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Herbert Kegel – der neue Chorleiter  [V-01]

Chronik des Leipziger Rundfunkchores

von Rüdiger Koch

 

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Herbert Kegel mit dem Rundfunkchor um 1952
Foto: Nachlass Gretel Fuchs – Sammlung Rüdiger Koch

 

„Richtige Chorführung“

Die Spielzeit 1949/50 brachte für den Leipziger Rundfunkchor zwei Veränderungen, die den Chor nachhaltig prägen und fördern sollten: das Engagement eines ersten Chorleiters und eine Erhöhung der Stellenzahl.
War Horst Karl Hessel der Not gehorchend zum Chorleiter aufgerückt, wurde am 1. August 1949 in Herbert Kegel ein neuer, erster Chorleiter eingestellt.

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Herbert Kegel, 1949
Foto: Album Gleisberg

Kegel, 1920 geboren, hatte in seiner Heimatstadt Dresden am Konservatorium mit dem Ziel einer pianistischen Laufbahn Musik studiert.
Daneben nahm er Dirigierunterricht bei Kurt Striegler und war regelmäßiger Gast in Proben Karl Böhms mit der Staatskapelle.
„In den letzten beiden Jahren besuchte Kegel die Chormeisterschule des Konservatoriums. Er entwickelte sich zu einem gewandten Partiturspieler, zeigte beste Erfolge beim Spiel alter Schlüssel und beim Transponieren. Durch die praktischen Dirigierübungen konnte er sich schlagtechnische Gewandtheit und sicheres Auftreten vor Chor und Orchester aneignen“
, heißt es in seinem von Karl Böhm unterschriebenen Abschlusszeugnis, das sich im MDR-Chorarchiv (Kegel-Nachlass) befindet.

Der Leiter der Chormeisterschule, LKMD Alfred Stier, bescheinigte dem Studenten Kegel sehr gute Leistungen:
„Kegel ist auf allen Gebieten gut veranlagt … Er ist als Chorleiter sicher im Auftreten und ist schon heute vollkommen in der Lage, einen Chor richtig zu führen.“

Im Zweiten Weltkrieg zog sich Kegel eine Handverletzung zu, die seiner Karriere als Pianist ein Ende setzte, noch bevor sie beginnen konnte. Erste dirigentische Erfahrungen hatte Herbert Kegel als Kapellmeister in Pirna (1945/46) und als 2. Kapellmeister sowie Chordirektor am Stadttheater Rostock (1946/49) gesammelt.
Der junge Mann schien also durchaus gute Voraussetzungen für die Position des Chorleiters am Mitteldeutschen Rundfunk mitzubringen.
Gerhard Pflüger, als Rostocker GMD Kegels Chef und gleichzeitig ständiger Gastdirigent beim Leipziger Sender, empfahl Kegel nach Leipzig.

Die erste dokumentierte Arbeit Kegels in Leipzig ist eine Aufnahme von Millöckers Gasparone im September 1949.
Für Gerhard Pflüger studiert er Anfang Oktober Rimski-Korsakows Oper Sadko ein:

 

Rundfunkaufnahmen-Hörproben

Millöcker: Gasparone [in einer Rundfunkfassung als Hörspiel-Operette]

daraus: Ensembleszenen
Sendefassung: Sender Leipzig
Carlotta: Philine Fischer · Bürgermeister Nasoni: Reinecke Paul · Sindulfo, sein Sohn: Charles Geerd · Fremder: Theodor Horand · Benozzo: Aloys Kühnert · Sora, seine Frau: Ursula Richter · Fischer: Aloys Tinschert · Schmuggler: Herbert Feller / Kurt Dörschmann / Reinhard Kilbel / Fritz Zschauer · Luigi: Robert Neugebauer · Amtsdiener: Karl de Georgi
MDR Chor – Choreinstudierung. Herbert Kegel
Chormitglieder in Solistenpartien: Aloys Tinschert · Herbert Feller · Kurt Dörschmann · Reinhard Kilbel · Fritz Zschauer
Sinfonieorchester des MDR
Dirigent: Herbert Kegel
Aufnahme: Mitteldeutscher Rundfunk
am 20. September 1949 im Sendesaal des Funkhauses Springerstraße
Originaltonträger: Magnetband 77,1 cm/s

 

Nikolaj Rimski-Korsakow: Sadko

daraus: Chorszenen
Sadko: Bernd Aldenhoff · Ljubawa: Margarete Kubatzki · Neschata: Lilo Asmus · Duda: Geor Hruschka · Sopjel: Paul Reinecke · Waräger Kaufmann: Helmut Eyle · Venezianischer Kaufmann: Martin-Matthias Schmidt · Indischer Kaufmann: Gert Lutze · Meeresfürst: Hans Krämer ·  Wolchowa: Elfriede Weidlich · Erscheinung: Theodor Horand · [Chormitglieder:] 1. Ratsherr: Reinhard Kilbel · 2. Ratsherr Aloys Tinschert
MDR Chor – Choreinstudierung. Herbert Kegel
Sinfonieorchester des MDR
Dirigent: Gerhard Pflüger
Aufnahme: Mitteldeutscher Rundfunk
am 4. Oktober 1949 im Sendesaal des Funkhauses Springerstraße
Originaltonträger: Magnetband 77,1 cm/s

 

Im November steht er am Pult von Rundfunkorchester, Rundfunk-Tanzorchester und Rundfunkchor und nimmt Teile aus der Operette Wegen Renovierung geschlossen von Conny Odd auf sowie den Titel Einmal kommt zu dir der Mann deiner Träume aus seiner eigenen Operetten-Komposition Musik für Evelyn.

Besonders beachtlich ist am 9. November 1949 eine Aufnahme des Deutschen Requiems von Johannes Brahms.
Die musikalische Oberleitung muss sehr großes Vertrauen in ihren jungen Chorleiter gesetzt haben, ihm dieses Werk anzuvertrauen, musiziert vom Rundfunk-Sinfonieorchester, dem Chor und den Solisten Gertrud Birmele und Gerhard Niese:

 

Brahms: Ein deutsches Requiem

daraus:
Denn alles Fleisch, es ist wie Gras Aber des Herrn Wort bleibet in EwigkeitDie Erlöseten des Herrn werden wiederkommenEwige Freude
Rundfunk-Sinfonieorchester Leipzig

Rundfunkchor Leipzig
Dirigent: Herbert Kegel

Aufnahme. Sender Leipzig am 9. November 1949 im Sendesaal des Leipziger Funkhauses in der Springerstraße

 

Um die Aufführung derart großer chorsinfonischer Werke ohne viele Aushilfssänger bzw. ohne Mithilfe von Laienchören realisieren zu können, wurde die Stellanzahl des Chores schrittweise erhöht.
Das Ziel war wohl eine Mitgliederzahl von 60. Allerdings erreichte der Chor diese Stärke erstmals 1966.
Chorinterne Unterlagen belegen, dass das Ensemble im Herbst 1951 schon mit 51 und im Februar 1952 mit 55 festen Mitgliedern sang.

WEITER: V-02 ZWISCHEN OPER, OPERETTE UND ORATORIUM


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Jahre der Nachhaltigkeit

V-01 Herbert Kegel – der neue Chorleiter
V-02 Zwischen Oper, Operette und Oratorium
V-03 A-Cappella-Konzerte in Eigeninitiative

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