

oder: Die Kunst, mit Schwierigkeiten fertig zu werden
von Rüdiger Koch
Staatsnah – und doch staatsfern XIII-11
Aus den hier näher beleuchteten Berichten ist abzulesen, dass der Leipziger Rundfunkchor immer wieder herangezogen wurde, politische Feierlichkeiten zu umrahmen.
1970 erwähnt Rudi Wünsche Festveranstaltungen zum 50. Jahrestag der KPD und der Oktoberrevolution sowie zum 20. Jahrestag der DDR-Gründung. Knorrn nennt 1986 als Anlass den 40. Jahrestag der Befreiung vom Faschismus.
Aber auch in früheren Jahren sind beispielsweise Geburtstage von Stalin, Lenin oder des DDR-Präsidenten Wilhelm Pieck sowie Gründungsjubiläen der SED Anlässe, in politischen Jubelveranstaltungen mitzuwirken – schließlich waren die Sängerinnen und Sänger des Rundfunkchores Leipzig als Beschäftigte beim Staatlichen Rundfunkkomitee letztlich Staatsangestellte.
Doch lässt sich daraus schlussfolgern, dass der Rundfunkchor Leipzig und seine Mitglieder auch besonders staatsnah gewesen sind?
Und wie ließe sich Staatsnähe feststellen, messen?
Vielleicht kann die Mitgliedschaft in der Staatspartei SED darüber einige Aufschlüsse geben:
In den letzten Jahren der DDR hatte die SED bei 8 Millionen Werktätigen insgesamt etwa 2,2 Millionen Mitglieder.
Reduziert man diese Mitgliederzahl um geschätzte 0,6 Millionen aus der Gruppe der Rentner, gab es unter den arbeitenden Menschen etwa 1,6 Millionen SED-Mitglieder, also ca. 20 Prozent.
Im selben Zeitraum gehörten im Leipziger Rundfunkchor bei 68 bis 70 Mitgliedern nur zwei der SED an.
Das sind weniger als 3 Prozent. Diese Zahlen sprechen für sich – und gegen eine Staatsnähe des Chores und seiner Mitglieder.
Nur im Frieden darf ich träumen
Weise: Gertraude Wilhelm · Worte: Ursula Puschek
Volksliedquartett des Senders Leipzig (Mitglieder des Rundfunkchores Leipzig)
Großes Rundfunkorchester des Senders Leipzig
Dirigent: Günter Joseck
Aufnahme: Sender Leipzig am 9. Februar 1964
→ WEITER: nächste Folge am Sonnabend, 14. Oktober 2017
Kapitelübersicht
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→ XIII-01 | Der Leipziger Rundfunkchor im Geflecht der gesellschaftlichen Strukturen |
→ XIII-02 |
Die Gremien des Chores: AGL und KöAG |
→ XIII-03 | Rechenschaftsberichte – Die Kunst der subtilen Kritik |
→ XIII-04 | Gute Arbeit ./. Schlechte Arbeitsbedingungen |
→ XIII-05 | Fluch und Segen des sozialistischen Wettbewerbs |
→ XIII-06 | Geselligkeit |
→ XIII-07 | Der am schlechtesten bezahlte Rundfunkchor |
→ XIII-08 | Im Nebenberuf GGL/AGL-Mitglied |
→ XIII-09 | Hinter der Bühne: Die unsichtbaren Helfer |
→ XIII-10 | Der Einzelne und die Gemeinschaft |
• | Staatsnah – und doch Staatsfern |
→ XIII-12 | Die „Drossel“. Gab es „Inoffizielle Mitarbeiter“ im Rundfunkchor? |
→ XIII-13 | Ein staatlicher Chor in kirchlichen Räumen |
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