Zeitenwende [XVI]
Chronik des Leipziger Rundfunkchores
von Rüdiger Koch
Schnell gefunden:
Der neue Chefdirigent Wolf-Dieter Hauschild XVI-04
Die Nachfolge Herbert Kegels als Chefdirigent des Rundfunk-Sinfonieorchesters Leipzig schien für den Rundfunk eine deutlich höhere Priorität zu besitzen und wurde auch schneller geregelt als die Neubesetzung der Stelle des Chorleiters.
Obwohl der neue Orchesterchef, wie vormals Herbert Kegel, auch Chefdirigent des Chores werden würde – laut der offiziellen Ausschreibung für die Neumann-Nachfolge suchte der Rundfunk für den Rundfunkchor nur „einen hochqualifizierten Dirigenten“ und keinen Chefdirigenten – wird der Chor in die Suche nach diesem neuen Chefdirigenten kaum eingebunden.
Mit dem Favoriten des Orchesters, Wolf-Dieter Hauschild, findet nur ein Konzert unter Chorbeteiligung statt.
Am 27. September 1977 dirigiert Hauschild u.a. das Konzert für Chor, zwei Klaviere, Bläser und Pauken, Musen Siziliens, von Hans Werner Henze.

Eintragung in das Chortagebuch zu Hauschilds erstem Konzert mit dem Leipziger Rundfunkchor am 27. September 1977
Dokument: Archiv des Leipziger Rundfunkchores
Hans Werner Henze: Musen Siziliens
Hörproben-Ausschnitt aus Adagio „Alpinas a!“ (Ekloge 10)
Text: Vergilius
Solisten: Dieter Brauer · Bernd Casper, Klavier
Rundfunkchor Leipzig
Rundfunk-Sinfonieorchester Leipzig
Dirigent: Wolf-Dieter Hauschild
Verlag: Schott
Aufnahme: Sender Leipzig am 27. September 1977 in der Leipziger Kongreßhalle
Tonmeisterin: Helga Taschke

Kritiken aus Leipziger Tageszeitungen zu Hauschilds erstem Konzert mit dem Leipziger Rundfunkchor
Dokument: Archiv des Leipziger Rundfunkchores
Über die erste Probe Hauschilds, den der Chor als Leiter des Berliner Rundfunkchores kannte, ist im Chortagebuch zu lesen:
„Hauschild legt seine Probe musikantisch an, arbeitet sehr ökonomisch mit dem Blick auf das Wesentliche, läßt singen u. gibt auch hie u. da Hinweise und Hilfen für die Realisierung seiner Wünsche. (Stimmtechnisch!) Alles in allem kann man sagen, daß die Mehrzahl der Chormitglieder schon bei der ersten Begegnung mit Hauschild von seiner Persönlichkeit u. seiner Arbeit sehr angetan war.“
Nachdem Wolf-Dieter Hauschild Ende November 1977 in einem Leipziger Rundfunk-Sinfoniekonzert für Luciano Berion, der eigene Werke dirigieren sollte, eingesprungen war, spricht das Chortagebuch schon unter dem Datum des 8. Dezember von der an diesem Tag stattfindenden „Inthronisation“ des Dirigenten.
Der zum Zeitpunkt seiner Berufung 40 Jahre junge Hauschild sollte seine neue Position als Chefdirigent von Rundfunkchor und Rundfunk-Sinfonieorchester Leipzig mit Beginn der Spielzeit 1978/79 antreten.
Wolf-Dieter Hauschild hatte an der Hochschule für Musik Franz Liszt in Weimar bei Hermann Abendroth studiert, dessen Nachfolger er nun in Leipzig werden sollte. Auf Meisterkursen bekam er weitere Anregungen von Hermann Scherchen und Sergiu Celibidache. Sozusagen im Schnellgang durchlief er dann die für einen deutschen Kapellmeister typischen Stationen als Repetitor und Erster Kapellmeister (1959 – 1963 am Nationaltheater Weimar) sowie Chefdirigent (am Kleist-Theater in Frankfurt/Oder bis 1971). Danach wurde er als Leiter des Rundfunkchores Berlin verpflichtet und hatte daneben ab 1974 die Position des Stellvertretenden Chefdirigenten von Rundfunk-Sinfonieorchester und Rundfunkchor Berlin inne.
Dass Hauschild den Berliner Rundfunk kannte, dürfte sich sehr positiv für die Leipziger Rundfunk-Klangkörper ausgewirkt haben, auch, dass er aus seiner Arbeit mit dem Berliner Rundfunkchor einschlägige Chorerfahrung besaß.
Christoph Willibald Gluck (1714–1787): Orpheus und Eurydike
Nr. 37 Chor: Aus dem Reich beglückter Schatten
Marga Schiml (Alt) – Orpheus
Kari Lövaas (Sopran) – Eurydike
Carola Nossek (Sopran) – Amor
Rundfunk-Sinfonieorchester Leipzig
Rundfunkchor Leipzig
Dirigent: Wolf-Dieter Hauschild
Choreinstudierung: Jörg-Peter Weigle
Aufzeichnung des 6. Anrechtskonzertes vom 13. Januar 1981 in der Kongresshalle Leipzig
Kapitelübersicht
→ XVI-01 | Positionswechsel mit Wunden |
→ XVI-02 | Letzte musikalische Höhepunkte unter Kegel und Neumann als Chefs |
→ XVI-03 | Wie weiter mit dem Rundfunkchor? |
• | Schnell gefunden: Der neue Chefdirigent Wolf-Dieter Hauschild |
→ XVI-05 | Große Abende der Oper und Chorsinfonik |
→ XVI-06 | Politisches Kalkül versus künstlerische Vorbehalte |
→ XVI-07 | Das Interregnum: Frischmuth – Wehner – Richter |
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