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Die 1980er Jahre

Nach Westen und Osten: Italien

Chronik des Leipziger Rundfunkchores

von Rüdiger Koch

 

 

Italien: Nach der Missa noch die Neunte[XIX-05]

Nach den schönen und erfolgreichen Konzertreisen nach England und Italien blieb das Jahr 1983 ohne Auslandsgastspiele. 1984 folgten Rundfunkchor und Rundfunk-Sinfonieorchester Leipzig einer Einladung zum Abruzzen-Festival in die Gegend um das italienische L’Aquila. Dieses Musikfest war 1984 der Musik und Architektur der DDR gewidmet.

In einem Zeitungsinterview äußerte sich Wolf-Dieter Hauschild, der alle Konzerte dirigierte, zum Reise-Repertoire:
„Von den Gastgebern – vor allem der Festivalleitung von L’Aquila – wurde in erster Linie Chorsinfonik gewünscht, und wir haben mit der ‚Missa solemnis‘ von Beethoven und dem ‚Deutschen Requiem‘ von Brahms Werke angeboten, die in Italien nicht so populär sind wie beispielsweise das Verdi- oder das Mozart-Requiem … Die Neunte von Beethoven – die unser Gastspielprogramm vervollständigte – ist dagegen in Italien ähnlich populär wie bei uns.“

Die Basiliken San Bernardino und Santa Maria di Collemaggio in L’Aquila boten stimmungsvolle Kulissen für die Konzerte mit der Missa und dem Deutschen Requiem.
In Avezzano war vorgesehen, auf dem Vorplatz der neuen Kathedrale die Missa solemnis aufzuführen. Wegen ungünstiger akustischer und technischer Bedingungen hatte Hauschild entschieden, statt der Missa die Neunte und zuvor das Meistersinger-Vorspiel zu bringen.

„Daß das Konzert nur mit leichten Verstimmungen absolviert wurde, war wohl unter diesen Umständen unvermeidlich. Schließlich mußten sich auch die Solisten auf das andere Werk umstellen. Außerdem galt es, die fehlenden Schlagzeuger im Finale der IX. Sinfonie zu ersetzen: dankenswerterweise übernahmen Herr Weigle und Herr Opitz (also Chorleiter und erster Hornist!) diese Aufgabe“, ist im Reisebericht des Chortagebuches zu lesen.

 

 

 

 

Insgesamt ließ die Organisation der Tournee zu wünschen übrig: In zwei Konzertorten war der Chor auf viele kleine Hotels verteilt worden, die zu suchen sehr viel Zeit in Anspruch nahm. In Florenz – ein „kleiner“ Abstecher in den Norden Italiens unterbrach den Aufenthalt in den Abruzzen – dauerte die Suche nach den Hotels gar dreieinhalb Stunden! Erschwert wurde die Reise zudem durch die sehr hohen Temperaturen. Oftmals waren die in Kleiderkisten transportierten Kleider und Anzüge zum abendlichen Konzert noch nass vom Konzert des Vortages.
Unter dem 13. Juli 1984 ist über das Konzert in Fermo zu lesen:
„Beim Konzert („Missa solemnis“) hatten wir guten Erfolg und wieder ein recht temperamentvolles Publikum mit einem besonderen Wunsch: wir sollten nach der ‚Missa‘ noch das Finale der IX. Sinfonie anschließen … Beim Nachhausegehen spürten wir etwas von der Enttäuschung darüber, daß wir diesen Wunsch nicht hatten erfüllen können.“

Vermutlich waren Beethovens Neunte und die Missa auf den Plakaten angekündigt gewesen. Den Höhepunkt der Reise stellte – wieder nach Norditalien zurückgekehrt – ein Konzert in der grandiosen Arena von Verona dar. Vor etwa 8.000 Zuhörern erklang Beethovens Missa.

Am Ende des Gastspiels konnten die Chormitglieder auf eine gleichermaßen anstrengende wie erfolgreiche Tournee zurückblicken. Für die organisatorischen Unzulänglichkeiten wurden sie durch die herrliche Landschaft am Fuße des Gran Sasso, durch grandiose Kirchen und Plätze und mit einem freien Tag in Florenz reichlich belohnt.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


 

Kapitelübersicht

→ XIX Die Grenzen werden durchlässiger
→ XIX-01 Paris 1979
 → XIX-02 Kiew 1979
→ XIX-03 Japan
→ XIX-04 England
Italien

 


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