Der Rundfunkchor des Mitteldeutschen Rundfunks
Jahresübersicht
→ | Der Leipziger Rundfunkchor der Mitteldeutschen Rundfunk AG · 1924-1932 |
→ |
Der Leipziger Rundfunkchor in der Zeit des Nationalsozialismus · 1933-1943 |
→ | Leipziger Rundfunk-Chorsänger im Reichs-Bruckner-Chor · 1943-1945 |
→ | Der Leipziger Rundfunkchor des MDR Senders Leipzig · 1946-1952 |
→ | Der Leipziger Rundfunkchor und der Rundfunk der DDR · 1952-1990 |
→ | Der Leipziger Rundfunkchor und SachsenRadio · 1990-1991 |
Am 14. Dezember 1924 singt mit der Leipziger Oratorienvereinigung der erste Leipziger Rundfunkchor im Sender MIRAG.
Unter der Leitung von Alfred Szendrei, dem musikalischen Direktor des Senders, erklingt gemeinsam mit dem Leipziger Sinfonieorchester Haydns „Schöpfung“.
Hierzu Szendrei in seinen Erinnerungen:
„Ich habe mir einen ständigen Chor von 32 Sängern zusammengestellt, alle Mitglieder des Gewandhauschores, mit ausgezeichneten Stimmen und alle perfekte Blattleser. Mit nur 1-2 Klavierproben und einer Generalprobe konnte ich mit diesem Chor einwandfreie künstlerische Leistungen erzielen. Ich habe den Chor zu ‚funkischem’ Singen trainiert, d. h. den Sängern diejenigen Stärkegrade beigebracht, welche die damalige Mikrophontechnik erlaubt hat. Außerdem sind mehrere Mikrophone so aufgestellt worden, daß die vier verschiedenen Chorgruppen sich klar voneinander abhoben und keinen dicken Brei in der Sendung ergaben.“
1926 |
Das erste Foto der Leipziger Oratorienvereinigung vom 1. Mai 1926 zeigt den Chor in einer Stärke von knapp 60 Mitgliedern.
Bis 1931 singt die Leipziger Oratorienvereinigung jährlich in 15 bis 20 Oratorien- und Opernübertragungen unter Szendreis Leitung.
Hans Pfitzner dirigiert seine Oper „Das Christelflein“
1929 |
Am 6. Mai wirkt der Chor in der ersten Rundfunk-Übertragung von Arnold Schönbergs „Gurre-Liedern“ mit.
Alfred Szendrei schreibt hierüber:
„Ich lud dazu Schönberg ein, und in Erwartung seiner Anwesenheit habe ich ausgezeichnete Solisten herangezogen…
Mein Orchester wurde auf 100 Mann verstärkt, die halsbrecherisch schwierigen Chöre wurden von der Leipziger Singakademie, dem Leipziger Männerchor und der Leipziger Oratorienvereinigung bestritten: es war ein imposanter Chorkörper von mehr als 450 Sängern. Das Podium war zu klein, um solche Massen unterzubringen, und es musste eine Anzahl Logen im Zuschauerraum dafür herangezogen werden. Die Aufführung war ein großer Erfolg sowohl für Schönberg wie für mich. Wir beide wurden sehr gefeiert, sogar die Presse war einstimmig im Lob, ein Umstand, der sich in Leipzig nur selten ereignete. Obwohl die Funkübertragung einer solchen Massenaufführung ziemlich problematisch und riskant war, haben dennoch der Deutschland-Sender und die meisten anderen Sender die Aufführung übernommen. Wider Erwarten liefen in den nächsten Tagen eine Menge guter Urteile über den akustischen Teil der Übertragung bei uns ein.“
1931 |
Alfred Szendrei, der Musikalische Direktor der MIRAG, wird von nationalsozialistischen Kräften aus dem Amt gedrängt.
Die Leipziger Oratorienvereinigung wandelt sich in den deutlich kleineren Leipziger Solistenchor, der im Programm der MIRAG eher das „leichtere“ Repertoire bedient.
Am Pult des Leipziger Solistenchores stehen neben Hans Weisbach, Theodor Blumer und Willy Steffen auch Friedbert Sammler und Heinrich Werlé.
1935 |
Der Reichssender Leipzig stellt Curt Kretzschmar als „Kapellmeister, Chorleiter und musikalischer Sachbearbeiter“ ein.
Am 1. Oktober erhalten die Leipziger Rundfunk-Chorsänger erstmals feste Verträge.
Der Chor hat etwas 32 Mitglieder.
Hans Weisbach führt Wagners „Ring“ auf. Der Chor wirkt in der „Götterdämmerung“ mit.
1937 |
Die Aufnahme der Arie der Marie aus der Oper „Die Regimentstochter“ von Donizetti mit Irma Beilke und dem Leipziger Sinfonieorchester unter Curt Kretzschmar vom 1. März 1937 stellt die erste erhalten gebliebene Aufnahme mit dem Chor des Reichssenders Leipzig dar.
Am 12. Juni findet erstmals eine A-cappella-Produktion mit deutschen Volksliedern statt.
1938 |
Zwischen November 1937 und April 1938 werden „Rienzi“, „Der fliegende Holländer“, „Tannhäuser“, „Lohengrin“, „Tristan und Isolde“ sowie „Parsifal“ unter Beteiligung des Chores des Reichssenders Leipzig aufgeführt.
1941 |
Der Chor des Reichssenders Leipzig wird kriegsbedingt zum Münchner Sender „abgeordnet“.
Am 15. September löst Rundfunk-Reichsintendant Glasmeier alle deutschen Rundfunkchöre auf.
Gleichzeitig wird verfügt, einen Reichs-Bruckner-Chor aufzubauen, der im Stift St. Florian bei Linz zusammen mit dem Reich-Bruckner-Orchester tätig sein soll. Etwa die Hälfte der ehemaligen Leipziger Rundfunk-Chorsänger wird in den Bruckner-Chor engagiert.
Thomaskantor Günther Ramin baut diesen Chor in Leipzig auf.
1944 |
Der Bruckner-Chor wird nach Linz verlegt und arbeitet dort unter Leitung von Johannes Rietz und später unter Prof. Dr. Michael Schneider und dem Chormitglied Walter Kretschmar bis über das Kriegsende hinaus weiter.
Der in Linz verbliebene Teil von 34 Chormitgliedern siedelt im Herbst 1945 nach Korntal bei Stuttgart über und hofft, dort als Chor eines neu zu gründenden Stuttgarter Senders übernommen zu werden.
Im Frühjahr suchen der Dozent und Chorleiter Heinrich Werlé sowie drei ehemalige Mitglieder aus dem Chor des Reichssenders Leipzig ehemalige Leipziger Rundfunk-Chormitglieder und junge Sängerinnen und Sänger. Dieser aus mindestens 13 Mitgliedern bestehende Chor singt am 1. Mai in zwei Maifeiern und markiert damit den Wiederbeginn der Rundfunk-Chorarbeit in Leipzig nach dem Zweiten Weltkrieg.
Am 1. August wird dieser Chor vom Mitteldeutschen Rundfunk als Kammerchor (Solistenvereinigung) des Senders Leipzig übernommen.
Bereits im November wird Heinrich Werlé vom Rundfunk entlassen. Die Chorleitung übernimmt der stellvertretende Chorleiter Horst Karl Hessel.
1947 – 1948 |
Der Chor bestreitet A-cappella-Auftritte sowie -Sendungen. Er nimmt an Opern- und Operettenproduktionen teil.
Im April 1948 singt das Ensemble nach dem Krieg erstmals wieder in einem Gewandhauskonzert (Mahler, 2. Sinfonie).
1949 |
Herbert Kegel wird zum Leiter des Rundfunkchores berufen. Der Chor nennt sich MDR Chor, Chor des MDR oder Chor des Mitteldeutschen Rundfunks.
Eine der ersten Aufnahmen unter der Leitung des neuen Chorleiters ist die des Deutschen Requiems von Brahms.
1950 |
Kegel bereitet den Chor u.a. für Opern- und Konzertproduktionen unter Gerhard Pflüger und Hermann Abendroth vor.
Unter Leitung der Dirigenten Pflüger, Abendroth und Kegel arbeitet der Rundfunkchor intensiv mit den Orchestern des Leipziger Rundfunks zusammen.
In zahlreichen Betriebskonzerten und selbst organisierten A-cappella-Konzerten erweitert das Ensemble sein A-cappella-Repertoire.
Nachdem Herbert Kegel 1953 die Chefposition des Großen Rundfunkorchesters übernimmt, wird Dietrich Knothe zum Leiter des Chores berufen.
1955 |
Im Rahmen der Feierlichkeiten zu Schillers 150. Todestag singt der Chor mehrmals Beethovens 9. Sinfonie unter Leitung von Hermann Abendroth in Leipzig und Weimar sowie unter Gerhard Pflüger in Stuttgart.
1956 |
Der Leipziger Rundfunkchor nimmt im September mit einem vielbeachteten Konzert am 2. Gesamtdeutschen Musikfest in Coburg und am Wartburgtreffen Deutscher Sänger teil.
Peter Schreier gehört dem Ensemble ein halbes Jahr lang an.
Im Oktober bestreiten der Leipziger Rundfunkchor und das Große Rundfunkorchester Leipzig ein Festkonzert zum gemeinsamen 10jährigen Jubiläum. Es dirigiert mit Herbert Kegel der Chefdirigent beider Klangkörper. Das 10jährige Jubiläum bezieht sich auf das Datum der Neugründung am 1. Mai 1946.
1957 |
Der Chor produziert Opern und Operetten unter Kegel, Gottfried Kassowitz und Kurt Masur sowie A-cappella-Werke unter Knothe und Kegel.
Eine erste Auslandsreise führt das Ensemble nach Dänemark, Schweden und Finnland. Kegel und Knothe dirigieren je ein A-cappella-Programm, Kegel ein chorsinfonisches Konzert im finnischen Rundfunk. Begeisternde Kritiken nennen den Leipziger Rundfunkchor u.a. „Chor der Chöre“.
1958 |
Beim 2. Warschauer Herbst sowie in Poznań und Kraków werden Werke von Dessau, Schönberg und Brahms geboten.
1959 |
Dietrich Knothe produziert zahlreiche A-cappella-Werke. Mit dem Gewandhausorchester (Konwitschny) wird die 9. Sinfonie von Beethoven für die Schallplatte aufgenommen.
1960 |
Neben Herbert Kegel stehen Hermann Scherchen, Franz Konwitschny, Heiz Fricke und Heinz Rögner vor dem Chor. Kegel leitet eine Schallplattenproduktion von Bizets Carmen.
1961 |
Dietrich Knothe produziert zahlreiche A-cappella-Werke für den Rundfunk und nimmt für die Schallplatte Werke von Bartók, Debussy, Ravel, Schubert, Strawinsky und Krause-Graumnitz auf.
In einigen Konzerten des Gewandhausorchesters ist der Chor beteiligt.
Die Dirigenten sind Franz Konwitschny und Helmut Seydelmann.
1962 |
Carl Garaguly, Otmar Suitner und Franz Konwitschny leiten Konzerte mit Beethovens 9. Sinfonie, Horst-Tanu Margraf eine Schallplattenproduktion von Händels Radamisto und Kegel zahlreiche chorsinfonische Konzerte.
Im Oktober wird Dietrich Knothe fristlos entlassen. Ihm wird vorgeworfen, den Chor vor dem gemeinsamen Singen der DDR-Nationalhymne in der Festveranstaltung zum Republik-Geburtstag zum Verlassen des Raumes aufgefordert zu haben.
1963 – 1964 |
Neben der Suche nach einem neuen Chorleiter bestreitet der Rundfunkchor chorsinfonische Konzerte sowie Aufnahmen unter der Leitung von Paul Schmitz, Václav Neumann, Heinrich Bongartz, Gottfried Kassowitz, Herbert Kegel, Heinz Rögner und Adolf Fritz Guhl.
1965 |
Im Sommer beginnt Armin Oeser seine Tätigkeit als Chorleiter.
Eine Schallplattenproduktion von Lortzings Zar und Zimmermann ist der Anfang einer lange Jahre andauernden Zusammenarbeit mit der Staatskapelle Dresden bei Schallplatten-Co-Produktionen. Am Pult steht Robert Heger. Mit Erika Köth, Nicolai Gedda, Hermann Prey, Franz Crass und Peter Schreier ist ein hochkarätiges Solistenensemble beteiligt.
Herbert Kegel führt mit den Leipziger Rundfunk-Klangkörpern erstmals das War Requiem Benjamin Brittens auf.
1966 |
Der Chor ist an einigen Schallplattenaufnahmen beteiligt: Händel, Imeneo (Händel-Festspielorchester/Horst-Tanu Margraf), Blacher/Dessau/Henze/Hartmann/Wagner-Régeny: Jüdische Chronik, Rundfunk-Sinfonieorchester/Kegel), Ottmar Gerster: Enoch Arden ( Rundfunk-Sinfonieorchester Leipzig/Masur), Lortzing: Der Wildschütz (Gewandhausorchester/ Paul Schmitz), Gluck: Orfeo ed Euridice (Gewandhausorchester/V. Neumann).
1967 |
Zum Spielzeitbeginn 1967/68 wird Horst Neumann Leiter des Rundfunkchores .
Heinz Rögner ist Dirigent eines Schallplattenquerschnitts des Zigeunerbarons von Johann Strauß und Günter Herbig eines Schallplattenquerschnitts des Bettelstudent von Millöcker. Kegel nimmt die Quattro pezzi sacri von Verdi sowie das War Requiem von Britten für die Platte auf. Partner ist in allen Fällen das Rundfunk-Sinfonieorchester Leipzig.
Mit einem von Herbert Kegel geleiteten Festkonzert begeht der Leipziger Rundfunkchor im Januar sein 20jähriges Gründungsjubiläum. Das 20jährige Jubiläum bezieht sich auf das Datum der Neugründung am 1. Mai 1946.
1968 |
Der Chor ist an verschiedenen Schallplattenaufnahmen beteiligt: Eine Nacht in Venedig von Strauß (Dresdner Philharmonie/Rögner), Alt-Rhapsodie von Brahms (Rundfunk-Sinfonieorchester Leipzig/Bongartz), Messe in C-Dur von Beethoven (Gewandhausorchester/Kegel).
Herbert Kegel leitet eine Aufführung von Brittens War Requiem in der Deutschen Staatsoper in Berlin. Benjamin Britten leitet dabei das Kammerorchester.
1969 |
Unter Karl Böhm entsteht eine Fidelio-Gesamtaufnahme mit der Staatskapelle Dresden.
1970 |
Ein Opern-Querschnitt des Boris Godunow von Mussorgski wird in Dresden unter Kegel aufgenommen und eine Gesamtaufnahme der Zauberflöte unter der Leitung von Otmar Suitner. Im November/Dezember ist der Chor an der legendären Meistersinger-Aufnahme unter Herbert von Karajan beteiligt. Partnerorchester ist in allen Fällen die Staatskapelle Dresden.
Im September reisen 39 Chormitglieder zusammen mit dem Rundfunkchor Berlin und dem Gewandhausorchester nach Paris zu einer Aufführung der 9. Sinfonie von Beethoven unter Masur.
Es beginnt eine Serie von Schülerkonzerten, die vom Rundfunkchor in enger inhaltlicher Abstimmung mit den Schulen durchgeführt werden. Bis 1986 sind 160 Schülerkonzerte nachgewiesen.
1971 |
Zahlreiche Schallplattenaufnahmen prägen das Jahr. Es entstehen Opern-Querschnitte von Gounods Margarete (Rundfunk-Sinfonieorchester Leipzig/Kegel), Donizettis Don Pasquale und Verdis Rigoletto (Staatskapelle Dresden/Siegfried Kurz) und Verdis La Traviata (Staatskapelle Dresden/Giuseppe Patané). Hans Schmidt-Isserstedt steht am Pult der Staatskapelle Dresden bei einer Gesamtaufnahme von Mozarts Idomeneo und Wolfgang Sawallisch am Pult des Gewandhausorchesters bei Aufnahmen der Messen in As- und Es-Dur von Schubert.
Am 10. September bestreitet der Rundfunkchor im Leipziger Alten Rathaus ein Festkonzert zum 25. Jubiläum der Chorgründung. Dirigent ist Chorleiter Horst Neumann. Das 25jährige Jubiläum bezieht sich auf das Datum der Neugründung am 1. Mai 1946.
1972 |
Horst Neumann nimmt mit dem Rundfunkchor A-cappella-Werke Mendelssohns sowie die Schottischen Lieder von Beethoven für die Schallplatte auf.
Kurt Masur und das Gewandhausorchester sind die Partner bei Platten-Aufnahmen von Beethovens Missa solemnis und Mendelssohns Lobgesang.
Giuseppe Patané ist der Dirigent dreier Opernquerschnitte mit der Staatskapelle Dresden: Turandot (Puccini), Aida (Verdi) und Carmen (Bizet).
1973 |
Im Januar entsteht unter der Leitung von Carlos Kleiber eine Schallplattengesamtaufnahme des Weberschen Freischütz.
Kegel produziert mit den Leipziger Rundfunk-Klangkörpern die Opern Johanna Balk und Die Bürger von Calais von Wagner-Régeny sowie Bergs Wozzeck.
Karl Böhm nimmt mit der Staatskapelle Mozarts Entführung auf.
Kurt Masur als Chef des Gewandhausorchesters setzt die Aufnahme der chorsinfonischen Werke Mendelssohns mit dem Lobgesang fort.
Es beginnen Aufnahmen kleinerer geistlicher Werke Mozarts unter der Leitung Kegels, die bis zu dessen Tod fortgeführt werden.
Reisen führen den Rundfunkchor und das Rundfunk-Sinfonieorchester Leipzig zum 2. Festival Wratislavia cantans nach Wrocław und in sieben italienische Städte.
Herbert Kegel leitet – erstmals nach dem Zweiten Weltkrieg in Leipzig – eine Aufführung von Mahlers 8. Sinfonie (Sinfonie der Tausend).
1974 |
Herbert Kegel führt mit den Leipziger Rundfunkklangkörpern Henzes Floß der Medusa in einem Anrechtskonzert in Leipzig auf.
Marek Janowski ist der Dirigent der Weberschen Euryanthe, Heinrich Hollreiser des Wagnerschen Rienzi und Giuseppe Patané des Requiems von Verdi für die Schallplatte. An allen Aufnahmen ist die Staatskapelle Dresden beteiligt.
Horst Neumann produziert eine Platte mit Chorwerken von Brahms.
1975 |
Herbert Kegel dirigiert – erstmals in der DDR – eine Parsifal-Aufführung. Neben den Leipziger Rundfunk-Klangkörpern stehen internationale Stars (Parsifal: René Kollo) auf dem Podium. Der Mitschnitt des Konzertes hat noch heute Referenzcharakter.
In Leipzig leitet Kegel ein Konzert mit Orffs Carmina burana, Catulli carmina und Trionfo di Afrodite.
Horst Neumann nimmt mit dem Chor Deutsche Volkslieder von Brahms für die Platte auf.
1976 |
Schönbergs Oper Moses und Aron wird unter Kegel von den Leipziger Rundfunk-Klangkörpern in Leipzig produziert und im Konzert aufgeführt.
Herbert Blomstedt ist der Dirigent von Beethovens Leonore in einer Schallplattenproduktion mit der Dresdner Staatskapelle.
Der Rundfunkchor und das Rundfunk-Sinfonieorchester Leipzig fahren erstmals zu einem Gastspiel nach (West-) Berlin in die Philharmonie. Kegel dirigiert Brittens War Requiem und das Deutsche Requiem von Brahms.
Horst Neumann leitet vier Konzerte mit dem Rundfunkchor dem Rundfunk-Sinfonieorchester in Bulgarien.
1977 |
Zu Beginn der Spielzeit 1977/78 wird Horst Neumann Chefdirigent des Großen Rundfunkorchesters Leipzig. Parallel dazu bleibt er Leiter des Rundfunkchores bis zum Spielzeitende.
Erstmals steht das ehemalige Chormitglied Peter Schreier als Dirigent vor dem Rundfunkchor. In einem Rundfunk-Anrechtskonzert dirigiert er den Messias von Händel in der Fassung Mozarts.
Herbert Kegel leitet in einem Anrechtskonzert das Requiem, die Grande messe des Mortes op. 5, von Berlioz.
Im Rahmen des 39. Strasbourger Musikfestivals führen die Leipziger Rundfunk-Klangkörper unter der Leitung Herbert Kegels die Missa solemnis von Beethoven im Münster auf.
Karl Böhm leitet eine Schallplattenproduktion des Idomeneo von Mozart, Herbert Blomstedt des Peer Gynt von Grieg und Willi Boskowsky der Rosamunde von Schubert.
Orchester ist bei allen Aufnahmen die Staatskapelle Dresden.
1978 |
Horst Neumann nimmt mit dem Rundfunkchor A-cappella-Werke Schumanns für die Schallplatte auf.
Ab Beginn der Spielzeit 1978/79 ist der Chor ohne einen festen Leiter. Produzent Jochen Wehner, Chormitglied Gerhard Richter und später Gert Frischmuth arbeiten häufig mit dem Ensemble.
Ebenfalls ab Spielzeitbeginn 1978/79 löst Wolf-Dieter Hauschild Herbert Kegel als Chefdirigent von Rundfunkchor und Rundfunk-Sinfonieorchester Leipzig ab.
1979 |
Wolf-Dieter Hauschild nimmt bis 1982 das gesamte A-cappella-Werk von Johannes Brahms mit dem Rundfunkchor auf.
Im September reisen die Leipziger Rundfunk-Klangkörper zu Konzerten nach Paris. In der St. Eustache führen sie unter der Leitung Hauschilds Werke von Strawinsky und Schubert auf, auf dem Pressefest der Humanité ein buntes Programm.
Im Oktober gastiert der Chor zusammen mit dem Großen Rundfunkorchester Leipzig in Kiew.
1980 |
Am Beginn der Spielzeit 1980/81 wird Jörg-Peter Weigle Leiter des Rundfunkchores.
In der Dresdener Hofkirche produziert der DDR-Fernsehfunk in Coproduktion mit der BBC unter der Leitung Herbert Kegels das War Requiem von Britten. Neben dem Rundfunkchor Leipzig wirken das BBC Welsh Symphony Orchestra und ein Kammerorchester der Dresdner Philharmonie mit.
Carlos Kleiber steht einer Aufnahme des Wagnerschen Tristan vor, Herbert Blomstedt einer Schallplattenproduktion der 9. Sinfonie von Beethoven.
Das Orchester ist in beiden Fällen die Staatskapelle Dresden.
1981 |
Das Gewandhausorchester und Kurt Masur sind die Partner bei der Aufnahme des Fidelio von Beethoven, das Neue Bachische Collegium Musicum und Peter Schreier bei der Aufnahme der h-Moll-Messe von Bach sowie das Rundfunk-Sinfonieorchester Leipzig bei Aufnahmen von Händels Israel in Ägypten und Schumanns Das Paradies und die Peri, beides unter der Leitung Hauschilds.
Im Oktober 1981 wirkt der Rundfunkchor in den Eröffnungskonzerten des Neuen Gewandhauses mit. Kurt Masur dirigiert Beethovens 9. Sinfonie und die Gesänge an die Sonne des Leipziger Komponisten Siegfried Thiele.
1982 |
Peter Schreier dirigiert eine Aufnahme des Requiems von Mozart mit der Staatskapelle Dresden.
Im November gastieren die Leipziger Rundfunk-Klangkörper in 11 japanischen Städten. Auf dem Tourneeplan stehen Beethovens 9. Sinfonie und Missa solemnis sowie das Deutsche Requiem von Brahms.
Als Fernseh-Co-Produktion mit der BBC ist der Chor an einer Aufnahme des Messias von Händel in Chester beteiligt. Dirigent ist James Loughren.
1983 |
Das Jahr ist geprägt durch Schallplattenproduktionen mit der Staatskapelle Dresden: Wagner, Götterdämmerung (Janowski), mit dem Gewandhausorchester: Schubert, Rosamunde (Masur) und der Dresdner Philharmonie: Mozart-Messen und Beethoven, 9. Sinfonie (Kegel).
1984 |
Der Chor nimmt unter Colin Davis an der Produktion der Zauberflöte von Mozart teil.
Orchester ist die Staatskapelle Dresden.
Jörg-Peter Weigle nimmt mit dem Männerchor die CD In einem kühlen Grunde auf.
Im Juli gastieren die Leipziger Rundfunk-Klangkörper in acht italienische Städten.
Auf dem Programm stehen die 9. Sinfonie und Missa solemnis von Beethoven sowie das Deutsche Requiem von Brahms.
Unter Leitung von Peter Schreier wird Bachs Matthäuspassion eingespielt und unter Leitung von Colin Davis das Requiem von Fauré.
Das Orchester ist in beiden Fällen die Staatskapelle Dresden.
John Eliot Gardiner dirigiert in eine Rundfunk-Anrechtskonzert das Stabat mater von Rossini.
1985 |
Unter der Leitung von Peter Schreier gastiert der Chor zusammen mit dem Prager Kammerorchester in Wien und Salzburg. Aufgeführt werden die Cäcilienode von Händel und Mozarts Kantate Davidde penitente.
Nach dem Weggang Hauschilds wird Chorleiter Jörg-Peter Weigle zum Chefdirigenten des Rundfunkchores ernannt. Er übernimmt zahlreiche Konzertverpflichtungen für Wolf-Dieter Hauschild, z.B. im Mai in Florenz Händels Israel in Ägypten mit den Rundfunkklangkörpern.
Zusammen mit dem Rundfunk-Sinfonieorchester Leipzig führt eine weitere Reise im Sommer nach Dubrovnik, Zagreb, Maribor und Ljubljana. Unter Leitung von Jörg-Peter Weigle werden ein Anthem von Händel und dessen Oratorium Israel in Ägypten sowie Bachs Magnificat aufgeführt.
Neville Marriner steht am Pult der Staatskapelle Dresden bei der Aufnahme von Messen Joseph Haydns.
Kegel produziert mit der Dresdner Philharmonie Beethovens Chorfantasie und den Großinquisitor von Boris Blacher sowie in Leipzig mit dem Rundfunk-Sinfonieorchester das Deutsche Requiem von Brahms.
1986 |
Als DDR-Erstaufführung dirigiert Herbert Kegel Schönbergs Gurre-Lieder in Konzerten in Dresden und Berlin und nimmt das Werk auf. Neben dem Rundfunkchor Leipzig sind der Rundfunkchor Berlin, der Prager Männerchor und die Dresdner Philharmonie beteiligt.
Jörg-Peter Weigle produziert mit Still, wie die Nacht eine weitere Männerchor-Schallplatte.
Peter Schreier leitet Konzerte und eine Einspielung des Weihnachtsoratoriums von Bach mit der Staatskapelle Dresden, Kurt Masur mit dem Gewandhausorchester Konzerte und eine Einspielung des Mendelssohnschen Paulus.
1987 |
Max Pommer ist der Dirigent einer Einspielung von Glucks Orpheus (Rundfunk-Sinfonieorchester Leipzig), James Levine des Eugen Onegin von Tschaikowsky und Jeffrey Tate der Oper Hoffmanns Erzählungen von Offenbach (Staatskapelle Dresden).
Milan Horváth dirigiert in Berlin mit dem RSO Berlin und dem Rundfunkchor Berlin Mahlers 8. Sinfonie, Helmuth Rilling in Leipzig mit dem Rundfunk-Sinfonieorchester Leipzig alle sechs Kantaten des Weihnachtsoratoriums von Bach, Herbert Kegel zu Jahreswechsel Beethovens Missa solemnis im Schauspielhaus Berlin.
1988 |
Mit Beginn der Spielzeit 1988/89 wird Gert Frischmuth Chefdirigent des Rundfunkchores Leipzig.
Peter Schreier dirigiert den Rundfunkchor sehr häufig: in Aufnahmen und Konzerten von Bachs Johannes-Passion, Mozarts Krönungsmesse und des Oratoriums Auferstehung und Himmelfahrt Jesu von C. Ph. E. Bach. Diese Werke werden zum Teil auch auf Reisen in Wien, Villach, Vaduz, Stresa, Stuttgart, Köln und Dresden geboten.
Am 1. September, dem Weltfriedenstag, dirigiert Tadeusz Strugala Brittens War Requiem auf dem Festival Wratislavia cantans in Wrocław mit den Leipziger Rundfunk-Klangkörpern.
Mit Kurt Masur und dem Gewandhausorchester werden Mendelssohns Lobgesang und Griegs Peer Gynt aufgenommen.
In der Westberliner Philharmonie führen im Dezember der Rundfunkchor und das Rundfunk-Sinfonieorchester Leipzig unter der Leitung von Max Pommer Bachs Weihnachtsoratorium auf.
1989 |
Das Jahr beginnt in Israel mit elf Konzerten des Deutschen Requiems und dem Schicksalslied von Brahms unter der Leitung von Kurt Masur mit dem Israel Philharmonic Orchestra.
Peter Schreier nimmt Mozarts c-Moll-Messe mit dem Rundfunkchor und der Staatskapelle Dresden auf und leitet in Gloucester eine Fernsehproduktion der Johannes-Passion von Bach. Das Orchester ist das BBC Welsh Symphony Orchestra, das auch an einer Aufführung der 2. Sinfonie von Mahler in Cardiff beteiligt ist. In Swansea singt der Chor ein A-cappella-Konzert unter Leitung von Frischmuth.
Im Herbst gastieren die Leipziger Rundfunk- Klangkörper auf dem Flandern-Festival. Max Pommer leitet in Gent eine Aufführung der Deutschen Sinfonie von Eisler, Gert Frischmuth ein A-cappella-Konzert im niederländischen Oostburg.
Am 23. Dezember gastieren die Leipziger Rundfunk-Klangkörper in der Westberliner Philharmonie mit Händels Messias. Dirigent ist Orchesterchef Max Pommer.
Sir Colin Davis ist der Dirigent einer Produktion von Webers Freischütz mit der Staatskapelle in Dresden.
Konzerte führen das Ensemble nach Salzburg (Dvořák: Stabat mater, Mozarteumorchester/Schreier), Aix en Provence (Beethoven: 9. Sinfonie, Gewandhausorchester/Masur) und Westberlin (Janáček: Glagolitische Messe und Gubaidulina: Alleluja, Berliner Philharmoniker/Rattle).
Am 2. Oktober ist der Rundfunkchor mit einer Aufführung der 9. Sinfonie von Beethoven am Festakt zum Ende der DDR im Berliner Schauspielhaus beteiligt. Masur dirigiert das Gewandhausorchester.
Am 3. Oktober singt der Rundfunkchor im Festakt zur Wiedervereinigung in der Berliner Philharmonie. Helmuth Rilling dirigiert die Gächinger Kantorei und das Berliner Philharmonische Orchester.
Das Jahr endet mit Konzerten des Händelschen Messias unter Pommer mit dem Rundfunk-Sinfonieorchester Leipzig in Madrid und Barcelona.
1991 |
Zum Auftakt des Mozart-Jahres dirigiert Peter Schreier die c-Moll-Messe im Berliner Schauspielhaus mit dem Rundfunkchor Leipzig und dem Kammerorchester Carl Philipp Emanuel Bach.
Eine Produktion von Bachs h-Moll-Messe sowie Konzert in Berlin und Dresden werden von Schreier geleitet.
Ebenfalls unter Schreiers Leitung wird auf einer Reise nach Wien, Linz, Bologna, München, Passau, Strasbourg, Ludwigsburg und Dresden Händels Messias in der Mozart-Fassung gesungen. das Orchester ist das Kammerorchester Carl Philipp Emanuel Bach.
Zum Jubiläum 150 Jahre Mozarteum-Orchester singt der Rundfunkchor das Te Deum von Bruckner. Es dirigiert Hans Graf.
Im Sommer singt der Rundfunkchor in der John-Neumeier-Produktion des Requiems von Mozart unter der Leitung von Michael Tilson-Thomas. Es spielt die Staatskapelle Dresden. Ebenfalls in Salzburg wird unter der Leitung von James Levine, zusammen mit den Wiener Philharmonikern, Beethovens Missa solemnis aufgeführt.
In einer Aufführung des Requiems von Mozart am 5. Dezember, dem 200. Todestag des Meisters, singt das Ensemble das letzte Mal unter seinem alten Namen Rundfunkchor Leipzig. Kurt Masur leitet das Gewandhausorchester.