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Rundfunkchor-Alltag in der DDR [XIII]

oder: Die Kunst, mit Schwierigkeiten fertig zu werden

 

Chronik des Leipziger Rundfunkchores

von Rüdiger Koch

 

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Der Leipziger Rundfunkchor und sein Dirigent Herbert Kegel [letzte Reihe, Mitte] am 17. Juni 1953 auf einem Chorausflug nach Beucha und Ammelshain
Foto: Nachlass Gretel Fuchs – Sammlung Rüdiger Koch

Geselligkeit  XIII-06

In beiden [in der vorletzten Folge] betrachteten Rechenschaftsberichten freuen sich die Referenten darüber, dass einige gesellige Aktivitäten stattfanden:
Chorausflüge 1968 nach Meißen, 1969 nach Naumburg, Freyburg und Bad Kösen oder 1977 ins Schloss Augustusburg und nach Lengefeld sowie erstmals1967 eine Jahresabschlussfeier zusammen mit den ehemaligen Chormitgliedern.

Der Chor-Bassist Dieter Knorrn resümiert hingegen 1986:
„Die Geselligkeit kam in den letzten beiden Jahren zu kurz.
Neben zwei Weihnachtsfeiern mit unseren Rentnern und den Mitarbeitern des Hauses feierten wir unseren 40. Geburtstag mit Sir Neville Marriner, Vertretern der englischen und DDR-Schallplatte, der staatlichen Rundfunkleitung aus Berlin und Leipzig, dem geist- und humorvollen AGL-Vorsitzenden des Rundfunkchores Berlin, dem Direktor der Dresdner Philharmonie und seinen Mitarbeitern und natürlich auch mit unseren Freunden vom Raw Dresden an Bord eines hundertjährigen Rad-Dampfers.
Dass trotz der 40 und 100 Jahre gerade unsere jungen Kolleginnen und Kollegen unter der gekonnten Führung von Michael Gläser die Gäste und Gastgeber mit einer dem Chor würdigen musikalischen Gratulation erfreuten, ist ein hoffnungsvolles Zeichen.“

Die Feier zum 40. Chorgeburtstag war eingebettet in Schallplattenaufnahmen der Heiligmesse und der Theresienmesse von Joseph Haydn unter Leitung von Neville Marriner in Dresden.

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Jörg-Peter Weigles Auftritt als Panker
© Foto: Archiv des Leipziger Rundfunkchores – Privataufnahme

Auch in anderen Jahren nahmen gesellige Veranstaltungen einen wichtigen Platz im Chorleben ein:
Auf Chorfahrten ging es nach Meißen, Kriebstein, an den Süßen See bei Eisleben oder, am Rande von Konzerten zu den Arbeiterfestspielen 1964, ins thüringische Schwarzatal. Chorvergnügen wurden im Panoramacafé, im Club der Intelligenz (mit vorherigem Besuch der „Pfeffermühle“) oder auf dem „Schiff“ im Kulkwitzer See veranstaltet.
Nicht selten umrahmten auch Chormitglieder durch humoristische Einlagen (Knorrn) oder Puppenspiel mit selbst gefertigten Puppen (Johanna Schneiderheinze) die Geselligkeiten.
Ein Chorfasching fand im Februar 1987 statt, auf dem besonders Chefdirigent Jörg-Peter Weigle als Punker Furore machte.

 

„Wo man singt, da lass Dich ruhig nieder“

Die Chorfahrten und Chorvergnügen der 1960-er bis 1980-er Jahre setzten die schon in den ersten Jahren nach der Wiederbegründung des Chores begonnene schöne Tradition fort, Geselligkeit auch außerhalb des “Dienstes” zu pflegen.
Es kann heute aber nicht mehr festgestellt werden, welche Musikstücke während der Fahrten oder auf den Chorfesten gesungen und gespielt wurden. Das Volksliederquodlibet aus Herbert Kegels Feder wäre hierfür wohl bestens geeignet gewesen.

 

Herbert Kegel: Volksliederquodlibet

 

Rundfunkchor Leipzig
Dirigent: Dietrich Knothe
Aufnahme: Rundfunk der DDR am 29. Mai 1962
Künstlerische Aufnahmeleitung: Gerhard Steinke

 

Tagebuchbericht einer Rundfunkchor-Kulturfahrt

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Dokument: Archiv des Leipziger Rundfunkchores

 


 

Kapitelübersicht

XIII-01 Der Leipziger Rundfunkchor im Geflecht der gesellschaftlichen Strukturen
XIII-02 Die Gremien des Chores: AGL und KöAG
XIII-03 Rechenschaftsberichte – Die Kunst der subtilen Kritik
→ XIII-04 Gute Arbeit ./. Schlechte Arbeitsbedingungen
→ XIII-05 Fluch und Segen des sozialistischen Wettbewerbs
Geselligkeit
→ XIII-07 Der am schlechtesten bezahlte Rundfunkchor
→ XIII-08 Im Nebenberuf GGL/AGL-Mitglied
→ XIII-09 Hinter der Bühne: Die unsichtbaren Helfer
→ XIII-10 Der Einzelne und die Gemeinschaft
→ XIII-11 Staatsnah – und doch Staatsfern
→ XIII-12 Die „Drossel“. Gab es „Inoffizielle Mitarbeiter“ im Rundfunkchor?
→ XIII-13 Ein staatlicher Chor in kirchlichen Räumen

 

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