Die “Rosenkavalier”-Uraufführungssängerinnen

Bildpostkarte von der Uraufführung der Oper “Der Rosenkavalier” von Richard Strauss am 26. Januar 1911 im Königlichen Opernhaus Dresden mit Riza Eibenschütz als Marianne, Minnie Nast als Sophie, Karl Perron als Ochs auf Lerchenau, Karl Scheidemantel als Faninal, Eva von der Osten als Octavian und Fritz Soot als Hofmarschall.
Am 26. Januar 1911 wird im Dresdner Königlichen Opernhaus “Der Rosenkavalier” von Richard Strauss uraufgeführt.
Am Dirigentenpult der “Königlichen Musikalischen Kapelle” steht Generalmusikdirektor Ernst Edler von Schuch. Der Erfolg ist so sensationell, dass auch die Schallplatte davon profitieren will.
Gleich zwei Gesellschaften stürzen sich mit dem Monolog der Marschallin, den großen Duetten aus dem zweiten und dritten Akt “Mit ihren Augen voll Tränen” und “Hab mir’s gelobt, ihn lieb zu haben”
sowie dem Terzett aus dem dritten Akt, „Hab mir’s gelobt, ihn lieb zu haben“ auf die wichtigsten Szenen und nehmen sie in identischer Besetzung auf.
Zunächst hat der Lindström-Konzern mit seinem „Luxuslabel“ ODEON die Nase vorn. Mitte des Jahres reisen Margarethe Siems, Eva Plaschke von der Osten und Minnie Nast nach Berlin, um die Szenen erstmalig aufzunehmen.
Die Einspielungen stellen sich aber im Nachhinein als nicht sonderlich gelungen heraus. Sie leiden unter Gleichlaufschwankungen und einer extrem vom Richtwert abweichenden Abspielgeschwindigkeit, die „in etwa“ bei 78 Umdrehungen pro Minute liegt. Eine exakte Justierung der mittels Federwerk betriebenen Aufnahmeapparaturen ist noch nicht möglich. Eine „schwächelnde“ Feder oder größere Widerstände im Aufnahmewachs haben sofort Abweichungen in der Aufnahmedrehzahl zur Folge.
Eva Plaschke von der Osten und Minnie Nast singen das Duett des Octavian & der Sophie aus dem 2. Aufzug.
“Mit ihren Augen voll Tränen” (Ersteinspielung). Für seine Aufnahme wählt ODEON ein Streicherensemble aus. Die Platten erscheinen in der besonders teuren ODEON “De Luxe”-Serie, die sich auch durch eine farblich aufwendigere Etikettengestaltung auszeichnt.
Dirigent und Orchester sind nicht genannt.
Mechanische Trichteraufnahme der ODEON, 1911.
Quelle: Collection Dr. Jens-Uwe Völmecke
In der zweiten Augusthälfte reisten die drei Damen erneut an. Am 25. August 1911 finden nun – jedoch im Aufnahmestudio der Deutschen Grammophon Aktiengesellschaft unter dem Warenzeichen “Die Stimme seines Herrn“ – die Aufnahmen statt, die heute zu den bedeutendsten Tondokumenten aus der Musikgeschichte des 20. Jahrhunderts zählen.
Aufnahmeleiter an diesem denkwürdigen Tag ist der eigens aus der Londoner Mutterzentrale, der „Gramophone Company“, angereiste Chef der Produktionsabteilung. Kein geringerer als Fred Gaisberg – der Mann, mit dem 12 Jahre zuvor in Europa alles begonnen hatte und der im April 1902 in einem Hotel in Neapel die ersten Aufnahmen mit Enrico Caruso produziert hatte und der kurze Zeit später auch den russischen Bassisten Feodor Schaljapin für die Schallplatte entdeckt hatte – er zeichnet höchstpersönlich für das Gelingen der Aufnahmen verantwortlich. „Chefsache“ also, denn Gaisberg arbeitet zu diesem Zeitpunkt nur noch mit den bedeutendsten internationalen Künstlern zusammen.
So sind diese Originalaufnahmen mit der Premierenbesetzung des Dresdner „Rosenkavaliers“ auch ein Symbol für den Siegeszug einer Maschine, die das kulturelle Leben des 20. Jahrhunderts, neben der Kinematographie, entscheidend verändert.
1911: Die Stimmen der “Rosenkavalier”-Uraufführungsbesetzung
(1/4)
Margarethe Siems singt den Monolog der Marschallin aus dem 1. Aufzug “Kann mich auch an ein Mädel erinnern”
Dirigent und Orchester sind nicht genannt.
Mechanische Trichteraufnahme der Deutschen Grammophon-Gesellschaft, 1911
Quelle: Collection Dr. Jens-Uwe Völmecke · Videorealisation: Dr. Steffen Lieberwirth
(2/4)
Eva Plaschke von der Osten und Minnie Nast singen das Duett des Octavian und der Sophie aus dem 2. Aufzug
“Mit ihren Augen voll Tränen” (Zweiteinspielung). In dieser Aufnahme wird das Orchester durch Blasinstrumente verstärkt.
Dirigent und Orchester sind nicht genannt.
Mechanische Trichteraufnahme der Deutschen Grammophon-Gesellschaft, 1911
Quelle: Collection Dr. Jens-Uwe Völmecke · Videorealisation: Dr. Steffen Lieberwirth
Weitere Aufnahmen mit Uraufführungskünstlern:
⇒ Die ägyptische Helena 1928
⇒ Arabella 1933
⇒ Daphne 1938
⇒ weitere Details und CD-Tipp: