Peter Schreier singt Schuberts „Winterreise“

Der Abschied von seiner Sängerlaufbahn

 

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  VIDEO: Abschied von einer Weltkarriere mit Schuberts „Winterreise“
  CD-Inhalt
  CD-Onlineshop und Hörbeispiele
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  Die Aura des Letztmaligen
  Dresden und die Welt
  Evangelist des 20. Jahrhunderts
  Abschied von der Sängerlaufbahn
  Das Dresdner Streichquartett
→  GALERIE: Produktionsfotos
  Jens Josef zu seiner Bearbeitung für Tenor und Streichquartett

 
Abschied von einer Weltkarriere mit Schuberts „Winterreise“

Kammersänger Prof. Peter Schreier im Gespräch mit MDR FIGARO-Opernredakteurin Bettina Volksdorf
Aufgezeichnet im Musiksalon des Mendelssohnhauses in Leipzig 

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CD-Inhalt

Franz Schubert
Winterreise op. 89, D911
Liederzyklus für Singstimme und Klavier bearbeitet für Singstimme und Streichquartett von Jens Josef (*1967)
Text: Wilhelm Müller (1794-1827)

Peter Schreier
Dresdner Streichquartett
Thomas Meining, Violine · Barbara Meining, Violine · Andreas Schreiber, Viola · Martin Jungnickel, Violoncello

TEIL I:
1    Gute Nacht. Mäßig
2    Die Wetterfahne. Ziemlich geschwind
3    Gefrorne Tränen. Nicht zu langsam
4    Erstarrung. Ziemlich schnell
5    Der Lindenbaum. Mäßig
6    Wasserflut. Langsam
   Auf dem Flusse. Langsam
8    Rückblick. Nicht zu geschwind
9    Irrlicht. Langsam
10  Rast. Mäßig
11  Frühlingstraum. Etwas bewegt
12  Einsamkeit. Langsam

TEIL II:
13  Die Post. Etwas geschwind
14  Der greise Kopf. Etwas langsam
15  Die Krähe. Etwas langsam
16  Letzte Hoffnung. Nicht zu geschwind
17  Im Dorfe. Etwas langsam
18  Der stürmische Morgen. Ziemlich geschwind, doch kräftig
19  Täuschung. Etwas geschwind
20  Der Wegweiser. Mäßig
21  Das Wirtshaus. Sehr langsam
22  Mut. Mäßig, kräftig
23  Die Nebensonnen. Mäßig
24  Der Leiermann. Etwas langsam

Aufnahme: 12.-15. März 2005 in der Lukaskirche zu Dresden
Produzent: MDR FIGARO, Dr. Michael Oehme
Künstlerische Aufnahmeleitung: Edwin Diele
Technische Aufnahmeleitung: Anja Bause
Verlag: THIASOS Musikverlag

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„Manche Thrän’ aus meinen Augen“
                              Aus der Winterreise

 

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Peter Schreier und das Dresdner Streichquartett während der Aufnahmen der MDR FIGARO-Produktion in der Dresdner Lukaskirche, 2005

 

Die Aura des Letztmaligen

Für Musikfreunde dürfte es zu den bewegendsten Momenten im Leben gehört haben, die Stimme von Peter Schreier kennenzulernen, zunächst nicht die des Tenors, sondern den betörenden Knabenalt von Peter Schreier, der sich in die Seele bohrte, aufgenommen unmittelbar nach 1945.

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Die Kruzianer Jochen Schmidt und Peter Schreier während einer Einzelprobe mit Kreuzkantor Rudolf Mauersberger in der Kreuzschule Dresden, Dezember 1945
Foto: SLUB-Deutsche Fotothek

Peter Schreier war damals als einer der ersten zum Kreuzchor zurückgekehrt, den der legendäre Kreuzkantor Rudolf Mauersberger nach der verheerenden Zerstörung Dresdens wieder zum Leben erweckt und neu aufgebaut hatte.
Schreier erfuhr dabei eine besondere Förderung durch Mauersberger, der ihm auch den Rat gab, Sänger zu werden.

Lange Zeit fühlte sich Mauersberger als Mentor Schreiers, auch wenn die Beziehung ambivalente Seiten hatte: So hatte ihm der Kreuzkantor das stimmliche Versagen beim viel zu frühen Debüt des Sängers als Evangelist in der Bachschen Matthäuspassion in der mit über 3000 Menschen gefüllten Dresdner Kreuzkirche für lange Zeit übel genommen.
Erst in den frühen sechziger Jahren ist Schreier wieder in der Kreuzkirche Dresden zuhören – zum Beispiel 1965 als Evangelist im Bachschen „Weihnachtsoratorium“.
Mit dabei waren seine Sängerkolleginnen und –kollegen Adele Stolte, Gerda Schriever und Theo Adam. Die Aufzeichnung und Ausstrahlung im Fernsehen geriet zum kulturellen Ereignis.

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Dresden und die Welt

In der Folge kehrt der Sänger immer wieder zu Aufführungen des Kreuzchores, seiner ersten musikalischen Heimat zurück und damit auch in die Stadt, der er sich bis heute so verbunden fühlt.
Schreier hatte das Glück, inmitten des musikalischen Reichtums Dresdens aufwachsen zu können, auch wenn es das zerstörte Nachkriegs-Dresden war. Aber bekanntlich hat das Trauma, das dieser Stadt widerfahren ist, die große künstlerische Vergangenheit besonders stark weiterleben lassen.

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1961 wurde Peter Schreier an die Staatsoper Dresden engagiert und hatte als Belmonto in Mozarts «Entführung aus dem Serail» und als Ferrando in «Cosi fan tutte» seine ersten großen Erfolge als Opernsänger. Das Foto zeigt Günther Leib als Guglielmo und Peter Schreier als Ferrando, 1963
© Foto: Gestaltung und Gestalten

Die altehrwürdigen Institutionen Kreuzchor und Kapelle, Oper und Philharmonie erhielten, wenn er dort auftrat, zusätzliche Leuchtkraft. Diese intensive Liebe zu Dresden führte auch dazu, dass er diese Stadt nie hätte freiwillig verlassen wollen oder können. Aber wenn Schreier in Wien und Salzburg, Hamburg oder München gastierte, war er immer so etwas wie ein Botschafter des Besseren hierzulande, einer von der Liebe zur Musik geprägten Kultur. Zu erfahren, mit welchem Erfolg Peter Schreier in vielen musikalischen Zentren der Welt gefeiert wurde, ernährte zugleich die Sehnsucht, einmal selbst den Eisernen Vorhang überschreiten zu können.

Es waren zunächst die großen lyrischen Mozartpartien, denen er den „Odem der Liebe“ einhauchte und die dramatische Schlagkraft einprägte.
Unter anderem Dirigenten wie Karl Böhm, Josef Krips, Herbert von Karajan und Otmar Suitner versicherten sich dabei immer wieder seiner Mitwirkung.
Neben zahllosen Opernhäusern in der Welt hielt Schreier den Staatsopern Berlin, Dresden und Wien in besonderem Maße die Treue.
Hier auch erfolgte die kluge und behutsame Erweiterung des Repertoires, das zum Beispiel einen umwerfenden „David“ und „Loge“ im Wagner-Fach sowie die bemerkenswerte Gestaltung der Titelpartie in Pfitzners „Palestrina“ einschloss.

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Evangelist des 20. Jahrhunderts

Der Kreuzchor unter Leitung von Rudolf Mauersberger mit Herbert Collum am Cembalo und Peter Schreier als Evangelist während einer Fernsehübertragung des Weihnachtsoratoriums von Johann Sebastian Bach aus der Dresdner Kreuzkirche 1965
Foto: SLUB-Deutsche Fotothek

Im Konzertsektor stand und steht zweifelsohne ein Komponist an vorderster Stelle: Johann Sebastian Bach. Bei seinem immensen Einsatz für das Bachsche Kantaten-Werk ist es eigentlich ungerecht, immer nur die unvergleichliche Darstellung der Evangelisten in den beiden Passionen und dem Weihnachtsoratorium herauszustellen.

Aber dennoch muss Peter Schreier als der Evangelist des 20. Jahrhunderts genannt werden. Als er ab Anfang der Achtziger Jahre die Aufführungen als singender Evangelist auch musikalisch zu leiten begann, erreichten die Bachschen Oratorien eine Dramatik und Geschlossenheit des Ausdrucks, wie es sie so nie wieder geben wird.

Nicht von ungefähr hat sich ein Meister der musikalischen Rede wie Peter Schreier zu einem der bedeutendsten Liedsänger aller Zeiten entwickelt. Auf unvergleichliche Art wusste er stimmliche und musikalische Intelligenz mit der Deutung des Wortes zu verbinden. Bei jedem Wort und Ton ist zu spüren, was er singt. Selten wurde Musik bis in die letzten Verästelungen so verständlich wie bei Peter Schreier.

Das gilt für das Liedschaffen von Beethoven, Mendelssohn, Schumann und Wolf ebenso wie in ganz besonderem Maße für das von Franz Schubert.
Ungezählt sind die Liederabende und Aufnahmen mit Werken des Komponisten der „Schönen Müllerin“.
Von diesem Zyklus listet die Diskographie Peter Schreiers allein vier veröffentlichte Aufnahmen auf:
  aus dem Jahr 1971 die erste mit Walter Olbertz am Klavier
  1980 die Fassung mit Gitarre, gespielt von Konrad Ragossnig
  später noch Aufnahmen mit Steven Zehr und András Schiff.

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Abschied von der Sängerlaufbahn

Anders verhält es sich mit der „Winterreise“. Hierfür ließ sich Peter Schreier Zeit, um das wie er selbst sagt „schwere Stück“ und diesen ohnehin von Tenören seltener gesungenen Liedzyklus zu erarbeiten. Als erstes und einzigartiges Dokument gibt es davon den legendären Live-Mitschnitt vom 15. Februar 1985 anlässlich der Wiedereröffnung der Semperoper Dresden.

Swjatoslav Richter hatte zuvor die Zusammenarbeit mit Schreier gesucht. Der Zeitpunkt erwies sich als ideal. Er ermöglichte das Debüt des Zusammenwirkens von zwei Weltklassekünstlern in dem ebenso weltberühmten wiedererstanden Opernhaus mit einem Schlüsselwerk der Liedkunst.

In den Folgejahren hat Peter Schreier Schuberts „ Winterreise“ vorzugsweise mit András Schiff als kongenialem Begleiter interpretiert.

Im März 2005 hat sich Schreier noch einmal ins Studio begeben, um in der Lukaskirche Dresden jene Fassung der „Winterreise“ aufzunehmen, die der Kasseler Komponist Jens Josef für Singstimme und Streichquartett geschaffen hat. Das war das Jahr, in dem Schreier seinen 70. Geburtstag feiern konnte und in dem er den bemerkenswerten Entschluss fasste, noch auf der völligen Höhe seines stimmlichen Könnens Abschied von seiner Sängerlaufbahn zu nehmen.

Vor diesem Hintergrund kommt dieser Einspielung eine besondere Bedeutung zu. Das war auch bei der Aufnahme selbst zu spüren. Peter Schreier wusste wieder mit völlig neuen Nuancen und Gedanken musikalisch zu „erschüttern“. Sowohl das Ganze als auch jedes einzelne Lied hatte die Aura des Ein- und Letztmaligen.

Meist war die jeweils erste Fassung gleich die Gültige. Hinzu kamen die Farben der vier Streichinstrumente des Dresdner Streichquartetts. Durch sie wirkte der vom Tod umhauchte Liedzyklus noch fahler und geheimnisvoller. Die Aufnahme krönt ein überreiches Lebenswerk, mit der Liedsänger Peter Schreier uns für immer beschenkt hat.

Dr. Michael Oehme, MDR FIGARO

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Peter Schreier mit dem Dresdner Streichquartett.
(V.l.n.r.:) Thomas Meinig, Peter Schreier, Barbara Meinig, Andreas Schreiber und Martin Jungnickel in der Dresdner Lukaskirche, 2005

 

Das Dresdner Streichquartett

Das Dresdner Streichquartett zählt zu den exponierten Kammermusikensembles der Sächsischen Staatskapelle Dresden, dem Orchester der Semperoper. Damit knüpft das Ensemble erfolgreich an die große Dresdner Kapelltradition des Quartettspiels an.
Seit über fünfzehn Jahren sind die vier Musiker Thomas Meining (1. Violine), Barbara Meining (2. Violine), Andreas Schreiber (Viola) und Martin Jungnickel (Violoncello) in der heutigen Besetzung in nationalen und internationalen Musikzentren zu Gast. Einladungen führten sie unter anderem in die Berliner Philharmonie, das Leipziger Gewandhaus, zu den Salzburger Festspielen, dem Schleswig-Holstein Musikfestival, dem Rheingau-Musikfestival, den internationalen Schubertiaden nach Schnakenburg und natürlich regelmäßig auf das Podium der Dresdner Semperoper.
Neben Engagements in Kulturmetropolen wie Paris, Neapel, Tokyo, Sanghai, Brüssel und Lugano unternahm das Quartett USA-Tourneen durch Zentren wie New York, Columbus, Richmond und Washington.
Das umfangreiche Repertoire reicht von Quartetten von Haydn, Mozart, Beethoven und Schubert bis hin zu selten auf dem Konzertpodium zu hörenden Werken des 20. Jahrhunderts für Streichquartett, u.a. von Erwin Schulhoff, Astor Piazzolla, Alfred Schnittke, Arvo Pärt und anderen.
Gemeinsam mit Dietrich Fischer-Dieskau führten sie mehrfach das Werk „…sich verlierend“ für Streichquartett und Sprecher von Peter Ruzicka auf.
Im Frühjahr 2005 produzierte das Ensemble beim MDR mit Peter Schreier eine Neufassung der Schubert’schen „ Winterreise“.
Darüber hinaus sind der Pianist Peter Rösel und der Klarinettist Wolfram Große ständige Partner.
Wiederholt brachte das Ensemble neue Werke der Streichquartettliteratur zur Uraufführung. Rundfunk- und Fernsehaufnahmen runden die rege Konzerttätigkeit des Quartetts ab.
Das Dresdner Streichquartett unterstützte mit einer Vielzahl von Benefizkonzerten den Wiederaufbau der Synagoge und der Frauenkirche Dresden.

Thomas Meining (1. Violine)

  • Studium an der Hochschule für „Carl Maria von Weber“ bei  Prof. Annemarie Dietze, außerdem Meisterkurse bei international renommierten Geigern wie Wolfgang Marschner und Väclav Snitil
  • Seit 1985 Engagement an der Sächsischen Staatskapelle Dresden, seit 1987 stellvertretender 1. Konzertmeister
  • Konzertmeister des Musica Viva Ensembles sowie Primarius des Dresdner Streichquartette seit nunmehr 20 Jahren mit großer Affinität zur zeitgenössischen Musik
  • 1999 Fritz Busch Preis der Semperoper
  • Solistische Tätigkeit mit der Dresdner Staatskapelle, dem Dresdner Kammerorchester oder dem Zyprischen Staatsorchester Nicosia
  • Solist und Kammermusiker bei bedeutenden Musikfestivals wie in Salzburg, Schleswig Holstein, im Rheingau, in Lugano oder Warschau, außerdem u.a. in Frankreich in den Niederlanden, in Russland, China, Japan und den USA
  • Meisterkurse an der Universität „Fine Arts and Music“ in Tokyo 

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Produktionsfotos

Peter Schreier und das Dresdner Streichquartett während der Rundfunkproduktion der „Winterreise“ in der Dresdner Lukaskirche, 2005

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Jens Josef zu seiner Bearbeitung für Tenor und Streichquartett

Die Erstausgabe des Liederzyklus von Tobias Haslinger in Wien, 1828

Die Erstausgabe des Liederzyklus von Tobias Haslinger in Wien, 1828

Es gibt zahlreiche Bearbeitungen der „Winterreise“, angefangen von der Übertragung einzelner Lieder auf ein Instrument mit Klavierbegleitung bis hin zur „komponierten Interpretation“ Hans Zenders für Tenor und Kammerensemble.
Der Liederzyklus wurde szenisch eingerichtet, der Text umgestellt, Musik und Text getrennt, sie diente als Improvisationsgrundlage für verschiedene Ensembles und sie wurde angeblich für romantisches Orchester gesetzt.
Man kann von einer Tradition im Sinne einer schöpferischen Rezeptionsgeschichte sprechen. In diese Tradition fügt sich die vorliegende Bearbeitung ein.

Der Reiz einer Bearbeitung besteht vor allem darin, daß das Original auf neue Weise gehört wird. Neue Farben, mitunter sogar neue Klänge treten hervor, die zwar im Original angelegt waren, aber zugunsten anderer Schönheiten unbeachtet blieben.
Betont sei, daß es in der vorliegenden Bearbeitung natürlich nicht darum gehen konnte, das Original irgendwie verbessern zu wollen. Das wäre nicht möglich. Jedoch läßt es sich anders „beleuchten“:
Dabei gehen zwangsläufig Eigentümlichkeiten des Originals verloren, aber es entstehen ganz neue Farben, so manche Stelle tritt plastischer hervor.

Eine besondere Qualität der „Winterreise“ liegt in der außerordentlichen Kunstfertigkeit, mit der vieles nur zart angedeutet wird, und in ihrer feinen Nuanciertheit. Sie bewirken, daß sich der Phantasie des Zuhörers weite Räume öffnen.

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Partiturseite zum Schubert-Lied „Der Wegweiser“
in der Bearbeitung für Tenor und Streichquartett von Jens Josef.
Das Aufführungsmaterial erschien im THIASOS Musikverlag

Die vorliegende Bearbeitung sucht diese Qualität so weit als möglich zu erhalten: Zum einen durch die Besetzung mit Streichquartett; zum anderen durch weitmögliche Beibehaltung des ursprünglichen Notentextes.
Ein Eingriff in die Singstimme verbot sich damit von selbst. Auch die so reizvolle Initimität der Originalbesetzung sollte möglichst gewahrt bleiben und jedes Aufspreizen und „Verweltlichen“ vermieden werden.

Die Idee, den Klavierpart der „Winterreise“ für Streichquartett zu setzen stammt von Christian Elsner.
Das Streichquartett dürfte wohl die homogenste und klanglich ausgeglichenste Instrumentalbesetzung sein, es kommt damit dem Klavier am nächsten.
Freilich mußten einige Stellen des Originals abgeändert werden, besonders wenn Schubert Figuartionen schreibt, die „gut in der Hand liegen“ oder mit dem Haltepedal arbeitet.
Auch Akkordverdopplungen und die Baßführung mußten eingeschränkt werden.

Insgesamt aber erwies sich der Klaviersatz als sehr gute Grundlage, um die Möglichkeiten des Streichquartetts zur Entfaltung zu bringen.
Im Gegensatz zum Klavier können die Streicher den Ton nach seinem Ansetzen noch beeinflussen und sie verfügen zudem über eine weit größere Palette von Klangfarben, z.B. pizzicato, con sordino etc.
Mit diesen Mitteln wurde den Liedern des Zyklus neuer, anderer Zauber verliehen. Besonders gelungen scheint dies etwa bei „Auf dem Flusse“, „Rast“ und „Der Wegweiser“. Blick in die Noten

Jens Josef

Jens Josef

Der Flötist und Komponist Jens Josef ist gleichermaßen Komponist und Interpret.
Nach seiner Ausbildung an der Musikhochschule Frankfurt/Main (Konzertexamen 1997) und kurzer Orchestertätigkeit als stellvertretender Soloflötist der Norddeutschen Philharmonie Rostock (1992/93) entschloss er sich, freischaffend als Komponist und Flötist zu arbeiten.
Josefs Werkverzeichnis umfasst über 80 Kompositionen aller Gattungen, darunter die Opern „Headline: Orpheus“ und „Aias“ (Auftrag für die Antikenfestspiele Trier), das Oratorium „Vor langer Zeit“ (für die EXPO 2000), sowie Orchester-, Vokal- und Kammermusik in den verschiedensten Besetzungen.
Seine Werke sind auf zahlreichen CD-Produktionen dokumentiert, u. a.: Portrait CD „Jens Josef – Kammermusik“ (erschienen bei TACET) und zwei Einspielungen der Bearbeitung der „Die Wintereise“ von Franz Schubert für Tenor und Streicher (Christian Elsner/ Henschel-Quartett (JPC), sowie Peter Schreier mit dem Dresdner Streichquartett (MDR FIGARO-Profil Edition). Eine Duo-CD mit dem Gitarristen und Komponisten Christopher Brandt ist in Vorbereitung.
Jens Josef ist künstlerischer Leiter des „Harleshäuser Musikfestes“ und der „Kasseler Meisterkurse“, die seit 2013 jährlich stattfinden, sowie Gründungsmitglied der Frankfurter Gesellschaft für Neue Musik.
In seinen zahlreichen Konzerten im In- und Ausland pflegt er besonders die Musik unserer Zeit.
Viele Werke sind für ihn geschrieben oder von ihm uraufgeführt worden u.a. von Reinhold Finkbeiner, Christian Ridil, Gerhard Müller-Hornbach, Claus Kühnl, Markus Schmitt, Christopher Brandt, Frank Gerhardt und Martin Schmalz.
Seit 2006 ist Jens Josef Leiter der Flötenklasse der Musikakademie Kassel.