Fritz Busch
Sämtliche Dresdner Aufnahmen 1923-1932
Fritz Busch und Dresden – dieses Thema ist emotionsgeladen wie wohl kein anderes in der an Ereignissen wahrlich überreichen Kapell- und Operngeschichte der Kunststadt an der Elbe.
Tage nach seinem ersten Konzert mit der Staatskapelle im Dezember 1920 schwelgte der Dirigent „noch dauernd in einer Seligkeit über den herrlichen Klang und all die wunderbaren Eigenschaften des Orchesters“ und blickte optimistisch in eine womöglich gemeinsame Zukunft. Auch die Musiker fühlten sich 1920, wie der jahrs zuvor in die Kapelle eingetretene Geiger und spätere Orchestervorstand und Orchesterdirektor Arthur Tröber berichtete, vom ersten Augenblick an durch Buschs unvergleichliche Art des Musi- zierens „in eine andere Welt versetzt“ und bestürmten ihn sogleich, ihr Chef zu werden.
Etwas mehr als zwölf Jahre später, am 7. März 1933, sah er sich nach dem von den Nationalsozialisten initiierten Desaster um die „Rigoletto“-Aufführung in der Semperoper veranlasst, ein unwiderrufliches, bitteres „aus“ in seinen Arbeitskalender und damit unter seine gesamte Dresdner Tätigkeit zu schreiben.
In den Schicksalstagen des März 1933 allerdings vermochte das Gros von ihnen nicht einmal mehr eine Spur jener einstigen Begeisterung zu zeigen, geschweige denn sich offen zu ihrem Generalmusikdirektor zu bekennen.
Die befruchtend elektrisierende Spannung der „ersten Stunde“, die beiderseits durch ein wahrhaft fundamentales künstlerisches Erlebnis ausgelöst worden war, führte zu einer Zusammenarbeit, deren Ergebnisse als „Ära Busch“ in die Dresdner Musikgeschichte eingegangen sind, deren jähes Ende jedoch einen tief dunklen und durch nichts wieder zu erhellenden Schatten über all den vorausgegangenen musikalischen Glanz gebreitet hat. [ES]
Seiteninhalt
Box-Inhalt: 3 CDs + 1 DVD
→ CD 1: Die erste vollständige Aufnahmestaffel 1923
→ CD 2: Die zweite Aufnahmestaffel 1926
→ CD 3: Brahms – 2. Sinfonie 1931
→ DVD: Busch-Dokumentarfilme
CD 1:
IN DEN TRICHTER GESPIELT…
Die erste Aufnahmestaffel 1923: Akustische Aufnahmen
Wolfgang Amadeus Mozart
1 Ouvertüre zur Oper „Figaros Hochzeit“
Bedrich Smetana
2 Ouvertüre zur Oper „Die verkaufte Braut“
Johann Strauß
3 Ouvertüre zur Operette „Die Fledermaus“
Franz von Suppé
4 Ouvertüre zur Operette „Die schöne Galathée“
Carl Maria von Weber
5 „Aufforderung zum Tanz“ „Le spectre de la Rose“ (Weber/Berlioz)
Violoncello-Solo: Georg Wille
Felix Mendelssohn Bartholdy
6 Scherzo aus der Bühnenmusik zu „Ein Sommernachtstraum“
Christoph Willibald Gluck
7 Ballettmusik „Reigen seliger Geister“ aus „Orpheus und Eurydike“,
Andante d-Moll
Flöten-Solo: John Amans
Wolfgang Amadeus Mozart
8 Marsch der Priester aus der Oper „Die Zauberflöte“
Georges Bizet
9 Vorspiel zum 3. Akt der Oper „Carmen“
Richard Wagner
10 Vorspiel zum 3. Akt der Oper „Die Meistersinger von Nürnberg“
Peter Tschaikowski
11 Ouvertüre aus dem Ballett „Der Nussknacker“
Wolfgang Amadeus Mozart
12 Menuett aus der Sinfonie Nr. 39 Es-Dur
Richard Strauss
13 Menuett G-Dur,
14 Menuett A-Dur
aus der Orchestersuite „Der Bürger als Edelmann“ Total: 62:47
Originalaufnahmen mit freundlicher Unterstützung von:
Dr. Peter Aistleitner, Hamburg · Volker Hartung, Singapur Tully Potter, Billericay (GB) · Gösta Puschmann, Dresden BrüderBuschArchiv im Max-Reger-Institut, Karlsruhe – Dr. Jürgen Schaarwächter · Andreas Schreiber, Dresden Symposium Records (GB) · The Yale Collection of Historical Sound Recordings, Yale University Music Library – Prof. Richard Warren (USA) · Dr. Jens-Uwe Völmecke, Erftstadt
CD 2:
ERSTMALS VOR EINEM MIKROPHON
Die zweite Aufnahmestaffel 1926: Elektrische Aufnahmen
Giacomo Puccini · Aus der Oper „Turandot“:
1 Verwandlungsmusik und Marsch der Minister und Mandarine
2 Minister-Terzett „Hallo Pong, hallo Pang“ Nachdem das schlimme Gongen
Solisten: Paul Schöffler (Bass-Bariton) – Ping, Kanzler Heinrich Tessmer (Tenor) – Pang, Marschall Otto Sigmund (Tenor) – Pong, Küchenmeister
3 Auftritt der Turandot „In diesem Schlosse“, 2. Akt
4 Arie der Turandot „Die ersten Tränen, ich fühlte sie schon nah’n“, 3. Akt
Solistin: Anne Roselle
Giuseppe Verdi · Aus der Oper „Die Macht des Schicksals“
5 Ouvertüre
6 Schlachtmusik
7 Tarantella
Richard Wagner
8 Ouvertüre zu „Tannhäuser“
Licht-Tonspur aus dem Kinofilm „Fritz Busch dirigiert die Staatskapelle Dresden“, 1932
Bonus-Tracks:
Richard Strauss · Aus der Oper „Die ägyptische Helena“
9 Helenas Erwachen, 1. Akt
10 Arie der Helena „Bei jener Nacht“, 1.Akt
Solistin: Rose Pauly Dreesen
11 Da-Uds Tod (Trauermarsch), 2. Akt
Arie der Helena, Zweite Brautnacht –
12 Zaubernacht, 2. Akt
Solistin: Rose Pauly Dreesen, Großes Studioorchester (Mitglieder der Staatskapelle Berlin) Total: 60:56
CD 3:
STAATSKAPELLE DRESDEN „EUROPAWEIT…“
Die erste Versuchsaufnahme einer Originalübertragung
Johannes Brahms
Sinfonie Nr. 2 D-Dur op. 73
Sächsische Staatskapelle Dresden
Dirigent: Fritz Busch
Aufführungsort: Berliner Philharmonie in der Bernburger Straße
Aufführungsdatum: Mittwoch, 25. Februar 1931, 19.30 Uhr
Quelle: Deutsches Rundfunkarchiv
Das Werk war Bestandteil einer Originalübertragung des Konzertes der Staatskapelle Dresden unter der Leitung von Fritz Busch aus der Berliner Philharmonie durch den Berliner Rundfunk und zeitgleicher Ausstrahlung über die Sender Königs Wusterhausen, Berlin, Stettin und Magdeburg.
Zudem fand durch den Rundfunksender versuchsweise ein Kontrollmitschnitt der Brahms-Sinfonie aus der Übertragung statt.
Als Aufzeichnungstonträger wurden dafür Rundfunk-Schellackplatten, von innen nach außen abtastend und mit einer Geschwindigkeit von nur 33 (!) Umdrehungen pro Minute laufend, eingesetzt. Dabei handelt es sich um vier einseitig bespielte Matritzen mit einem Durchmesser von 40 cm und mit Überlappungsrillen für den Plattenwechsel sowie eingravierter Matritzennummer im Spiegel.
Die Aufnahme ist in den RRG-Katalogen 1929-31 und 1929-1936 nicht registriert worden. Die vorhergehenden (RRG 1229) und nachfolgenden Matritzennummern (RRG 1234) sind verzeichnet. Eine weitere Konzertausstrahlung der Staatskapelle unter Fritz Busch ist für den 13. April 1931 mit Brahms 1. Sinfonie aus der Semperoper nachgewiesen. Diese erfolgte durch die Mitteldeutsche Rundfunk AG „Mirag“ über die Sender Dresden, Leipzig, Weimar und Halle sowie Königs Wusterhausen, wurde allerdings nicht aufgezeichnet.
Die Restaurierung der 2. Sinfonie von Brahms für die CD-Edition Staatkapelle Dresden basiert auf dem Abtasten der Reichs-Rundfunk-Gesellschafts-Matritzen RRG 1230 bis 1233 des Deutschen Rundfunkarchivs. [DRA Jörg Wyrschowy]
DVD:
BUSCH-DOKUMENTATION
Film von Stefan Braunshausen und acht Hörbilder von Steffen Lieberwirth
[Kap. 1] „Ich verließ das Pult…“
[Kap. 2] Die elektrische „Turandot“
[Kap. 3] Brahms „on air“
[Kap. 4] Die Sächsische Staatskapelle auf der Kinoleinwand
Kino-Lichttonfilm „Fritz Busch dirigiert“: Richard Wagner Ouvertüre zu „Tannhäuser“
Der Film wurde im Herbst 1932 von der Comedia- Tonfilm-G.m.b.H. im Dresdner Opernhaus gedreht und im Rahmen der Reihe „Das Weltkonzert“ als Vorfilm für Kino-Hauptprogramme in den Verleih gebracht. Künstlerischer Leiter war der Komponist Franz Schreker, auf dessen Initiative die Reihe zurückging.
Im Rahmen der „Weltkonzert-Serie“ entstanden weitere Filme unter anderem mit den Dirigenten Max von Schillings, Bruno Walter, Leo Blech, Erich Kleiber und Fritz Stiedry.
Die Filmkopien wurden nach 1933 in Deutschland wegen der Mitwirkung zumeist jüdischer Künstler nicht mehr verliehen und vermutlich vernichtet.
Abweichend von uns vorliegenden Informationen gibt die „Friends of Fritz Busch Society New York“ hingegen 1930 als Entstehungsjahr an. Die Bild- und Ton-Restaurierung für die „CD-Edition Staatskapelle Dresden“ erfolgte nach einer 16mm Licht-Ton-Kopie der englischen Fassung aus dem Archivbestand des BrüderBuschArchivs im Max-Reger-Institut/Elsa-Reger-Stiftung. [SL]
[Kap. 5] “Aus!“ Der 7.März 1933
[Kap. 6] „Nur als Gast“…
[Kap. 7] Der Konzertdramaturg Eberhard Steindorf erinnert sich
[Kap. 8] „Willkommen daheim“
[Kap. 9] Bonusmaterial und Quellen
Sprecher:
Friedrich Wilhelm Junge
Friedhelm Eberle
Barbara Friederici
Katrin Schumacher
Christina Weidemann
Christian Gutowski
Martin Hoffmeister
Gesamtspielzeit: 95:00
Einführungstext/Programme Notes/Historical Research: Eberhard Steindorf, Dr. Jens-Uwe Völmecke, Dr. Steffen Lieberwirth
Redaktion/Booklet Editor: Dr. Steffen Lieberwirth
Übersetzung/Translation: J & M Berridge
Klangdesign/Remastering: 2007 by THS Studio, Holger Siedler, Dormagen, Germany, www.ths-studio.de
Ein multimediales Musikantenporträt
→ 1/15 Eingangsseite
→ 2/15 Die Familie Busch
→ 3/15 Auf der Suche
→ 4/15 Opernaufgaben
→ 5/15 Staatskapellenkonzerte
→ 6/15 Erste Tourneen
→ 7/15 Erste Grammophonaufnahmen 1923
→ 8/15 Der Briefwechsel zwischen Richard Strauss und Fritz Busch
→ 9/15 Rundfunkarbeit
→ 10/15 Kino-Lichttonfilm „Tannhäuser-Ouvertüre 1932″
→ 11/15 „Aus!“
→ 12/15 „Leider nur als Gast“
→ 13/15 Willkommen daheim: Sinopolis „Kniefall“
→ 14/15 CHRONIK Die Ära Busch
• 15/15 INHALT DER MULTIMEDIA-BOX „Fritz Busch“ Vol. 30