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Geduld trägt Rosen

Mit neuem Chef einer neuen Zeit entgegen  [XXI]

 

Chronik des Leipziger Rundfunkchores

von Rüdiger Koch

 

Ankunft des Rundfunkchores vor dem Teatro del Palazzo dei Congressi in Stresa
Foto: Chortagebuch des Rundfunkchores Leipzig

 

Der Sommer 1988: Unterwegs zwischen Polen und Italien  XXI-02

Obwohl Gert Frischmuth die Position als Chef des Rundfunkchores am 1. August 1988 antrat, begann die Spielzeit 1988/89 mit zwei – eigentlich drei – Reisen, deren Programme noch von Jörg-Peter Weigle bzw. von Gerhard Richter einstudiert worden waren.
Zum 200. Todestag von Carl Philipp Emanuel Bach dirigierte Peter Schreier Bachs Oratorium Auferstehung und Himmelfahrt Jesu auf verschiedenen internationalen Festivals und hatte sich dazu wieder den Rundfunkchor Leipzig gewünscht.

In dem Bericht von Helga Kuschmitz in einer Leipziger Zeitung heißt es über ein Konzert im italienischen Stresa:
„Peter Schreier delegierte den Beifall neidlos auf den Rundfunkchor, war es doch sein Wunsch gewesen, bei internationalen Festspielen nachdrücklich auf ihn aufmerksam zu machen. Das nicht nur in alter, langjähriger Verbundenheit (Schreier begann seine Sängerlaufbahn im Rundfunkchor Leipzig), sondern weil er niemals einen besseren Chor erlebt habe.“

Vor dem Konzert in Stresa gastierten der Rundfunkchor und das Kammerorchester Carl Philipp Emanuel Bach in der Wiener Augustinerkirche, im Kongresshaus in Villach und – im Rahmen der Kulturtage aus Anlass des 50jährigen Regierungsjubiläums S. D. Franz Josef II. – im Vaduzer Saal des Fürstentums Liechtenstein.

Über das Liechtensteiner Konzert findet sich folgende Randnotiz im Chortagebuch:
„20 Uhr Konzert. S. D. Fürst Josef II. Ist anwesend (und schlief während des Konzerte auch mal kurz ein – naja im 8. Lebensjahrzehnt). Zugabe wie gehabt: Ave verum.“

Programmzettel der Konzerte in Wien und Liechtenstein
Dokumente: Arciv des Leipziger Rundfunkchores

Eine Woche später wird die Tournee mit dem selben Werk (in leicht veränderter Chorbesetzung) mit Konzerten in der Stuttgarter Liederhalle und der Kölner Philharmonie fortgesetzt.
Die Kölner Rundschau ist sowohl vom gesamten Konzert als auch vom Chor begeistert:
„ … souverän entledigte sich der Rundfunkchor Leipzig der ihm zugedachten Aufgabe. Nicht umsonst bedienten sich so prominente Dirigenten wie Karl Böhm, Herbert von Karajan oder Carlos Kleiber dieses Chores für eine Reihe von vorzüglichen Schallplattenaufnahmen: herrliche Stimmen, die sehr nuanciert eingesetzt werden konnten …
Die Zugabe indes war dem Leipziger Chor vorbehalten. So schön und erfüllt hört man Mozarts
Ave verum höchst selten.“

 

Wolfgang Amadeus Mozart: Ave verum

 

Motette für vier Singsstimmen, 2 Violinen, Viola, Violoncello, Kontrabaß und Orgel
Rundfunkchor Leipzig ⋅ Choreinstudierung Gert Frischmuth
Felix Friedrich, Orgel
Rundfunk-Sinfonieorchester Leipzig
Dirigent: Max Pommer
Aufnahme: Sender Leipzig am 12 Mai 1989 in der Nikolaikirche zu Leipzig
Tonmeister: Eckard Schönberg ⋅ Toningenieur: Manfred Weber

 

Reisebericht aus dem Chortagebuch

 

Zwischen den beiden Tournee-Teilen folgen Rundfunkchor und Rundfunk-Sinfonieorchester Leipzig einer erneuten Einladung zum Festival Wratislavia Cantans nach Wrocław.
Der Festival-Leiter, Dirigent Tadeusz Strugała, dirigiert am Weltfriedenstag, dem 1. September, genau 49 Jahre nach dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs, Benjamin Brittens War Requiem in der Maria-Magdalenen-Kathedrale des ehemaligen Breslau.

 


 

Kapitelübersicht

→ XXI Geduld Trägt Rosen: Mit Gert Frischmuth einer neuen Zeit entgegen
→ XXI-01 Gert Frischmuth: Ein Mann der leisen Töne
Sommer 1988: Unterwegs zwischen Italien und Polen
→ XXI-03 Erste Aufgaben für den neuen Chefdirigenten
→ XXI-04 Max Pommer: Mozartiana
→ XXI-05 Brückenbau nach Israel: Mit Masur im Heiligen Land
→ XXI-06 Atemlos: Von Israel über Dresden nach Gloucester
→ XXI-07 A cappella in Swansea
→ XXI-08 Die „Ruhe“ vor dem Sturm – Normalität im Wendejahr 1989
→ XXI-09 Leipzig im Fokus der Welt: Der Rundfunkchor in Flandern

 


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