Curt Kretzschmar
Der Kapellmeister Curt Kretzschmar wurde am 23. Dezember 1894 in Dresden geboren. Den Besuch eines Lehrerseminars brach er schon bald ab, um am Dresdner Konservatorium zu studieren, an dem Ernst von Schuch zu seinen Lehrern zählte.
Von 1913 bis 1918 wirkte er als Korrepetitor an der Dresdner Hofoper. Bis 1922 folgten Lehrjahre als 1. Kapellmeister in Stargard/Pommern, Dortmund, Bochum und Essen.
Warum es Curt Kretzschmar an den Leipziger Sender zog, ist nicht bekannt. Auszuschließen ist jedoch nicht, dass der neue Leipziger Rundfunkintendant Carl Stueber, der in der ersten Hälfte der dreißiger Jahre als Sachwalter der Nationalsozialisten das Opernhaus in Frankfurt am Main interimistisch geleitet hatte, Kretzschmar nach Leipzig holte.
In Frankfurt wirkte Kretzschmar unter Stueber als Kapellmeister und Chordirektor der Oper.
Daneben leitete er die Opernchor-Klasse des Hoch’schen Konservatoriums sowie einen NS-Chor.
Die erhalten gebliebenen Akten belegen, dass auch Curt Kretzschmar mit dem Nationalsozialismus sympathisierte. In die NSDAP war er am 1. Februar 1932 eingetreten.
So ließ Kretzschmar ab 1935 regelmäßig auch Militärkapellen, SA-Musikzüge und Soldatenchöre gemeinsam mit dem Chor des Reichssenders Leipzig und dem Leipziger Sinfonieorchester auftreten. Die Namen anderer Dirigenten werden in diesem Zusammenhang nie genannt.
Mit dem Ende der Spielzeit 1939/40 wechselt Curt Kretzschmar an den Berliner Sender, ist 1943 für kurze Zeit musikalischer Oberleiter am Theater des Volkes in Berlin und wirkt danach als Kapellmeister am Deutschen Theater in Oslo. Nach dem Krieg versucht Kretzschmar vergeblich, in Berlin Fuß zu fassen, ist ab 1948 als 1. Kapellmeister an der Bayerischen Staatsoperette in München tätig und siedelt zu Beginn der fünfziger Jahre nach Hamburg über.
Die Position an einer Bühne in Hamburg konnte nicht nachgewiesen werden.
In Leipzig gastiert Curt Kretzschmar noch einmal beim Großen Rundfunkorchester Leipzig am 28. Mai 1955 in der Kongresshalle mit einem Opern-Operetten-Konzert unter dem Motto „Singendes, klingendes Wochenend“, das an Konzert- und Sendeprogramme des Dirigenten aus den dreißiger Jahren erinnert, wie beispielsweise „Und morgen ist Sonntag“.
Rüdiger Koch
Rundfunkaufnahmen
Bemerkenswert sind Aufnahmen von selten gespielten oder vergessenen Werken, die unter seiner Leitung für den Reichssender Leipzig entstanden sind. Beispielsweise sind Wiedergaben der Verdi-Oper Simon Boccanegra höchst selten.
Als Solist wurde der in jenen Jahren an den Opernhäusern in Halle (Saale) und Chemnitz engagierte und im Jahr der Aufnahme zweiunddreißigjärige Bariton Ferdinand Frantz vom Rundfunk verpflichtet. Die Karriere des Sängers endete früh. Frantz starb im Alter von dreiundfünfzig Jahren.
Verdi: Simon Boccanegra
daraus: So lebe wohl für ewig Vorspiel und Arie des Fiesco
Textdichter: Francesco Maria Piave und Arrigo Boito
Fiesco: Ferdinand Frantz (1906-1959)
Chor des Reichssenders Leipzig
Sinfonieorchester Leipzig
Dirigent: Curt Kretzschmar
Aufnahme: Reichssender leipzig im Neuen Gewandhaus Leipzig am 25. Juni 1938
Tonträger: Rundfunkschallplatte 78 U/min1
Die weiteren Einspielungen der Leipziger Aufnahmestaffel
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