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Rundfunkchor-Alltag in der DDR [XIII]

oder: Die Kunst, mit Schwierigkeiten fertig zu werden

 

Chronik des Leipziger Rundfunkchores

von Rüdiger Koch

 

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Chorinspektorin Hannelore Kuttig bei ihrer Verabschiedung 2005 mit den Chefdirigenten Jörg-Peter Weigle, Gert Frischmuth und Howard Arman (v.l.n.r.)
Foto: Johanna-Margarete Volke

 

Hinter der Bühne: Die unsichtbaren Helfer XIII-09

In den Rechenschaftsberichten wurde auch immer denjenigen Kollegen gedankt, deren Namen nicht in den Rundfunkansagen genannt oder auf den Programmzetteln erwähnt wurden, ohne die der Chor aber nicht hätte arbeiten können. Das waren vor allem die „Mitarbeiter des Hauses“ – der stellvertretende Hauptabteilungsleiter, die Produzenten, die Vertreter der BGL oder die Kollegen aus dem Notenarchiv – und nicht zuletzt die Mitarbeiter im unmittelbaren Arbeitsumfeld des Rundfunkchores.
So war Inge Gleißner etwa ab 1950 im Orchesterbüro die „gute Seele“ des Leipziger Rundfunkchores und kümmerte sich beispielsweise um die organisatorische Vorbereitung von Reisen und Abstechern, führte den notwendigen Schriftwechsel und war Ansprechpartnerin für alle dienstlichen Probleme des Chores.
1981 folgte ihr Hannelore Kuttig nach, die bis 2005 als Chorinspektorin des MDR Rundfunkchores in der gleichen Position tätig sein sollte.
Joachim Preiß dankte ihr 1989 „für ihre Arbeit zum Wohle des Rundfunkchores, die sie besonders bei Reisevorbereitungen oft über das zumutbare Maß hinaus leistet.“

 

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Vor dem Auftritt: Chefdirigent Prof. Gert Frischmuth und Chorwart Helmut Stiebritz (r.)
© Foto: Festbroschüre 50 Jahre MDR Rundfunkchor Leipzig

 

Nicht unwichtig waren die Noten- bzw. Chorwarte, die dafür sorgten, dass stets die richtigen Noten am richtigen Ort waren und jeder seinen Platz im Probenraum bzw. auf der Bühne hatte. Bis 1959 wirkte Arthur Gronowska, ein schon älterer Herr, als Notenwart des Chores. Ihm folgten Rudolf Smole und 1965 Edgar Mandel. Helmut Stiebritz, Notenwart ab etwa 1982, „erfüllt emsig seine Aufgaben, ist aber nicht ganz frei von Nervosität, wenn kurzfristige Änderungen der Probenplanung oder ungeduldige Chorsänger ihm das Leben erschweren“, heißt es im 1986er Bericht.

 

Unsichtbare-Helfer-for-web

Heiko Rentzsch, Inge Gleißner, Otto Gronowska und Heinz Pilz

 

Nur wer selbst in einem Konzertchor singt, kann ermessen, wie wichtig es ist, dass ein hervorragender Korrepetitor am Klavier sitzt.
Horst Karl Hessel diente dem Leipziger Rundfunkchor von 1949 bis zum Eintritt in den Ruhestand am Ende des Jahres 1982 als gewissenhafter „Mann am Klavier“.

Seinem Nachfolger Heinz Pilz setzte Horst-Dieter Knorrn im Rechenschaftsbericht von September 1986 ein schönes Denkmal:
„Wichtige Basis für unsere Arbeit ist die bisweilen ans Wunderbare grenzende Leistung von Heinz Pilz … (Er) arbeitet absolut zuverlässig, mannschaftsdienlich, vermeidet Virtuosität um der Virtuosität willen und stellt trotzdem bei der genialen Lautsprechersymbol-klein-1Darstellung von Mücken und Fliegen das später mit uns spielende Orchester weit in den Schatten. Er ist sehr eifrig, sehr hilfsbereit. Er nimmt seine Arbeit ungewöhnlich ernst.“
Möglicherweise fühlte sich Heinz Pilz nicht genug anerkannt und wollte den Chor schon 1989 wieder verlassen. Jedoch zwang ihn ein 1988 erlittener Unfall dazu, seinen Platz vorzeitig zu räumen. Vertreten wurde er zunächst von Heiko Reintzsch, der dann ab 1990 sein Nachfolger wurde und es als Chorassistent auch bis zum heutigen Tag geblieben ist.

 

Georg Friedrich Händel: Israel in Ägypten

 

daraus Chor:
“Er sprach das Wort, und es kamen unzählige Fliegen und Mücken in ihre Häuser.
Er sprach, und der Heuschrecken dunkler Schwarm verzehrte schnell die Frucht auf dem Feld.”
Solisten:

Carola Nossek, Sopran
Petra-Ines Strate, Sopran
Rosemarie Lang, Alt
Christian Vogel, Tenor
Siegfried Lorenz, Bass
Gothart Stier, Bass
Rundfunk-Sinfonieorchester Leipzig
Rundfunkchor Leipzig ·
Choreinstudierung: Jörg-Peter Weigle
Dirigent: Wolf-Dieter Hauschild

Aufnahme: 25./27.05.+01.+03./04.06.+11./12.06. 1981 in der Paul-Gerhardt-Kirche

 


 

Kapitelübersicht

Kapitel-Startseite
→ XIII-01 Der Leipziger Rundfunkchor im Geflecht der gesellschaftlichen Strukturen
→ XIII-02
Die Gremien des Chores: AGL und KöAG
→ XIII-03 Rechenschaftsberichte – Die Kunst der subtilen Kritik
→ XIII-04 Gute Arbeit ./. Schlechte Arbeitsbedingungen
XIII-05 Fluch und Segen des sozialistischen Wettbewerbs
XIII-06 Geselligkeit
XIII-07 Der am schlechtesten bezahlte Rundfunkchor
XIII-08 Im Nebenberuf GGL/AGL-Mitglied
→ XIII-09 Hinter der Bühne: Die unsichtbaren Helfer
XIII-10 Der Einzelne und die Gemeinschaft
XIII-11 Staatsnah – und doch Staatsfern
→ XIII-12 Die „Drossel“. Gab es „Inoffizielle Mitarbeiter“ im Rundfunkchor?
→ XIII-13 Ein staatlicher Chor in kirchlichen Räumen

 

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