Leipziger Universitätschor

Die Gründungsmitglieder des Madrigalkreises Leipziger Studenten, 1926
Friedrich Rabenschlag, Hellmuth Brandt, Gertrud Duphorn, Anna Hauber, Sofie Schwertfeger, Hildegard Steinmetz, Marie-Käthe Herre, Kurt Krauspe, Eva-Maria Maetzel, Heinrich Walter, Käte Zapf, Arthur Zapf
Foto: Leipziger Universitätschor Chronik
„Es war, wenn ich mich recht erinnere, am 17. Juni 1926 (…), die Linden standen in voller Blüte und dufteten betörend, als sich gegen 20 Uhr ein kleiner Kreis von singbegeisterten jungen Menschen in meiner Studentenbude in der Moschelesstraße 11 II (es war übrigens ein recht komfortables Zimmer mit einem herrlichen Steinway-Flügel und ging pekuniär natürlich weit über meine Verhältnisse!) traf und Liedsätze von Ludwig Senfl, Caspar Othmayr und Heinrich Isaac und einige Choräle von Joh. Seb. Bach sang.
Es war in den ersten Jahren der Singebewegung und es lag einfach in der Luft, daß man singen mußte, und zwar ganz bestimmte Sachen, die immer stärker auf uns zukamen und uns dann schließlich völlig gefangen nahmen. (…)
Die Erinnerung an diesen ersten Singabend (und an den zweiten, bei dem es nach dem Singen große Mengen frisch eingezuckerter Erdbeeren gab!) ist noch ganz lebendig, und es sprach doch wohl auch für die Ernsthaftigkeit unseres Vorhabens, daß die Kontinuität unserer Arbeit durch all die Jahre hindurch erhalten blieb (…)
Friedrich Rabenschlag

Der Leipziger Madigalkreis auf der Fahrt zur „Singwoche“ nach Geithain. Das Foto entstand im Oktober 1931
Foto: Leipziger Universitätschor Chronik
Der Madrigalkreis Leipziger Studenten und die Universitätskantorei
Die fast einhundertjährige Geschichte des Leipziger Universitätschores begann am Abend des 17. Juni 1926 im Studentenzimmer Friedrich Rabenschlags. Der „Madrigalkreis Leipziger Studenten“ war geboren.
Rabenschlag stellte an seine Sänger hohe Ansprüche. So widmete er sich mit dem Chor der stilistisch vielfältigen A-cappella-Kunst der Renaissance und den damals noch von vielen Hörern als fremd empfundenen Werken Heinrich Schütz‘. Die Ausdruckskraft des Chores fand bald weithin Beachtung.
1933 übernahm Rabenschlag auch die Leitung der Universitätskantorei. Nun fanden sich die beiden Chöre häufiger zu gemeinsamen Projekten zusammen und die Universitätskirche St. Pauli wurde auch für den Madrigalkreis verstärkt zur Wirkungsstätte.
Zwei Jahre später strahlte der Reichssender Leipzig anlässlich des „Bach-Jahres“ die Matthäuspassion von Johann Sebastian Bach unter Mitwirkung beider Chöre aus. Angeschlossen waren alle deutschen Sender. Glücklicherweise existiert von dieser Übertragung ein vollständiger Mitschnitt, da die komplette Sendung auf Wachsplatten mittels sogenannter Plattenschneider aufgezeichnet wurde.
Jene damit klanglich nacherlebbare Zusammenarbeit von Madrigalkreis Leipziger Studenten und Universitätskantorei mündete schließlich 1938 in den Zusammenschluss beider Chöre zum „Leipziger Universitätschor“.
Rundfunkaufnahme 1935
Bach: Matthäuspassion [Mitschnitt der deutschlandweiten Live-Übertragung]

Originaletikett der ersten von 36 Wachsmatritzen mit der Aufzeichnung der vom Reichssender Leipzig ausgestrahlten Matthäuspassion
daraus: Eingangschor Kommt ihr Töchter, helft mir klagen [1]
Die Solisten:
Jesus: Paul Schöffler, Bassbariton – Dresden
Evangelist: Koloman von Pataky, Tenor
Elisabeth Feuge, Sopran – München
Margarete Klose, Alt
Kurt Böhme, Bass – Dresden
Karl Hoyer, Walcker-Orgel des Neuen Gewandhauses
Friedbert Sammler, Cembalo
Chöre:
Madrigalkreis Leipziger Studenten und die Leipziger Universitätskantorei
Knabenchor der Petri-Schule Leipzig
Choreinstudierung: Friedrich Rabenschlag
Orchester: Sinfonieorchester Leipzig · Dirigent: Hans Weisbach
Aufnahme: Reichssender Leipzig im Neuen Gewandhaus am 19. April 1935
Originaltonträger: Rundfunkplatten [Teile aus ursprünglich 36 Platten] Quelle:
Choral Herzliebster Jesu, was hast Du verbrochen? [3]
Choral Ich bin’s, ich sollte büßen [16]
Choral Erkenne mich, mein Hüter [21]
Choral Was mein Gott will, das g’scheh‘ allzeit [31]
Chöre:
Madrigalkreis Leipziger Studenten und die Leipziger Universitätskantorei
Aria a doi Chori So ist mein Jesus nun gefangen – Sind Bltze sind Donner [33]
Choral a 2 Chori O Mensch, bewein‘ dein‘ Sünde groß [35]
Solisten:
Elisabeth Feuge, Sopran – München
Margarete Klose, Alt
Karl Hoyer, Walcker-Orgel des Neuen Gewandhauses-Orgel des Neuen Gewandhauses
Chöre:
Madrigalkreis Leipziger Studenten und die Leipziger Universitätskantorei
Choral Wer hat dich so geschlagen [44]
Choral Befiel du deiner Wege [53]
Due Chori Laß ihn kreuzigen [54]
Choral O Haupt voll Blut und Wunden [63]
Chor Der du den Tempel Gottes zerbrichst [67]
Choral Wenn ich einmal soll scheiden [72]
Evangelista und Chor Und siehe da, der Vorhang im Tempel zeriß [73]
Solisten und Chor Mein Jesu, gute Nacht [77]
Solisten:
Evangelist: Koloman von Pataky, Tenor
Elisabeth Feuge, Sopran – München
Margarete Klose, Alt
Kurt Böhme, Bass – Dresden
Karl Hoyer, Orgel · Friedbert Sammler, Cembalo
Schlusschor Wir setzen uns mit Tränen nieder [78]
→ SOPRANARIEN AUS DER MATTHÄUSPASSION 1935 – Elisabeth Feuge
→ ALTARIEN AUS DER MATTHÄUSPASSION 1935 – Margaret Klose
Kritik der Radioübertragung
aus “Mein Funk” Woche 19, vom 5. bis 11. Mai / Jahrgang 1935
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