen? – Aufbauphase in Leipzig

Im Auftrag des Reichsrundfunk-Intendanten Glasmeier vom Notenwart des in Auflösung befindlichen Reichssender Leipzig aufgestellte Inventarliste, die später dem Abtransport des gesamten Aufführungsmaterials nach St. Florian diente.
Dokument: Archiv des Augustiner Chorherrenstiftes St. Florian
In dieser Situation gab es nur die eine Lösung, den Bruckner-Chor in Leipzig aufzubauen und ihn erst später nach Linz zu verlegen.
Die Rundfunkmitarbeiter-Zeitung „Das leere Haus“ berichtete ausführlich und wohlwollend über den Probenstart des Chores in Leipzig. Das letzte Häuflein der in Leipzig verbliebenen Rundfunkmitarbeiter war froh darüber, dass wieder Leben im Funkhaus am Markt eingezogen war.
Die Leipziger Öffentlichkeit und die Presse beäugten den neuen Chor dagegen eher argwöhnisch. Was sollte in Zeiten des totalen Krieges eine Chorneugründung, zumal in Leipzig erst kurz zuvor der Riedel-Verein und der Lehrergesangverein eingegangen waren und Leipzig nicht gerade als eine Hochburg der Brucknerpflege bezeichnet werden konnte! Es gab sogar Anzeigen von Leipziger Bürgern beim Arbeitsamt gegen die Aufstellung des Bruckner-Chores, in deren Folge der Leiter dieser Behörde erst nach Vorlegen schriftlicher Unterlagen von höchster Stelle den Chor weiterarbeiten ließ.
Der Linzer Brucknerforscher Hanns Kreczi zitiert nach Unterlagen des Stiftsarchivs St. Florian Arbeitsamtsleiter Handrik mit den Worten:
„Was ist heute wichtig: Kanonen oder Singen?“
Infolge dieser Vorgänge und auf Grund von Anfragen aus der Bevölkerung wurde die Presse beauflagt, nur noch über die künstlerische Arbeit des Bruckner-Chores zu berichten.
Über das Woher und das Wohin des Ensembles wurde folgender Wortlaut für die Presse freigegeben:
„Der Rundfunk hat seine Chöre an den Reichssendern aufgelöst. Aus diesen Chören ist durch Auswahl ein Spitzenchor zusammengestellt und diesem der Name ‚Bruckner-Chor’ gegeben worden.
Es handelt sich hier also um keine Neugründung, sondern nur um eine neue Zielsetzung der Chorarbeit des Rundfunks.
Der RI hat zur Schulung dieses Chores Prof. Ramin berufen. Mit Rücksicht auf das Thomas-Kantorat und die anderen Aufgaben Ramins ist der Chor in Leipzig zusammengetreten und wird der Öffentlichkeit Proben seiner Arbeit abgeben.“
Mit diesen Sätzen gibt Sendeleiter Wirz, der von Glasmeier mit der praktischen Durchführung der Chorbildung beauftragt worden war, indirekt den Zusammenhang zwischen der Auflösung der Rundfunkchöre und der Schaffung des Bruckner-Chores zu.
Ein Fernschreiben von Glasmeiers Reichs-Rundfunk-Gesellschaft an alle Reichssender, aus deren Chören Mitglieder in den Reichs-Bruckner-Chor engagiert worden waren, belegt eindeutig, dass die Sängerinnen und Sänger des auch verwaltungstechnisch als „abgeordnet“ galten, dass ihr Arbeitsverhältnis also nicht als beendet angesehen worden war, dass somit der Reichs-Bruckner-Chor als unmittelbarer Nachfolger der Rundfunkchöre angesehen werden muss und dass die Chöre des Rundfunks nur zu dem Zweck aufgelöst worden waren, den Bruckner-Chor möglichst schnell mit möglichst geeigneten Kräften besetzen zu können.
Die Leipziger ‘Fraktion’ im Bruckner-Chor
Von den Mitgliedern des Chores des Reichssenders Leipzig war etwa die Hälfte in den Reichs-Bruckner-Chor engagiert worden:
Später schieden zwar Mary Trautner und Waltraute Groch-Männel aus dem Bruckner-Chor wieder aus (Albert Schwarzburger war hinzugekommen), doch sind die Leipziger Rundfunkchormitglieder mit 14 Sängerinnen und Sängern die bei weitestem stärkste „Fraktion“ darin gewesen, gefolgt von Stuttgart und Frankfurt (je 9) und München (8 Mitglieder).
Die Ursache für den hohen Anteil von Leipziger Rundfunkchorsängerinnen und -sängern in diesem Ensemble ist nicht schwer zu erkennen. Zum einen war der Leipziger Chor mit seinen etwa 30 Mitgliedern kein kleiner Chor, und zum anderen mag es für die Leipziger natürlich besonders anziehend gewesen sein, zunächst in ihrer Heimatstadt und in ihrem Sender ihren gewohnten Beruf ausüben zu können. Weil es nicht gelungen war, alle Stimmen mit ehemaligen Rundfunkchor-Mitgliedern zu besetzen, hatte Ramin auch freie Sängerinnen, für deren Qualitäten er sich verbürgte, für den Bruckner-Chor empfohlen. Zu diesem Kreis gehörte auch Irmgard Roehling.
Irmgard Genzel-Roehling hatte im Programm von MIRAG und Reichssender Leipzig häufig solistisch gesungen, auch in der Reihe der Bach-Kantaten-Übertragungen aus der Thomaskirche. Daher musste Ramin sie kennen. Nach der Neugründung des Rundfunkchores gehörte Irmgard Genzel-Roehling zum Aushilfskreis des Rundfunkchores Leipzig.

In der Leipziger Thomaskirche singt der Bruckner-Chor am 23. Februar 1944 sein letztes Konzert.
Es ist auch das letzte unter der Leitung von Günter Ramin.
Foto: Sammlung Lieberwirth
Der Bruckner-Chor bestritt in Leipzig vier Konzerte unter Leitung von Ramin.
Im ersten Konzert am 10. Juni 1943 erklangen unter Mitwirkung des Gewandhausorchesters der Psalm 150 (für gemischten Chor, Sopran-Solo und Orchester) und die Große Messe in f-Moll, beide Werke von Bruckner.
Das Programm des zweiten Konzertes am 6. November 1943 verzeichnet vier Graduale und das „Ave Maria“ von Bruckner, vier italienische Madrigale von Gesualdo, fünf Gesänge aus dem Zyklus „Das Jahr“ von Ernst Pepping sowie Volkslieder für gemischten Chor.
Das dritte Konzert (2. Dezember 1943), wieder gemeinsam mit dem Gewandhausorchester, enthielt das „Requiem in bello“ von Hermann Simon, den Hymnus „Fons salutifer“ von Hans Pfitzner und den 100. Psalm von Reger.
Das letzte Konzert des Bruckner-Chores in Leipzig fand am 23. Februar 1944 in der Thomaskirche mit dem Requiem von Verdi statt.
Ursprünglich sollte das Konzert im Gewandhaus durchgeführt werden, was jedoch durch die Zerstörung des Hauses im Bombenangriffs vom 20. Februar 1944 nicht mehr möglich war.
Das Thomaskirchen-Konzert war gleichzeitig Ramins Abschiedskonzert vom Chor.
Weil der Thomanerchor aus Sicherheitsgründen Leipzig verlassen hatte und in Grimma weiterarbeitete, wurde dadurch die Leitung des Bruckner-Chores für Ramin immer schwieriger. Diese Situation hätte sich bei der unausweichlichen Übersiedlung des Chores nach Linz um ein Vielfaches verschärft. Deshalb verlängerte Ramin seinen am 31. März 1944 auslaufenden Vertrag nicht.
“ … daß Sie eine persönliche Schöpfung des Führers sind!“

Michael Schneider mit dem Reichs-Rundfunkorchester und dem Reichs-Bruckner-Chor zum Konzert im Marmorsaal des säkularisierten Augustiner Chorherrenstifts St. Florian am 27. August 1944
Foto: Privatbesitz Sammlung Kreczi
Willkommensfeier für den Reichs-Brucknerchor
[1] Senderkennung für Rundfunkübertragungen des Reichs-Bruckner-Orchesters und des Reichs-Bruckner-Chores
[2] Aus der Begrüßungsansprache des Gauleiters Oberdonau, August Eigruber
[3] Dank eines namentlich nicht nachgewiesenen Rundfunkvertreters · Aufnahme: 30. April 1944
[4] Gesang der Reichs-Bruckner-Chores · Aufnahme: Reichsrundfunk 30. April 1945
Originaltonträger: Mitschnitt der Übertragung auf Schallfolie [Trotz ihres schlechten Zustandes ist die Aufnahme ein wichtiges Zeitdokument ]
Wegen zunehmender Bombenangriffe wurde es auch für den Bruckner-Chor in Leipzig zu gefährlich, und so drängte man auf eine baldige Verlegung des Chores nach Linz, wo er am 30. April 1944 eingeführt wurde.
Zunächst ging die Arbeit unter Leitung von Johannes Rietz, der schon erfolgreich Ramin assistiert hatte, weiter.
Im Mai 1944 war es dann gelungen, den Kirchenmusiker Prof. Dr. Michael Schneider, einen der besten Organisten Deutschlands, nach Linz zu holen. Dieses geschah auch im Hinblick auf die Bruckner-Orgel in der Stiftskirche St. Florian.
Schneider war gerade als Soldat bei der Flak in Berlin eingesetzt. Der Reichsintendant konnte erreichen, dass er nach Linz zur Flak versetzt wurde, wo er dann in seiner Freizeit (sic!) mit dem Bruckner-Chor arbeiten konnte.
Die Monate von Mai 1944 bis zum Ende des Krieges waren für Prof. Schneider, die Chormitglieder und für Johannes Rietz, der auch Assistent des neuen Chorleiters blieb, eine sehr schwere Zeit.
Im September 1944 sollte der Chor auf Weisung des Propagandaministeriums „stillgelegt“ werden, was so viel bedeutete wie die Einberufung der wehrfähigen Männer und den Einsatz in Rüstungsbetrieben für die anderen Sängerinnen und Sänger. Trotzdem probten sie in ihrer Freizeit unter Schneiders Leitung weiter.
Auch diejenigen Sänger, die in der Umgebung von Linz ihre Wehrmachtsstandorte hatten, nahmen, wenn sie es ermöglichen konnten, an den regelmäßigen Chorproben teil.
Hatte der Chor in den Wochen zwischen Schneiders Amtsantritt und der Stilllegung zahlreiche Konzerte in Linz und St. Florian bestritten, sang er im Herbst nur noch in Wehrmachts- und Lazarettkonzerten. Allerdings ist auch noch ein Adventskonzert im Dezember 1944 überliefert.
Mitte Januar fanden in Linz sogar noch Rundfunkaufnahmen mit Volksliedern statt, die im März und April vom Deutschlandsender ausgestrahlt wurden.
Schneider kam mit seiner Flakeinheit beim Einmarsch der Amerikaner für vier Wochen in Kriegsgefangenschaft.
→ VITA MICHAEL SCHNEIDER
→ VITA JOHANNES RIETZ
Nach Prof. Schneider übernahm dann der Chortenor Walter Kretschmar, aus dem Chor des Reichssenders Leipzig stammend, die Leitung des Bruckner-Chores.
→ VITA WALTER KRETSCHMAR
Manche Chormitglieder hatten nach dem Kriegsende Linz verlassen, doch blieb ein Rest von 34 Sängerinnen und Sängern noch bis zum Herbst in Linz.
Der Bassist Fritz Westermann, der Linz am 5. September 1945 verlassen hatte, schrieb über das Ende des Bruckner-Chores in Linz rückschauend:
„Als die Deutschen aus Österreich heraus mussten, löste sich der Chor vollends auf, der Rest des Chores ging dann nach Kornthal bei Stuttgart.“
Dieser Rest des Bruckner-Chores hatte offenbar die Hoffnung, in Stuttgart als Chor eines neu zu gründenden Stuttgarter Senders als dessen Rundfunkchor übernommen zu werden. Trotz des Scheiterns dieser Pläne sang der Bruckner-Chor noch einige Jahre weiter.
Zu den neu zum Chor stoßenden Chormitgliedern gehörte 1946 auch Clytus Gottwald.
1947 übernahm Hans-Herbert Weigel, ein Sänger aus dem ehemaligen Chor des Reichssenders Leipzig, die Chorleitung.
Weigel bewegte Johann Nepomuk David dazu, 1949 Leiter des Bruckner-Chores zu werden.
1952 ging die Leitung des Chores an dessen Sohn Thomas Christian David über. Jedoch spaltete sich der Chor bald auf.
Ein Teil wechselte zum Lehrergesangsverein über, ein anderer sang bis zum baldigen Ende des Ensembles unter Hermann Ruck weiter.
Zwar gehört der Bruckner-Chor nicht in die unmittelbare Ahnenreihe des MDR Rundfunkchores Leipzig, doch ist er durch das Aufbaujahr in Leipzig und die vielen Sängerinnen und Sänger, die sowohl ihm als vormals auch dem Chor des Reichssenders Leipzig und später zum Teil wieder dem Rundfunkchor Leipzig angehört hatten, eng mit der Leipziger Rundfunk-Chorgeschichte verbunden.
↑ ZURÜCK ZUM SEITENANFANG
→ LITERATURTIPP: Hanns Kreczi: Das Bruckner-Stift St. Florian und das Linzer Reichs-Bruckner-Orchester (1942 – 1945)
→ WEITER: AUFERSTANDEN AUS RUINEN
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