Zeitenwende [XVI]
Chronik des Leipziger Rundfunkchores
von Rüdiger Koch

Autogrammstunde mit Siegfried Jerusalem (Lohengrin), Anthony Raffell (Telramund,) Ute Vinzing (Ortrud), Siegfried Vogel (König Heinrich) und Wolf-Dieter Hauschild im Nikisch-Zimmer des Neuen Gewandhauses
Foto: vermutlich FF dabei im MDR-Chorarchiv
Große Abende der Oper und Chorsinfonik XVI-05
Der neue Chef Wolf-Dieter Hauschild wollte die Traditionen der Leipziger Rundfunk-Klangkörper fortführen, also durchaus neue Musik bringen. Er bekannte sich auch ausdrücklich dazu, chorsinfonische Werke und konzertante Opern in den Konzertplan aufzunehmen. Aufgrund seiner Frankfurter Theaterzeit sowie von Gastdirigate an der Deutschen Staatsoper und der Komischen Oper in Berlin wies sich Hauschild als gestandener Opernkapellmeister aus. Souverän, temperamentvoll und mitreißend leitete Hauschild in den Konzerten des Senders Leipzig Aufführungen der selten gespielten Opern Aus einem Totenhaus von Leoš Janáček und Hans Heiling von Heinrich Marschner. Unvergleichlich ist auch sein Lohengrin von Januar 1983 mit Siegfried Jerusalem in der Titelpartie.
SLIDESHOW:
Probe zur konzertanten Aufführung des „Lohengrin“ mit den Solisten Siegfried Jerusalem (Lohengrin), Anthony Raffell (Telramund,) Ute Vinzing (Ortrud), Ekkehard Wlaschiha (Heerrufer) und Siegfried Vogel (König Heinrich)
Fotos: Werner Säubert
„Und sie alle – Solisten, Chöre und Orchester – hatte Wolf-Dieter Hauschild fest in der Hand. Seine Konzeption vermochte er energisch und konzentriert, jedoch nicht minder klangsinnlich umzusetzen, so daß er zu Recht einige Sonder-Bravos erhielt. Es war ein großer Abend!“, schrieb Udo Klement in der Union zum Lohengrin.
→ | Kritiken und Hörbeispiele aus der „Lohengrin“-Rundfunkübertragung |
Auch auf dem Gebiet der Chorsinfonik gelangen dem Rundfunkchor und dem -Sinfonieorchester unter Hauschild schöne Aufführungen. Schon über die erste Zusammenarbeit mit dem neuen Chefdirigenten, ein Konzert mit der As-Dur-Messe von Franz Schubert im Oktober 1978, schrieb Hellmut Döhnert im Sächsischen Tageblatt:
„Auf der Grundlage der Einstudierung durch Gerhard Richter war Wolf-Dieter Hauschild, der neue Chefdirigent des Orchesters und Chores, mit sicherem Gespür für eine wohlausgewogene klangliche Balance zwischen den beiden Klangkörpern am Werke. Es ist beruhigend zu wissen (was gerade auch durch diese Aufführung Bestätigung fand), daß in ihm ein Nachfolger Kegels gefunden werden konnte, der gleichwohl Chor- wie Orchesterleiter ist, beiden Ensembles volle Aufmerksamkeit widmen und sie deshalb auch voll fordern kann.“

Zeitungsankündigung der zweiten Spielzeit mit dem neuen Chefdirgenten Wolf-Dieter Hauschild
Dokument: Archiv des Leipziger Rundfunkchores
In seinen ersten beiden Spielzeiten dirigierte Wolf-Dieter Hauschild unter anderem Konzerte mit Bachs Magnificat, Brahms‘ Nänie und Schicksalslied, Beethovens 9. Sinfonie, Joseph Haydns Theresien-Messe und Die Sieben Worte des Erlösers am Kreuz, Max Regers 100. Psalm sowie zwei Uraufführungen: Paul Dessaus Internationale Kriegsfibel und Fritz Geißlers Oratorium Die Flamme von Mansfeld.
→ | Kritiken und Hörbeispiel zu Regers 100. Psalm aus der Rundfunkübertragung |
Kapitelübersicht
→ XVI-01 | Positionswechsel mit Wunden |
→ XVI-02 | Letzte musikalische Höhepunkte unter Kegel und Neumann als Chefs |
→ XVI-03 | Wie weiter mit dem Rundfunkchor? |
→ XVI-04 | Schnell gefunden: Der neue Chefdirigent Wolf-Dieter Hauschild |
• | Große Abende der Oper und Chorsinfonik |
→ XVI-06 | Politisches Kalkül versus künstlerische Vorbehalte |
→ XVI-07 | Das Interregnum: Frischmuth – Wehner – Richter |
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