Rundfunkkonzerte ohne Applaus
Rundfunkkonzerte auch ohne Applaus
Szendrei beschreibt den Rundfunk als eine Einrichtung, die anders als Konzertinstitute nicht vom Momentanerfolg (Beifall) abhängig ist. Vielmehr können die Rundfunkhörer ihren Konsum beliebig wählen und dosieren. Dabei verschweigt er das damals häufig von Rundfunkgegnern gebrauchte Argument nicht, dass gerade darin auch Gefahren liegen. Während der Konzertbesucher, von festlicher Atmosphäre umgeben, dem Ereignis a priori eine gewisse Konzentration entgegenbringt, ergeben sich laut Szendrei für den häuslichen Hörer keine direkten Anreize zur Aufmerksamkeit: „Es muß zugegeben werden, daß die Gefahr von Verflachung, die Neigung zu Oberflächlichkeit und ein gewisser Mangel an jener ‚gehobenen seelischen Bereitschaft‘ in einzelnen Fällen aus Gründen des Milieus und der Persönlichkeit, sowie aus der Unfähigkeit der notwendigen inneren Umstellung durch die jederzeit bequeme Zugänglichkleit des Rundfunkkunstwerks allzu leicht hervorgerufen werden könnte.“
Szendreis Radiophilosophie entstand, als der Rundfunk noch in Kinderschuhen steckte. Umso verblüffender sind die teilweise so modern anmutenden Resultate und Postulate seiner Überlegungen. Rundfunk als ein Medium für jedermann, ein Katalog, in dem jeder nach seinem Geschmack auswählen kann und der jeden zum Teilhaber am kulturellen und gesamtgesellschaftlichen Leben macht: Das war 1924 eine Vision, die heute längst Wirklichkeit ist.
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