»O du fröhliche«
Die Weihnachtsoper „Das Christ-Elflein“ von Hans Pfitzner
Aller Orten wird in der Advents- und Weihnachtszeit Engelbert Humperdincks Oper Hänsel und Gretel aufgeführt. Jedoch ist der Bezug zum Weihnachtsfest recht weit hergeholt.
Mit dem Christ-Elflein von Hans Pfitzner existiert jedoch eine wahre Weihnachtsoper: Sie spielt am Heiligen Abend. Das Christkind höchstpersönlich tritt auf, auch Knecht Ruprecht und die Engel. Es geht um die Bescherung und einen Weihnachtsbaum …
Was ist von einer Komposition für das Weihnachtsfest mehr zu erwarten!
Im Leipziger Rundfunk wurde das Werk erstmals am 20. Dezember 1926 in einem Sendekonzert der Mitteldeutschen Rundfunk-AG (MIRAG) übertragen, ausgeführt von den Klangkörpern des jungen Senders, der Leipziger Oratorienvereinigung und dem Leipziger Sinfonieorchester. Am Pult stand der Komponist selbst.
Wenig später, am 9. Januar 1927, folgte eine weitere Sendung, diesmal von Friedrich Karl Duske geleitet.
Auch Chefdirigent Hans Weisbach nahm sich des Christ-Elfleins zu Weihnachten 1934 an.
In seiner Aufführung sang mit Erich Purfürst ein Chormitglied die kleinere Partie des Jochen.
Nach dem Zweiten Weltkrieg geriet Pfitzners Weihnachtsoper in Vergessenheit.
Zumindest produzierte Herbert Kegel vier Chöre aus der Oper mit dem Großen Rundfunkorchester Leipzig, den Damen des Rundfunkchores Leipzig und drei aus den Reihen des Chores stammenden Solisten am 12. Dezember 1951 in der Leipziger Kongresshalle.
Das Vorspiel zur Spieloper wurde allerdings bereits im November des Vorjahres aufgenommen, seinerzeit unter der Leitung des Rundfunk-Dirigenten Gerhard Pflüger:
Hans Pfitzner: Vorspiel zur Oper „Das Christ-Elflein“
Mitteldeutsches Rundfunkorchester
Dirigent: Gerhard Pflüger
Aufnahme: Mitteldeutscher Rundfunk, Sender Leipzig am 11. November 1950
Quelle:
Das Märchen der Ilse von Stach
Die Handlung der Oper soll hier nur soweit erzählt werden, wie sie für das Verständnis der Chöre relevant ist:
Ein Elflein lebt froh und zufrieden im Walde, fühlt sich jedoch zur Welt der Menschen hingezogen.
Am Weihnachtsabend erscheint das Christkind im Wald. Es möchte einen Weihnachtsbaum holen und ihn dem kranken Trautchen bringen.
Das Elflein brennt darauf, sich dem Christkind anzuschließen und mit zu den Menschen zu gehen.
Ein knorriger Tannengreis inszeniert mit anderen Waldgeistern einen Reigen, mit dem er das Elflein davon abzubringen versucht.
Es hilft alles nichts! Als Glocken die heilige Nacht ankündigen, folgt das Elflein dem Christkind unter dem Gesang der Engel zu den Menschen:
„Weicht, ihr Wolken“
In der Familie des kranken Trautchen ist Knecht Ruprecht zur Bescherung angekommen.
Die anwesenden Kinder singen ihm ein Lied:
„O komm‘ in uns’re Mitte“
Währenddessen kommt das Christkind mit dem leuchtendenden Weihnachtsbaum herein, in seinem Gefolge das Elflein.
Jedoch hat das Christkind noch einen weiteren Auftrag. Es soll die Seele des kranken Trautchen mit in den Himmel nehmen.
Aus Mitleid bietet das Elflein an, anstelle Trautchens mit in den Himmel gehen zu dürfen. Spontan ist Trautchen von seiner Krankheit geheilt. Darüber freut es sich, hätte jedoch gar zu gern die lieben Englein im Himmel gesehen.
Das Christkind läutet mit einem Schneeglöckchen, und Knecht Ruprecht ruft die Engel herbei:
„Christkindchen tut läuten“ und „Alle Engel freuen sich“
Als Dank für seine Erlösungstat darf das Elflein fortan jedes Jahr zu Weihnachten als Christ-Elflein auf die Erde zurückkehren.
Begleitet vom Gesang der Engel treten Christkind und Elflein durch das Himmelstor:
„Heilig ist der Herr“
Solisten (Mitglieder im Rundfunkchor Leipzig):
Ilona Tinschert, Sopran · Charlotte Ehrt, Sopran
Reinhard Kibel, Bariton – Knecht Ruprecht
Rundfunkchor Leipzig des Mitteldeutschen Rundfunks (Damen) · Choreinstudierung: Herbert Kegel
Großes Rundfunkorchester Leipzig (in der Archivdokumentation bezeichnet als Mitteldeutsches Rundfunkorchester)
Dirigent: Herbert Kegel
Künstl. Aufnahmeleitung: Eckart Schönberg
Techn. Aufnahmeleitung: Müller
Aufnahme: Mitteldeutscher Rundfunk – Sender Leipzig
am 12. Dezember 1951 in der Kongresshalle am Leipziger Zoo
Quelle:
Zum Werk
Pfitzner schrieb sein Werk 1906 nach einem Libretto von Ilse von Stach, die zweitweise in Leipzig beheimatet war.
Ursprünglich als Schauspielmusik konzipiert, arbeitete es Pfitzner später zur Märchenoper um.
Fritz Reiner brachte diese zweite Fassung 1917 an der Dresdner Hofoper zur Uraufführung.
Zwischen den beiden Weltkriegen etablierte sie sich in den Spielplänen der deutschen Opernhäuser, die Ouvertüre auch in den Konzertprogrammen.
Während der Zeit des Nationalsozialismus wurde das Christ-Elflein zwiespältig betrachtet. So wollte Gauleiter Mutschmann 1941 eine Dresdner Aufführung verbieten.
Nach dem Zweiten Weltkrieg geriet Pfitzner in die Kritik und sein Werk weitgehend in Vergessenheit.
Erst seit dem Beginn des 21. Jahrhunderts erlebt das Christ-Elflein eine zarte Renaissance. Das Mittelsächsische Theater in Freiberg beispielsweise brachte das Werk 2000 heraus. Es ist durchaus denkbar, dass dem Publikum der weihnachtlichen Zauber-der-Musik-Konzerte des Mitteldeutschen Rundfunks eine Aufführung von Teilen der Oper durchaus gefallen würde.
Weihnachtsgruß der FREUNDE UND FÖRDERER DES MDR-RUNDFUNKCHORES Leipzig e.V.
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