
Die 1980er Jahre
Nach Westen und Osten [XIX]
Chronik des Leipziger Rundfunkchores
von Rüdiger Koch
Auf Festivals in Salzburg, Wien, Florenz und Jugoslawien [XIX-06]
Die drei für das Jahr 1985 in Aussicht stehenden Westreisen schienen zu suggerieren, dass der Rundfunkchor Leipzig nun endgültig in der Riege der Reise-Ensembles angekommen war.
Gleich im Januar eröffnen der Rundfunkchor und das Prager Kammerorchester unter der Leitung von Peter Schreier die Salzburger Mozartwoche.
Aufgeführt werden im Großen Festspielhaus Händels Cäcilien-Ode in der Bearbeitung Mozarts und dessen Kantate Davidde penitente. Der Salzburger Kurier verglich die Aufführung mit einem am selben Ort veranstalteten Konzert der c-Moll-Messe mit dem Südfunk-Chor und dem Württembergischen Kammerorchester Heilbronn unter Klaus Martin Ziegler. Über die Schreier-Interpretation hieß es:
„Mit einem erstklassigen Chor (vom Leipziger Rundfunk), dem hellwachen Prager Kammerorchester, zwei vorzüglichen Sängerinnen (Sylvia Greenberg, Ann Murray) und Peter Schreier als Dirigenten. Nett, gediegen und pünktlich. Wie eine hübsche Fleißaufgabe.“
Auch die Baden-Württemberger bekamen „ihr Fett weg“: „Wirklich unverbindlich passierte dann die Wiedergabe der c-moll-Messe … mit dem sympathischen, doch letztlich zu wenig durchschlagskräftigen Südfunk-Chor Stuttgart und dem auf elegantem Einheitssound abgestimmten Württembergischen Kammerorchester.“
Hörprobe
Wolfgang Amadeus Mozart: “Davidde penitente” c-moll KV 469
Cantiam le glorie. Allegro vivace
Se vuoi, puniscimi. Largo
Sii pur sempre benigno, oh Dio. Adagio
Rundfunkchor Leipzig · Choreinstudierung Jörg-Peter Weigle
Rundfunk-Sinfonieorchester Leipzig
Dirigent: Peter Schreier
Aufnahme: Rundfunk der DDR am 24. März 1987 im Gewandhaus Leipzig
Künstlerische Aufnahmeleitung: Erich Götze
Technische Aufnahmeleitung: Michael Kempter
Das selbe Programm wurde an den beiden Folgetagen im Großen Saal des Wiener Musikvereins gegeben.
Eingedenk des Rufes der Wiener Kritik, ausländische Interpreten eher reserviert zu beurteilen, waren die Worte des Rezensenten beinahe überschwänglich:
„Die Qualität der Aufführungen beider Werke muß man als ganz hervorragend bezeichnen … Peter Schreier, der sich mittlerweile von einem Kuriosum am Dirigentenpult zu einem ernstzunehmenden Interpreten gewandelt hat, leitete umsichtig und mit ansteckender Begeisterung das sehr gut klingende Prager Kammerorchester und den sauber singenden Leipziger Rundfunkchor.“
Die anderen beiden Reisen des Jahres 1985 waren Anfang Mai ein kurzer Trip nach Florenz zur Eröffnung des 48. Maggio Musicale Fiorentino und Ende August eine Tournee nach Jugoslawien.
In Florenz stand Händels Oratorium Israel in Ägypten auf dem Programm, ein Werk, das nach der Schallplattenproduktion aus dem Jahr 1981 unter Wolf-Dieter Hauschilds Leitung zum ständigen Repertoire der Leipziger Rundfunk-Klangkörper gehörte.
In Florenz waren die Solisten Venceslava Hruba-Freiberge (Sopran), Ute Selbig (Sopran), Rosemarie Lang (Alt), Jürgen Kurth (Bariton) und Tomas Möwes (Bass) an der Aufführung beteiligt.
Die Tenorpartie interpretierte Ekkehard Wagner, Chortenor des Leipziger Rundfunkchores.
Diesmal war der Reiseplan so eng “gestrickt”, dass für die Schönheiten der Kulturmetropole am Arno mehr als nur ein kurzer Stadtbummel nicht möglich war.
Im kroatischen Dubrovnik wurde mit Händels Oratorium Israel in Ägypten das 36. Sommerfestival beendet. In einem weiteren Konzert erklangen, ebenfalls im Franziskanerkloster, Bachs Magnificat und ein Anthem von Händel. Die Kirche war an beiden Abenden überfüllt „und viele Musikbegeisterte harrten bis zum Schluß sogar auf der Placa vor dem Kloster aus, um ein paar Klänge aus den geöffneten Kirchenfenstern zu erhaschen“, heißt es in einem Zeitungsbericht von Livia Neugebauer.
Beide Konzertprogramme wurden auch in Zagreb gegeben. Vom zweiten Konzert in Zagreb berichtet der Chronist im Chortagebuch am 28. August: „In der ersten Reihe weinten einige Zuhörer bei ‚The Lord shall reign‘.“
Weitere Stationen waren Maribor und Ljubljana in Slowenien.
Die Reisen nach Florenz und Jugoslawien unterschieden sich in einer Hinsicht von vorangegangenen Tourneen: Am Pult von Rundfunkchor und Rundfunk-Sinfonieorchester Leipzig stand Jörg-Peter Weigle.










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