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Die Ära Horst Neumann [X]

Chronik des Leipziger Rundfunkchores

von Rüdiger Koch

 

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Zur Messe-Eröffnung im Opernhaus singt der Chor unter seinem neuen Leiter Horst Neumann die „Gesänge aus der Mátragegend von Kodála
Foto: Unbekannter Fotograf, aus dem Nachlass von Gretel Fuchs

 

 

Frischer Wind im Sender Leipzig  [X-2]

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Aus dem KONZERTREPORT des DDR-Rundfunks für die Saison 1969/70

Auch die Arbeit im Leipziger Rundfunk hatte sich verändert, seit Herbert Kegel 1960 zum Chefdirigenten des Rundfunk-Sinfonieorchesters Leipzig berufen worden war.

In einem Interview mit dem Musikredakteur Dr. Michael Oehme von MDR KULTUR äußerte sich Kegel 1990, aus Anlass des 70. Geburtstages, über seine programmatischen Vorstellungen als frisch berufener Orchesterchef.
Kegel war sich sowohl der musikalischen Nähe zum Gewandhausorchester bewusst als auch der Konkurrenzsituation. Deshalb suchte er musikalische Wirkungsfelder, sich vom Gewandhaus zu unterscheiden und neben ihm zu behaupten. So stellte Kegel, obwohl er sich selbst als einen Romantiker betrachtete – die Musik des 20. Jahrhunderts in den Mittelpunkt seines Wirkens. Außerdem hatte er mit dem Rundfunk-Sinfonieorchester und dem Rundfunkchor Leipzig zwei leistungsfähige Klangkörper zur Verfügung, mit denen er großbesetzte chorsinfonische Werke aller Epochen aufführen konnte. Und zudem existierte im Sender Leipzig noch der von Hans Sandig geleitete Rundfunk-Kinderchor.

 

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Horst Neumann und Herbert Kegel, 1976
Foto aus einer Jahresvorschau des DDR-Rundfunks

 

Das „Gespann“ Kegel-Neumann

Egal, ob Horst Neumann für Konzerte und Aufnahmen unter Kegels Leitung Orffs Trilogie Trionfi (1974 – 1978) oder Das kleine Welttheater Der Mond (1970) einstudierte, Opernaufnahmen wie Gounods Margarete oder Mussorgskis Boris Godunow vorbereitete bzw. den Rundfunkchor für das War Requiem, Beethovens Missa solemnis oder Dvořáks Requiem präparierte – immer konnte sich Chefdirigent Kegel darauf verlassen, dass Horst Neumann genau in seinem Sinne mit dem Chor arbeitete.
Erst die enge Zusammenarbeit zwischen „Chef“ und Chorleiter ermöglichte es, innerhalb kurzer Zeit viele stilistisch unterschiedliche Werke aller Genres und Epochen den Konzertbesuchern anzubieten und auf Tonträgern festzuhalten.

 

MDR KULTUR-Musikredakteur Dr. Michael Oehme über Horst Neumann

 

Aufnahme: Aus einer Sendung des Chor-Magazin von MDR FIGARO 2013
Studigast: Dr. Michael Oehme, langjähriger Produzent der Radio-Philharmonie und ab 1992 Redakteur für die Konzerte der MDR Klangkörper
Chorstück: Johannes Brahms Mit Lust tät ich ausreiten Nr. 2
aus „Deutsche Volkslieder für vierstimmigen Chor“,
Die Chor-Aufnahme entstand im Februar 1975
Rundfunkchor Leipzig
Dirigent: Horst Neumann

 

Die Philosphie von Kegels und Neumanns Programmgestaltung

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Aus dem KONZERTREPORT des DDR-Rundfunks für die Saison 1972/73

 

Dieser Ausschnitt aus der Vorschau der Konzerte des Rundfunk-Sinfonieorchester Leipzig ist typisch für die Programmgestaltung Herbert Kegels und seines Dramaturgen Dr. Fritz Hennenberg: Werke des 20. Jahrhunderts nehmen einen breiten Raum ein und werden mit dem Repertoire aus Klassik und Romantik kombiniert. Zwar musste das Programm für den 27. 03. 1973 geändert werden und ohne den Chor auskommen; auch die Aufführung von Mahlers 8. Sinfonie wurde auf den November 1973 verschoben und durch die As-Dur-Messe von Schubert ersetzt – dennoch ist der Chor in diesem kurzen Zeitraum an vier Konzerten mit anspruchsvollen Werken beteiligt, dem War Requiem von Britten, Bergs Wozzeck, Beethovens Neunter und der Messe in As-Dur von Schubert.

 

Kegels grandiose „Carmina Burana“-Produktion

Carl Orffs Carmina burana und das War Requiem von Benjamin Britten passen haargenau in dieses Kegelsche Programmkonzept. Das War Requiem war 1961 zur Wiedereröffnung der im Zweiten Weltkrieg zerstörten Kathedrale von Coventry entstanden. Kegel führte es mit seinen Leipziger Rundfunk-Klangkörpern schon 1965 in der DDR auf. Es sollte sich fortan mindestens alle zwei bis drei Jahre auf den Programmen von Chor und Orchester finden. Insgesamt hat Herbert Kegel dieses Werk in zwölf Konzerten, Rundfunk- und Fernsehproduktionen mit dem Leipziger Rundfunkchor aufgeführt.

 

Carl Orff: „Carmina Burana“ 1960

 

Carmina-Burana-Schallplatte-for-webdaraus: Nr. 2 Fortune plango vulnera [Darin ist die Kegelsche Textbehandlung sehr gut zu hören]
Rundfunk-Sinfonieorchester Leipzig
Rundfunkchor Leipzig – Rundfunk-Kinderchor Leipzig
Dirigent: Herbert Kegel
Aufnahme: 08./17. Juni 1960 in der Leipziger Kongresshalle 

 

 

Benjamin Britens „War Requiem“

Bemerkenswert ist auch die Fernseh-Co-Produktion des War Requiems mit der BBC Wales 1980 in der Dresdener Hofkirche:
Neben dem Kammerorchester der Dresdener Philharmonie spielte das BBC Welsh Symphonie Orchestra.
Besonderer Erwähnung bedarf auch eine War Requiem-Aufführung in der Berliner Staatsoper von Januar 1968 mit Celestina Casapietra, Peter Pears und Theo Adam, in der Benjamin Britten das Kammerorchester dirigierte. Der Komponist schrieb nach dem Konzert in Kegels Partitur:
„Dies ist die eigentliche Uraufführung meines Werkes gewesen.“

 

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Sternstunden mit Mahler, Henze und Wagner

 


 

 

www-Logo_MDR_RC_4c_oLKapitelübersicht

Kapitelübersicht
X-01 Horst Neumann: jung, exakt, lernbegierig
X-02 Frischer Wind im Sender Leipzig
X-03 Sternstunden mit Mahler, Henze und Wagner
X-04 Weltliteratur der Chorsinfonik
X-05 Der „Dessau-Chor“
X-06 Aufnahmen für den Rundfunk und die Schallplatte
X-07 Neue Möglichkeiten für Horst Neumann
X-08 Endlich wieder auf Reisen: Paris, ČSSR, Wrocław, Italien
X-09 So nah – so fern: in Westberlin und Bulgarien
X-10 Der Rundfunkchor Leipzig – Ein gefragter Partner
X-11 Ära Neumann: Bilanz positiv

 

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