Buehnenensembles und Gastorchester
Bühnenensembles und Gastorchester
Die Orchester Leipziger Bühnen außerhalb des Neuen Theaters (Oper), meist saisonweise oder projektgebunden aufgestellt, kamen für Konzerte in Leipzig nicht ernsthaft in Frage.
Über solche kleineren Ensembles verfügten unter anderem die 1919 gegründeten „Leipziger Volksbühnen“ mit Fritz Schröder, dem späteren Geschäftsführer des Leipziger Sinfonie-Orchesters, als Kapellmeister sowie das Schauspielhaus (Kapellmeister: Hans Richter).
Die 32 Musiker (1926) des Operettentheaters waren mit ihren Aufgaben ausgelastet und konnten den Anforderungen an ein Konzertorchester nicht genügen.
Ober Jahre hinweg erfolgreich gastierten in Leipzig die Hofkapelle Gera (ab 1919 Reußische Kapelle) unter Leitung von Heinrich Laber und die Altenburger Hofkapelle, dirigiert von Georg Göhler.
Leipziger Konzertveranstalter mieteten diese Orchester für ganze Konzertreihen. So organisierte die „Gesellschaft der Musikfreunde zu Leipzig“ ab der Spielzeit 1917/18 bis 1921/22 jährlich mindestens acht Sinfoniekonzerte mit dem Geraer Orchester, das 1921 immerhin 49 Mitgliederzählte.
Laber, 1880 in Ellingen geboren, war Schüler der Münchener Akademie (Felix Mottl) und später als Konzertmeister sowie Kapellmeister unter anderem in Gera und Flauen tätig.
Das kleinere Ensemble aus Altenburg (35 Musiker) stand Anfang der zwanziger Jahre beim „Leipziger Konzertverein“ unter Vertrag.
Georg Göhler war jedoch schon früher mit dem Musikleben der Messestadt verbunden gewesen. Der gebürtige Zwickauer promovierte 1896 an der Leipziger Universität bei Hermann Kretzschmar, trat im Jahr darauf die Nachfolge seines Lehrers als Dirigent des Riedel-Vereins an (1897 stellvertretend, 1898 definitiv), ging 1903 nach Altenburg, 1907 nach Karlsruhe. 1909 hatte Leipzig ihn zurück, und er dirigierte hier den Riedel-Chor und die Orchesterkonzerte der „Musikalischen Gesellschaft“. Nach Stationen in Hamburg und Lübeck ging er 1922 erneut nach Altenburg, diesmal als Theaterkapellmeister. Daneben gastierte er in verschiedenen Orten. In den dreißiger Jahren zog er sich aus dem Konzertleben zurück. Göhler starb 1956 in Lübeck.
Dass die angesehene Musikstadt Leipzig auf Gastorchester angewiesen war, um das wachsende Bedürfnis nach sinfonischen Konzerten erfüllen zu können, hat nach dem Ersten Weltkrieg immer wieder den Ruf nach einem zweiten ständigen Sinfonieorchester laut werden lassen, das die unübersichtliche und zersplitterte Vielzahl der Ensembles vereinen sollte.
In Leipzig scheiterten die Versuche bislang stets an der Tatsache, dass die verschiedenen Veranstalter, unter ihnen der Leipziger Konzertverein, die Philharmonische Gesellschaft, die Gesellschaft der Musikfreunde zu Leipzig, der Riedel-Verein und das Arbeiter-Bildungs-lnstitut, sich nicht zu einem gemeinsamen Vorgehen entschließen konnten.
Angesichts der Konkurrenzsituation untereinander und den zahlreichen Kompetenzrangeleien und persönlichen Streitigkeiten schien ein Zusammengehen unmöglich. Für die sinfonischen Konzerte wurden von allen Veranstaltern drei Spielstätten bevorzugt: Zum einen das „Central-Theater“ („Neues Operettentheater“) mit 1650 Saalplätzen, welches 1943 zerstört wurde und an dessen Stelle in der Bosestraße heute das Schauspielhaus steht. Zum anderen die von dem berühmten Architekten Arwed Roßbach erbaute Alberthalle. Der riesige Rundbau, in welchem 2500, nach anderen Quellen sogar 3000 Menschen Platz fanden, war eigentlich Heimstätte eines Zirkus. Dieser vermietete den baulich mit dem Krystallpalast verbundenen Saal an vorstellungsfreien Tagen an Konzertunternehmen. Die Arena inmitten des Saales wurde zu diesem Zweck mit Stuhlreihen aufgefüllt. Wesentlich beengter ging es im großen Saal des Städtischen Kaufhauses zu. Er bot 915 Personen Platz.
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