
Die 1980er Jahre
Nach Westen und Osten: Japan
Chronik des Leipziger Rundfunkchores
von Rüdiger Koch
Japan! [XIX-03]
Bis zu den nächsten Konzertreisen in den europäischen Westen vergehen zwar drei Jahre, dafür geht es aber vom 24. Oktober bis zum 14. November 1982 in den Fernen Osten, nach Japan.
Zusammen mit dem Rundfunk-Sinfonieorchester unter Chefdirigent Hauschild ist ein anspruchsvolles Reiseprogramm erarbeitet worden: Neben Beethovens 9. Sinfonie und Missa solemnis das Deutsche Requiem von Johannes Brahms. Diese drei Werke gehören zu den für einen Chor anspruchsvollsten Werken. Wer noch dazu die in Zahlen auszudrückenden Eckpunkte der Reise betrachtet, kann sich leicht vorstellen, wie strapaziös die Tournee für den Chor und das Orchester gewesen ist: In 10 Städten wurden 13 Konzerte vor etwa 40.00 Zuhörern gegeben, sechs Mal die Neunte, drei Mal die Missa solemnis und vier Mal das Deutsche Requiem. Die Klangkörper konzertierten auf allen vier japanischen Hauptinseln und legten innerhalb Japans somit ca. 5.000 km zurück!
Die Einladung war von der größten japanischen Rundfunk- und Fernsehanstalt NHK ausgesprochen worden. Die Tokioter Konzerte aller drei Werke wurden vom NHK-Fernsehen aufgezeichnet und zeitnah gesendet. Die Kritik ist begeistert und lobt vor allem die Ensembleleistung:
„Der Vorteil, der mir am meisten gefallen hat, liegt in dem Einheitsgefühl des Einklangs zwischen dem Orchester und dem Chor … Hier besteht unbestritten eine Welt der einwandfreien Harmonie von Klang und Ton, die über jegliches Image hinausgeht. Denn das Orchester kennt den Ton des Chores gründlich und der Chor den Klang des Orchesters bis ins kleinste Detail.“ (Mosaoki Ohki in Mainichi Shinbun, 2. November 1982).


















Die Chormitglieder sind begeistert von der perfekten Organisation der Tournee, von den modernen Transportmitteln, von den technischen Möglichkeiten dieses Landes, von den wundervollen Konzertsälen und von der japanischen Landschaft.

Hiroshima: Im Gedenkpark für die Atombombenopfer singt der Rundfunkchor unter Jörg-Peter Weigels Leitung Mozarts „Ave verum“
Foto: Manfred Huth-Archiv des Leipziger Rundfunkchores
Über das Konzert in Hiroshima steht in einem Reisebericht im Chortagebuch:
„Unsere Missa solemnis in Hiroshima war gut, war ein Höhepunkt auf unserer Tournee und hat mit Sicherheit erfüllt, was sein sollte.
Wir wollten in dieser Stadt dieses Werk singen mit seinen Schlußworten ‚dona nobis pacem‘ – das war unser Anliegen …“
Zuvor sang der Chor im Gedenkpark für die Atombombenopfer unter Jörg-Peter Weigles Leitung Mozarts Ave verum.
In Tokio hatte die Konzertreise mit der Neunten und der Missa begonnen. Und in Tokio sollte sie mit dem Deutschen Requiem enden.
Der Rückflug über Nowosibirsk und Moskau verzögert sich erheblich. Am 10. November war Leonid Breshniew, der Generalsekretär der KPdSU, gestorben. Wegen der zu den Beisetzungsfeierlichkeiten anreisenden Staatsgäste war der Flugraum überlastet.
Erst am 15. November gegen 4.30 Uhr treffen Chor und Orchester wieder am Funkhaus in der Leipziger Springerstraße ein.
Kapitelübersicht
→ XIX | Die Grenzen werden durchlässiger |
→ XIX-01 | Paris 1979 |
→ XIX-02 | Kiew 1979 |
• | Japan |
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