Die Musikübertragungen des Nebensenders Dresden

Vom Landessender Dresden übertragene Adventsveranstaltung aus Scheibenberg Kreis Annaberg
mit Albert Schädlich, Anton Günther, Curt Herbert Richter sowie Max Rothe mit seiner Heimatgruppe „Rothe Mäd“, Klöpplerinnen, den Lehrern Meyer und Schönherr und dem MIRAG-Rundfunkmoderator Josef Krahe (2. von rechts)
Vom „Günther Anton“ bis zu Mahlers „Sinfonie der Tausend“ …
Das vom Dresdner Sender in den Mitteldeutschen Senderverbund eingebrachte Musikangebot war breit gefächert.
Mit Hilfe des Rundfunkmikrophons wollten die Musikredaktuere allen Regionen Sachsens gerecht werden und sie „über den Äther hinaus in alle Lande übertragen“.
So spannte sich der musikalische Bogen vom traditionellen erzgebirgischen und sorbischen Liedgut über die sakralen Aufführungen des Dresdner Kreuzchores bis hin zu den großen Konzert- und Opernübertragungen.
Eigens dafür wurden sogenannte „Besprechungsstellen“ (wir würden sie heute Tonregien nennen) für Originalübertragungen eingerichtet.
Eine solche Besprechungsstelle befand sich neben dem Konzertsaal der Dresdner Philharmonie im Haus des Dresdner Gewerbevereins und diente zur Übertragung der Konzerte des bürgerlich städtischen Orchesters. Am Pult stand in jenen Jahren bis 1929 Eduard Mörike als Generalmusikdirektor der Dresdner Philharmonie Leiter der Dresdner Singakademie. In dieser Eigenschaft begründete er den Ruf der Dresdner Philharmoniker als Förderer des musikalischen Gegenwartsschaffens. Ihm folgten Paul Scheinpflug und Werner Ladwig im Amt nach.
Eine weitere Besprechungsstelle wurde in zwei vom Funk angemieteten Räumen der Semperoper installiert, um von hier aus Sinfoniekonzerte der Staatskapelle Dresden und Opern-Premieren übertragen zu können.
So wissen wir beispielsweise aus Rundfunk-Programmvorschauen, dass am 24. Mai 1926 Verdis „Die Macht des Schicksals“ und 1932 Mahlers urgewaltige 8. Sinfonie unter der Leitung von Fritz Busch live am Rundfunkempfänger mitzuerleben waren. Leider gab es noch keine Aufzeichnungsmöglichkeiten für derartig lange Werke, denn das Tonband war noch nicht erfunden.
Was würden Opernliebhaber heute dafür geben, die Stimmen von Maria Cebotari und Erna Berger in dieser gigantischen Schöpfung zu hören?
Für das unterhaltsamere kleinteilige Tagesprogramm sorgte die vom Dresdner Musikchef Theodor Blumer geleitete rundfunkeigene Dresdner „Radio-Hauskapelle“, deren Musiker sich immer dann mucksmäuschenstill verhalten mussten, wenn der Rundfunksprecher im gleichen Raum seine Ansagen machte. → weiter

Die Radio-Hauskapelle mit dem Musikalischen Leiter Theodor Blumer und einem Rundfunkansager während einer Vormittagssendung.
→ Originaldokumente und weitere zeitgenössische Fotografien zum MIRAG-Nebensender 1924/25
⇒ Der MIRAG-Nebensender Dresden · 1924 bis 1933
Recherchen des MDR-Radiojournalisten Tobias Knauf
⇒ Der Landessender Dresden wird wiederbegründet · 1945
Erinnerungen des damaligen MDR-Kulturchefs Ulli Böhme
und des MDR-Toningenieurs Gerhard Steinke
⇒ Das neue Funkhaus im Hygienemuseum · 1946
Erinnerungen des damaligen MDR-Reporters Johannes Lieberwirth
und des damaligen MDR-Toningenieurs Gerhard Steinke