Rundfunkchor-Alltag in der DDR [XIII]
oder: Die Kunst, mit Schwierigkeiten fertig zu werden
Chronik des Leipziger Rundfunkchores
von Rüdiger Koch

Der Leipziger Rundfunkchor im März 1987 anlässlich eines Konzertes der 8. Sinfonie von Gustav Mahler auf den Stufen des Französischen Domes. Im Hintergrund der Aufführungsort, das Berliner Schauspielhaus.
Foto: Archiv des Leipziger Rundfunkchores
Im Nebenberuf GGL/AGL-Mitglied XIII-08

Umschlagseite des Leipziger Rundfunkchor-Chortagebuches für die Jahre 1978/97.
Chortagebücher wurden in den Jahren zwischen 1971 und 1989 geführt.
Dokument: Archiv des Leipziger Rundfunkchores
Alle in den vorhergehenden Abschnitten beschriebenen Tätigkeitsfelder lagen in den Händen der Chorvertretung: die Planung und Abrechnung des Wettbewerbs, die Verteilung von Prämien, die Pflege der freundschaftlichen Beziehungen zum MAB Schkeuditz und zum RAW Emerich Ambros in Dresden, die Planung und Organisation von Chorausflügen, und Weihnachtsfeiern – sowie der ständige Kontakt zur staatlichen Leitung, mit dem Ziel, die Arbeitsbedingungen zu verbessern, die lange Zeit unbefriedigende Gehaltssituation zu lösen und auf Reisemöglichkeiten für den Rundfunkchor zu dringen. Dazu kamen die bereits erläuterten Aufgaben im Zusammenhang mit Schallplattenproduktionen und anderen außerdienstlichen Konzerten. Kaum erwähnt wurde bisher das Führen der Chorkasse. Hierzu hatte der Chorvorstand allerdings einen Kassenwart berufen. Richard Reinelt und Werner Kitz führten die Chorkasse vor 1961. Danach übernahm Hellga Morgenstern dieses Amt. Als sie es 1985 an Gisela Kaltofen abgab, war sie schon im Ruhestand. Die GGL/AGL organisierte auch Besuche bei Chormitgliedern, die länger erkrankt waren und überbrachte dabei Blumen, Geldgeschenke oder kleine Präsente. Schieden Sängerinnen oder Sänger aus dem Ensemble aus, bekamen sie ein individuelles Geschenk.

Die Kassenwarte des Rundfunkchores
Werner Kitz, Richard Reinelt, Gisela Kaltofen, Hellga Morgenstern
Fotos: Archiv des Leipziger Rundfunkchores
Die GGL/AGL bestand Mitte der 60er Jahre aus sechs später aus fünfzehn Mitgliedern, war also ein recht aufgebauschtes Gremium. Die hohe Mitgliederzahl resultierte daraus, dass auch die Delegierten des Chores in die betrieblichen Kommissionen (Wohnungskommission, Kinderkommission, Kommission SV und Arbeitsschutz, Ferienkommission, Revisionskommission, Frauenausschuss, Konfliktkommission, Rechtskommission) formell der GGL/AGL angehörten. Auf die Arbeit der Kommissionen soll hier nicht näher eingegangen werden, weil sie die eigentliche Arbeit des Chores nur wenig berührt haben.
Aber immerhin hatten die Mitglieder der Chorvertretung ein sehr großes Pensum an Arbeit neben ihrer Sängertätigkeit zu leisten, das mindestens so zeitaufwändig war wie ein Nebenjob.

Chortagebuch 1984
Selbst im Urlaub beobachtete der Chronist des Chortagebuches, welche Aufnahmen mit dem Chor gesendet wurden
Dokument: Archiv des Leipziger Rundfunkchores
→ WEITER: Hinter der Bühne: Die unsichtbaren Helfer
Kapitelübersicht
→ XIII-01 | Der Leipziger Rundfunkchor im Geflecht der gesellschaftlichen Strukturen |
→ XIII-02 | Die Gremien des Chores: AGL und KöAG |
→ XIII-03 | Rechenschaftsberichte – Die Kunst der subtilen Kritik |
→ XIII-04 | Gute Arbeit ./. Schlechte Arbeitsbedingungen |
→ XIII-05 | Fluch und Segen des sozialistischen Wettbewerbs |
→ XIII-06 | Geselligkeit |
→ XIII-07 | Der am schlechtesten bezahlte Rundfunkchor |
• | Im Nebenberuf GGL/AGL-Mitglied |
→ XIII-09 | Hinter der Bühne: Die unsichtbaren Helfer |
→ XIII-10 | Der Einzelne und die Gemeinschaft |
→ XIII-11 | Staatsnah – und doch Staatsfern |
→ XIII-12 | Die „Drossel“. Gab es „Inoffizielle Mitarbeiter“ im Rundfunkchor? |
→ XIII-13 | Ein staatlicher Chor in kirchlichen Räumen |
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