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1925 Tosca

 

Die Chronik-Seiten der SEMPEROPER EDITION

1925    Tosca

Rollenübernahme der Tosca durch Meta Seinemeyer

 

 

Besetzung

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Meta Seinemeyer als Tosca mit Blumenstrauß und Ehrenschleife anlässlich ihres Debüts als festes Mitglied des Solistenensembles der Dresdner Staatsoper auf einer Künstlerfotographie.
Das Foto entstand am 6. April 1925

6. April 1925 
Giacomo Puccini Tosca

Dirigent: Fritz Busch

Tosca Meta Seinemeyer [Rollenübernahme der Tosca durch Meta Seinemeyer als festes Ensemblemitglied]
Cavaradossi: Karl Jank-Hoffmann
Scarpia: Friedrich Plaschke
Sacristan: Ludwig Ermold

 

Deutsche Stimme italienischer Schule

Die dreissigjährige Meta Seinemeyer entsprach in ihrem sängerischen Können als „eine deutsche Stimme mit italienischem Klang“ (Thomas Voigt) sowie ihrer Bühnenerscheinung genau den künstlerischen Vorstellungen, die der Generalmusikdirektor Fritz Busch an den Aufbau eines jungen Sängerensembles für die Dresdner Staatsoper stellte und engagierte sie 1925 als Nachfolgerin für die von der Metropolitan Opera abgeworbenen Elisabeth Rethberg.
Mit der lyrisch-dramatischen Stimme der Seinemeyer hatte Fritz Busch die ideale Interpretin für die von ihm initierte Verdi-Renaissance gefunden.

Schon als Gastsolistin hatte die Sopranistin einen nachhaltigen Eindruck beim Dresdner Opernpublikum hinterlassen: 
Auf Empfehlung von Fritz Busch hatte sie im November 1924 die Partie der Margarete in „Fausts Verdammnis“ von Hector Berlioz als „Last-Minute-Ersatz“ für die erkrankte Elisa Stünzner übernommen.
Gastweise sang sie anschließend die Agathe im „Freischütz“ [13. Januar], die Eva in den „Meistersingern“ [17. Januar], die Pamina in der „Zauberflöte“ [21. Januar], die Rosalinde in der „Fledermaus“ [22. Januar], die Elsa in „Lohengrin“ [28. Januar] sowie die Maddalena in der Dresdner Erstaufführung von Giordanos „Andrea Chénier“ [31. Januar] .

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Zwei Monate nach dem frühen Tod Meta Seinemeyers würdigte auch die Schallplattenfirma „PARLOPHON“ die Dresdner Sopranistin auf dem Titel ihres aktualisierten Kundenkataloges vom Oktober 1929, der mit vielen der von ihr in der Semperoper gesungenen Partien aufwartete.
Dokument: Collection Jens Uwe Völmecke

Als festes Ensemblemitglied übernahm sie bis zu ihrem frühen Tod 1929 folgende Partien:
Maddalena in „Andrea Chénier“ · Mimi in „La Boheme“ · Aida · Tosca · Klingsors Blumenmädchen in „Parsifal“ . Sieglinde in Walküre · Desdemona in „Othello“ · Pamina in der „Zauberflöte“ · Agathe im „Freischütz“ · Elsa im „Lohengrin“ · Herzogin von Parma in „Doktor Faust“ · Senta im „Fliegenden Holländer“ · Saffi im „Zigeunerbaron“ · Elisabeth im „Tannhäuser“ · Amalia im „Maskenball“ · Santuzza in „Cavalleria Rusticana“ · Martha im „Evangelimann“ · Rosalinde in der „Fledermaus“ · Leonora im „Trobadour“ · Ariadne · Leonora in „Die Macht des Schicksals“ ·  Rosina in „Figaros Hochzeit“ · Marschallin im „Rosenkavalier“ · Fiordiligi in „Cosi fan tutte“ · Helena in „Die ägyptische Helena“ · Manon in „Manon Lescaut“ · Gräfin Ludmilla in „Die Weiberverschwörung“ · Margiana in „Der Barbier von Bagdad“ · Lisa in „Pique Dame“.
Sie sang die Sopranpartien in Beethovens 9. Sinfonie und in Mozarts „Requiem“ sowie Schubert- und Mahler-Lieder.
Die Vorstellung von „Die Macht des Schicksals“ am 22. Juni 1929 sagte Meta Seinemeyer aus gesundheitlichen Gründen ab.  Am 19. August 1929 erlag die grandiose Sängerin in Dresden ihrem Blutkrebsleiden.

 

Grammophonaufnahmen

Meta Seinemeyer als Tosca

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Meta Seinemeyer als Tosca
Foto: SLUB-Deutsche Fotothek-Ursula Richter

Giacomo Puccini
Aus: Tosca
Vissi d’arte
Orchester der Berliner Staatsoper
Dirigent: Frieder Weissmann
PARLOPHON P.984  Matr.-Nr.: 2-20850
Aufnahmejahr 1928
Collection: Dr. Jens Uwe Völmecke

 

 

 

 

Aus: Tosca
Cantate (Singt vereint in vollen Chören)
Orchester und Chor der Berliner Staatsoper
Dirigent: Frieder Weissmann
PARLOPHON  P.984  Matr.-Nr.: 2-20849
Aufnahmejahr 1928
Collection: Dr. Jens Uwe Völmecke

 

Dresdner Opernaufführungen mit Meta Seinemeyer

  Giordano: ANDREA CHÉNIER  31. Januar 1925
    Puccini: TOSCA  6. April 1925
  Wagner: WALKÜRE  18. April 1925
  Verdi: OTHELLO  26. April 1925
   Busoni: DOKTOR FAUST  [Uraufführung] 21. Mai 1925
 Wagner:  TANNHÄUSER  28. Juni 1925
  Verdi: DIE MACHT DES SCHICKSALS  20. März 1926
  Mozart: DIE HOCHZEIT DES FIGARO  3. Oktober 1926
  Mozart: COSI FAN TUTTE  27. September 1927
  Puccini:
MANON LESCAUT  12. September 1928
  Cornelius: DER BARBIER VON BAGDAD  17. Dezember 1928
  Tschaikowski: PIQUE DAME  26. Januar 1929

META SEINEMEYER
FRITZ BUSCH
DRESDNER OPERNCHRONIK 1922-1933


Logo-SLUBMit Dank für die konstruktive Zusammenarbeit
an das Historische Archiv der Sächsischen Staatsoper Dresden
und die Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden

Dez 192015
 

 

 

 

 

 

Kurt Masur ist tot

Wo auch immer er auftrat erhob sich das Publikum. Er hat künstlerisch alles erreicht, was man als Dirigent erreichen kann: er war langjähriger Kapellmeister des Gewandhausorchesters in Leipzig (über ein viertel Jahrhundert in diesem Amt), Musikdirektor des New York Philharmonic Orchestra, Chef des London Philharmonic Orchestra und des Orchestre national de France. Wie die New York Times berichtet, ist der Dirigent Kurt Masur am frühen Morgen des 19. Dezember in Harrison, New York gestorben.
Es ist nicht einfach einen Menschen wie Kurt Masur für sein Lebenswerk zu würdigen, denn er hatte deren mehrere.

 

Masur – Der Humanist

Volksnah war Masur an jenem montäglichen 9. Oktober des heißen Wendeherbstes 1989. In seinem gemeinsam mit fünf weiteren Leipziger Persönlichkeiten verfassten Aufruf, übertragen durch die Lautsprecher des Leipziger Stadtfunks und den Sender Leipzig, forderte er angesichts der Massenproteste gegen die SED und der sich bewaffnet in Stellung gebrachten Staatsmacht stellvertretend mit seinem Namen „Keine Gewalt!“
Dieser Aufruf und die Öffnung des Gewandhauses als Forum für politische „runde Tische“ katapultierte den Dirigenten Masur kurzzeitig so weit auf das politische Parkett, dass er 1990 sogar als Staatsoberhaupt gehandelt wurde. Er aber lehnte dankend ab und widmete sich wieder ausschließlich der Musik.
Ohne die friedliche Revulution und die sich daraus ergebende Wiedervereinigung gäbe es auch den Mitteldeutschen Rundfunk nicht. Um so beglückender für unsere Rundfunkanstalt, dass wir zu deren Geburtstunde am 1. Januar 1992 auch Kurt Masur mit seinem Gewandhausorchester unter den Gratulanten wussten. Im Festkonzert der Gründungsfeierlichkeiten führte er gemeinsam mit unserem MDR Rundfunkchor Ausschnitte aus Richard Wagners „Meistersingern“ auf. Gern arbeitete Kurt Masur mit diesem Chor zusammen und gerade deshalb lag ihm die Zukunft der Sänger und eine enge Zusammenarbeit sehr am Herzen. Diese Liebe zu dem weltberühmten Chor teilen wir uns.
Und umgekehrt gab es auch Interesse des MDR an Kurt Masur: Unser Kulturradio MDR FIGARO war schon damals an Live-Aufzeichnungen des Gewandhausorchesters unter Kurt Masur interessiert. Bis heute wurden über 50 Konzerte mitgeschnitten und weltweit ausgestrahlt.

Die weltweite Strahlkraft des Dirigenten Kurt Masur

Verehrt haben ihn die New Yorker von Anfang an, denn er war der Wunschkandidat ihres berühmten Orchesters. Kein Wunder also, dass anlässlich seines Antrittskonzertes im September 1991 alle großen New Yorker Geschäfte mit seinen Fotos dekoriert worden waren. Und auch Tiffanys berühmte Schaufenster hießen den deutschen Kapellmeister aufs herzlichste willkommen.
Selbst die New York Times grüßte den Leipziger auf ihrer Titelseite „Your welcome Maestro Masur“. Eine Ehre, die bis dahin nur Leonard Bernstein angediehen worden war.
Doch nie waren sich die New Yorker und der Chef ihres weltberühmten Orchesters so nahe gekommen, wie in den Tagen nach dem „New Yorker Deasaster“, jenem Einsturz der Twin Towers nach dem Anschlag auf das World Trade Center. Wenige Tage nach „nine eleven“, als die Stadt noch unter Schock stand, dirigierte Kurt Masur „Ein deutsches Requiem“ von Johannes Brahms. Selbst vor dem überfüllten Lincoln Center standen Hunderte im Regen, um die Aufführung auf einem Videoschirm zu verfolgen. „Wir alle brauchen die heilende Kraft dieser Musik“, sagte Kurt Masur später. „Die Erinnerung an die Gefühle dieses außerordentlichen Moments wird mich immer begleiten:“
Als Masur zu seinem 75. Geburtstag nach 11jähriger Amtszeit zum letzten Mal als Musikdirektor auf dem Podest der Avery Fisher Hall stand, ging eine Ära in New York zu Ende. Eine Ära, die die amerikanische Klassik-Szene so tief geprägt hatte, wie vormals nur unter den Dirigenten Arturo Toscanini oder Leonard Bernstein.

Masurs „Basis-Station“

Leipzig aber war der Dreh- und Angelpunkt in Masurs Leben. Nicht nur musikalisch beschenkte er die Stadt, der er seit 1970 mit dem Amtsantritt als Gewandhauskapellmeister so eng verbunden war.
Nicht nur, dass er das älteste bürgerliche Konzertorchester zur Weltgeltung führte, er ließ nicht locker, bis er die Stadt- und Regierungsobersten von der Notwendigkeit einer eigenen Heimstätte für das Orchester überzeugen konnte. Von Masurs Hartnäckigkeit profitiert Leipzig bis heute. Er war es, der quasi als Bauherr den Neubau des Gewandhauses am Augustusplatz gegen die Pläne der Staatsführung durchsetzte, die an dieser Stelle lieber ein Auditorium Maximum für die Leipziger Universität errichten wollte.

Ein letztes Stichwort: Mahner und Botschafter

Masur fühlte nicht nur mit den Menschen, er mischte sich ein, wenn es nötig war. In zahllosen Appellen mahnte er die musikalische Bildung von Kindern und Jugendlichen an. Seinen Forderungen verlieh er Nachdruck, indem er sich für den musikalischen Nachwuchs engagierte. In Meisterkursen förderte er junge Dirigenten, in New York setzte er sich für Schülerkonzerte ein, er begleitete Arbeitsphasen und Konzerte des Bundesjugendorchesters und Eltern forderet er immer wieder auf, dafür Sorge zu tragen, dass ihre Kinder das Singen nicht verlernen.
„Wir müssen jetzt aufwachen, sonst sind wir eine Kulturnation gewesen“, mahnte Masur.
Klare Worte von einem, der politische Ämter ausschlug mit dem Hinweis, er könne nicht lügen.
Auch wenn Masur niemals ein politisches Amt begleitet hat, muss man in ihm eines erkennen: Den wohl wichtigsten musikalischen Botschafter Deutschlands!

Steffen Lieberwirth

Masurs erste Rundfunkaufnahme

Gluck: Orpheus und Euridice

daraus:
Komm ins Reich beglückter Schatten (II) Szene Orpheus – Chor
Triumph sei Amor und alles, was da lebet (III,3) Finale Amor – Orpheus – Eurydike mit Chor)
Erna Roscher, Sopran
Tiana Lemnitz, Sopran
Johanna Blatter, Alt
Rundfunk-Sinfonieorchester Leipzig
Rundfunkchor Leipzig
Dirigent: Kurt Masur
Aufnahme: Sender Leipzig am 23. November 1954 im Funkhaus Raum 5

 

 

1984-Masur-Lieberwirth-Bruckner-Kongress-voll-for-web

Eine Domäne des Gewandhauskapellmeisters: Der musikwissenschaftliche Diskurs:
Gewandhauskapellmiester Kurt Masur eröffnet das Gewandhaus-Symposium 1984 zum Thema Anton Bruckner – Leben, Werk, Interpretation, Rezeption in hochkarätiger „Ost-West“-Besetzung
[v.l.n.r.:] Prof. Dr. Manfred Wagner, Österreich – Prof. Augustinus Franz Kropfreiter, Österreich – Erwin Horn, Bunderepublik Deutschland – Gewandhausdramaturg Dr. Steffen Lieberwirth – Gewandhauskapellmeister Prof. Dr. Kurt Masur- Prof. Dr. Theophil Antonicek, Österreich und Prof. Dr. Kirch, Bunderepublik Deutschland
Foto: Gewandhaus – Barbara Stroff

 

→  NACHRUF DES MDR RUNDFUNKCHORES

 

Du Kopf ohne Glieder

 

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„Du Kopf ohne Glieder“ [II-04]

Chronik des Leipziger Rundfunkchores Die Jahre 1941-1943

Ein Zwischenruf von Steffen Lieberwirth

 

 

„Geh nur, ich erkenne Dein Ziel schon …“

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Zeichnung für das Titelblatt der Rundfunk-Kameradschafts- und Feldpostzeitung „Das leere Haus“

Kriegsbedingt müssen der Chor und das Orchester im April und Mai 1941 ihre Arbeit einstellen.
Die beiden Ensembles werden als Körperschaften aufgelöst. Und auch der Leipziger Sender muss seinen Sendebetrieb einstellen und wird geschlossen.
Was bleibt, ist „Das leere Haus“, die Mitarbeiter- und Feldpostzeitung mit ihrem selbsterklärenden Namen.
Deren Titel zeigt eine morbide Fassade.
Ein Vorhängeschloss an der Eingangstür trägt Symbolcharakter. 
Dass es sich um das Leipziger Funkhaus handeln muss, verrät die Hausnummer „Markt 8“ sowie ein angeschnittenes Schild links der Tür mit den letzten verbliebenen Buchstaben:
Reichsrundfunk GmbH
Sender Leipzig

 

… denn Dich regiert ein Dämon!“

Da muss es wohl wie ein Schwanengesang anmuten, dass noch einen Monat zuvor, im März 1941 die ersten und einzigen und gleichzeitig letzten kommerziellen Schallplattenaufnahmen vor Kriegsende im angestammten großen Gewandhaussaal mit den beiden Rundfunkensembles zustande kommen. Vier Titel werden für „Electrola“ ins Aufnahmewachs geschnitten – und als die sechs Monate später in den Handel kommen, sind Chor, Orchester und der gesamte Reichssender Leipzig bereits Geschichte.

Electrola-Monatsnachtrag-September-1941-for-web

ELECTROLA-Monatsnachtrag für September 1941 mit der Erstankündigung der ersten Schallplatte aus der Aufnahmesitzung vom März 1941
Dokument: Sammlung Jens Uwe Völmecke

An Zufälle zu glauben, scheint in Anbetracht der gewonnenen Erkenntnisse zur Stimmung der entlassenen oder versetzten Rundfunkmitarbeiter zu einfach, zumal auch die für die Aufnahmen ausgewählte „spezielle“ Literatur vor diesem Hintergrund nahezu gespenstisch und wie ein Grabgesang wirkt.

Produziert werden also zwei Platten, vier Seiten von denen drei den stimmgewaltigen Bariton Josef Herrmann von der Dresdner Semperoper, der schon zuvor oftmals als Gast bei Reichssender Leipzig aufgetreten war, in den künstlerischen Mittelpunkt stellen.

Mit dem ersten Titel dieser Aufnahmesitzung setzt sich der einstige Intendant des Reichssenders, Carl Stueber selbst noch „ein Denkmal“, indem er den Text zu Puccinis „Hymne an Rom“ verfasst. Politisch stramm zeitgemäß – das versteht sich von selbst.

 

Puccini: Hymne an Rom

 

Puccini-Hymne-an-Rom-Etikett-for-webText: Carl Stueber, Intendant des Reichssenders Leipzig
Solist: Josef Herrmann, Staatsoper Dresden
Dirigent: Reinhold Merten

Orchester und Chor des Reichssenders Leipzig
Originaltonträger: ELECTROLA im Neuen Gewandhaus Leipzig, ca. März 1941 
D.B. 5642 Matritzen-Nr. 2RA 4962

Sammlung: Dr. Jens Uwe Völmecke

 

 

Dann aber kommt es auf der Plattenrückseite faustdick:
In der „Anrufung des Mondes“ aus Puccinis Oper „Turandot“, für dessen Wiedergabe mit dem Rundfunkchor und dem Sinfonieorchester noch einmal alle künstlerischen Kräfte des von der Abwicklung betroffenen Leipziger Senders aufgeboten werden, setzt der deutsche Librettotext der Oper einen geradezu gespenstischen Kontrapunkt.

Du Kopf ohne Glieder!
Komm, du trister Geselle!
Du Gott des Schweigens!
Bleicher Buhle der Toten!
Schon erwartet der Friedhof
dein Totenlicht!

 

Puccini: Turandot

 

Puccini-Anrufung-des-Mondes-Electrola-Labeldaraus: Anrufung des Mondes
Orchester und Chor des Reichssenders Leipzig
Dirigent: Reinhold Merten
Originaltonträger: ELECTROLA im Neuen Gewandhaus Leipzig, ca. März 1941 
D.B. 5642 Matritzen-Nr. 2RA 4963

Sammlung: Dr. Jens Uwe Völmecke

 

 

 

Josef Herrmann in der Rolle des dämonischen Polizeipräfekten Scarpia – eine seiner Paraderollen ohnehin und ein Paradestück für den Rundfunkchor, der in dieser Szene noch einmal zur Höchstform aufläuft. Auch die Auswahl dieses „Te Deums“ aus Puccinis „Tosca“ für die Aufnahmesitzung ist sicher kein Zufall, klingen doch die Glocken zu Beginn wie ein Grabgeläut. Wer die Oper kennt weiß, dass mit dieser Szene das Unheil seinen Lauf nimmt.

 

Puccini: Tosca

 

Tosca-Te-Deum-for-webdaraus: Te Deum
Scarpia: Josef Herrmann, Staatsoper Dresden
Dirigent: Reinhold Merten
Orchester und Chor des Reichssenders Leipzig
Walcker-Orgel des Großen Saals im Neun Gewandhaus Leipzig
Originaltonträger: ELECTROLA im Neuen Gewandhaus Leipzig, ca. März 1941 
D.B. 5647 Matritzen-Nr. 2RA 4964

Sammlung: Dr. Jens Uwe Völmecke

 

„Geh nur, ich erkenne Dein Ziel schon,
denn Dich regiert ein Dämon!“

Mit solcher beredten Prophezeiung beginnt der wiederum brilliant gestaltende Josef Herrmann das Credo des Jago in Verdis Otello.
Versteckt sich darin womöglich eine versteckte Verabschiedung der zum Reichssender München abkommandierten Kollegen aus dem Chor und dem Orchester?
Wir wissen es nicht. Aber ein sehr zwiespältiges und nahezu gespenstiges Gefühl bleibt in uns Nachgeborenen beim Hören dieser Aufnahmen doch zurück …

 

Verdi: Otello

 

Puccini-Otello-Credo-Etikett-for-webdaraus: Ich glaube an einen Gott Credo des Jago
Jago: Josef Herrmann, Staatsoper Dresden
Dirigent: Reinhold Merten
Orchester des Reichssenders Leipzig
Originaltonträger: ELECTROLA im Neuen Gewandhaus Leipzig, ca. März 1941 
D.B. 5647 Matritzen-Nr. 2RA 4964

Sammlung: Dr. Jens Uwe Völmecke

 

 

 

Alles Andere, als Goebbelssches Radio-Propaganda-Gedröhn und Unterhaltungs-Gedudel

Wir können hier vier Schallplattenaufnahmen erleben, die in höchst schwieriger Zeit entstanden sind. Geschweige denn, heute nachvollziehen zu können, was zwischenmenschlich in den Köpfen und Herzen der vor der Abwicklung ihres Lebensexistenz stehenden künstlerischen Mitarbeiter vorgegangen sein wird.
Was wurde hier für eine Literatur aufgenommen, in einer Zeit unmenschlichsten Sterbens, für die der Propagandminister doch eigentlich Unterhaltungsmusik verordnet hatte!

Die  beiden ELECTROLA-Platten sind noch in anderer Hinsicht Raritäten:
Bedenkt man, dass kriegsbedingt beim Kauf jeder Schallplatte zwei alte Schellack-Platten beim Händler abzugeben waren, kann man leicht die Zahl der potentiellen Käuferschaft abschätzen und damit auf die Seltenheit der Originale schließen.

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Erklärung der ELECTROLA zur Abgabe zwei alter Schellack-Platten beim Kauf einer neuen Platte
Dokument: Sammlung Jens Uwe Völmecke

 

Ein Letztes: Erhalten geblieben ist uns mit diesen beiden und einzigen Schellackplatten ein einzigartiges Zeitdokument aus dunkler Zeit. Einem sinnlosen Krieg geopfert wurden neben dem Chor, dem Kinderchor und dem Orchester nicht nur die drei Rundfunkklangkörper sondern auch das Leipziger Funkhaus Markt 8, die Wiederauer Sendeanlagen und das Gewandhaus mitsamt seiner markanten Walcker-Orgel, die in Puccinis Tosca-Te Deum letztmalig zum Einsatz kam. All das ging im Feuer des Bombenangriffs auf Leipzig 1943 unter!

Steffen Lieberwirth

Dank an Dr. Jens Uwe Völmecke für die Unterstützung bei der Bereitstellung der Schallplatten und für einen anregenden Gedankenaustausch.

→  WEITER: LEIPZIGER RUNFUNKSÄNGER IM REICHS-BRUCKNER-CHOR
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Übersicht zu den Chronik-Themen

  Der Leipziger Rundfunkchor der Mitteldeutschen Rundfunk AG · 1924-1932
  Der Leipziger Solistenchor · 1933-1935
  Der Chor des Reichssenders Leipzig · 1935-1943
  Leipziger Rundfunk-Chorsänger im Reichs-Bruckner-Chor · 1943-1945
  Ein neuer Anfang · 1945 IN ARBEIT

  Jahresübersicht zum Leipziger Rundfunkchor
  Literaturverzeichnis I Quellen I Dank IN ARBEIT

 

1926 Die Hochzeit des Figaro Seinemeyer

 

Die Chronik-Seiten der SEMPEROPER EDITION

1926   Die Hochzeit des Figaro

 

 

Besetzung

Wolfgang Amadeus Mozart  Die Hochzeit des Figaro
• 3. Oktober 1926  Neueinstudierung 

Dirigent: Fritz Busch
Regie: O. Krauß
Bühnenbild: A. Mahnke
Kostüme: L. Fanto

Gräfin: Meta Seinemeyer
Graf Almaviva: Robert Burg
Susanna: Liesel von Schuch
Figaro: Ludwig Ermold

 

Rollenfoto

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Meta Seinemeyer als Gräfin in „Figaros Hochzeit“
Foto: Collection Dr. Jens Uwe Völmecke – Ursula Richter

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Grammophonaufnahme

Fritz Busch und die Staatskapelle Dresden

Label-Busch-Figaros-Hochzeit-1923-for-webWolfgang Amadeus Mozart
Aus Die Hochzeit des Figaro
Ouvertüre
Dirigent: Fritz Busch
Staatskapelle Dresden
Mechanische Trichter-Aufnahme: 8. und 9. Juni 1923 in Weber’s Hotel in dresden
DEUTSCHE GRAMMOPHON GESELLSCHAFT   B. 20172 /69614 / 65861

 

 


 

Dresdner Opernaufführungen mit Meta Seinemeyer

  Giordano: ANDREA CHÉNIER 31. Januar 1925
  Puccini: TOSCA 6. April 1925
  Wagner: WALKÜRE 18. April 1925
  Verdi: OTHELLO 26. April 1925
   Busoni: DOKTOR FAUST [Uraufführung] 21. Mai 1925
 Wagner:  TANNHÄUSER  28. Juni 1925
  Verdi: DIE MACHT DES SCHICKSALS 20. März 1926
      Mozart: DIE HOCHZEIT DES FIGARO 3. Oktober 1926
   Mozart: COSI FAN TUTTE 27. September 1927
   Puccini:
MANON LESCAUT 12. September 1928
   Cornelius: DER BARBIER VON BAGDAD 17. Dezember 1928
   Tschaikowski: PIQUE DAME 26. Januar 1929

META SEINEMEYER
FRITZ BUSCH
DRESDNER OPERNCHRONIK 1922-1933


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an das Historische Archiv der Sächsischen Staatsoper Dresden
und die Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden

Seinemeyer

 

Die Chronik-Seiten der SEMPEROPER EDITION

Meta Seinemeyer

 

 

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Meta Seinemeyer als Mitglied des Dresdner Solsitenensembles auf einer Autogrammpostkarte

 

 

 

Meta Seinemeyer war erst dreißig Jahre alt, als der Dresdner Generalmusikdirektor Fritz Busch die begabte Sopranistin im Interesse seiner geplanten Verjüngung des Solistenensembles nach Dresden holte und dort künstlerisch weiter förderte.

Die musisch begabte Tochter eines Kriminalkommissars wurde am 5. September 1895 in Berlin geboren und absolvierte das Stern’sche Konservatorium, an dem Nikolaus Rothmühl ihr Gesangslehrer war.

1918 gab Meta Seinemeyer ihr Debüt in der Titelrolle von Offenbachs Operette „Die schöne Helena“ am Opernhaus in Berlin-Charlottenburg (der Vorläuferinstitution der heutigen Deutschen Oper Berlin) und gehörte dem Ensemble bis zu ihrem Wechsel an die Dresdner Staatsoper an.

Die Seinemeyer entsprach in ihrem sängerischen Können als “eine deutsche Stimme mit italienischem Klang” (Thomas Voigt) sowie ihrer Bühnenerscheinung genau seinen künstlerischen Vorstellungen und engagierte sie 1925 als Nachfolgerin für die von der Metropolitan Opera abgeworbenen Elisabeth Rethberg.

Mit der lyrisch-dramatischen Stimme der Seinemeyer hatte Fritz Busch die ideale Interpretin für die von ihm initierte Verdi-Renaissance gefunden.

Schon als Gastsolistin hatte die Sopranistin einen nachhaltigen Eindruck beim Dresdner Opernpublikum hinterlassen:
Auf Wunsch von Fritz Busch hatte sie am 29, November 1924 die Partie der Margarete in „Fausts Verdammnis“ von Hector Berlioz als „Last-Minute-Ersatz“ für die erkrankte Elisa Stünzner übernommen.
Gastweise sang sie anschließend die Agathe im „Freischütz“ [13. Januar 1925], die Eva in den „Meistersingern“ [17. Januar 1925], die Pamina in der „Zauberflöte“ [21. Januar 1925], die Rosalinde in der „Fledermaus“ [22. Januar 1925], die Elsa in „Lohengrin“ [28. Januar 1925] sowie die Maddalena in der Dresdner Erstaufführung von Giordanos „Andrea Chénier“ [31. Januar 1925] .

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Zwei Monate nach dem frühen Tod Meta Seinemeyers würdigte auch die Schallplattenfirma “PARLOPHON” die Dresdner Sopranistin auf dem Titel ihres aktualisierten Kundenkataloges vom Oktober 1929, der mit vielen der von ihr in der Semperoper gesungenen Partien aufwartete.
Dokument: Collection Dr. Jens Uwe Völmecke

Als festes Ensemblemitglied übernahm sie bis zu ihrem frühen Tod 1929 folgende Partien:
Maddalena in “Andrea Chénier” [31.Januar 1925] · Mimi in “La Boheme” · Aida · Tosca · Klingsors Blumenmädchen in “Parsifal” . Sieglinde in Walküre · Desdemona in “Othello” · Pamina in der “Zauberflöte” · Agathe im “Freischütz” · Elsa im “Lohengrin” · Herzogin von Parma in ”Doktor Faust” · Senta im “Fliegenden Holländer” · Saffi im “Zigeunerbaron” · Elisabeth im “Tannhäuser” · Amalia im “Maskenball” · Santuzza in “Cavalleria Rusticana” · Martha im “Evangelimann” · Rosalinde in der “Fledermaus” · Leonora im “Trobadour” · Ariadne · Leonora in “Die Macht des Schicksals” ·  Rosina in “Figaros Hochzeit” [3. Oktober 1926] · Marschallin im “Rosenkavalier” · Fiordiligi in “Cosi fan tutte” · Helena in “Die ägyptische Helena” · Manon in “Manon Lescaut” · Gräfin Ludmilla in “Die Weiberverschwörung” · Margiana in “Der Barbier von Bagdad” · Lisa in “Pique Dame”.

In den Konzerten der Staatskapelle Dresden sang sie die Sopranpartien in Beethovens 9. Sinfonie und in Mozarts “Requiem” sowie Schubert- und Mahler-Lieder.

Die Vorstellung von “Die Macht des Schicksals” am 22. Juni 1929 sagte Meta Seinemeyer aus gesundheitlichen Gründen ab. 
Am 19. August 1929 erlag die grandiose Sängerin dreiunddreißigjährig in Dresden ihrem Blutkrebsleiden.

Nur wenige Stunden vor ihrem Tod hatte sie den Dirigenten Frieder Weissmann geheiratet.

Als Nachfolgerin für Meta Seinemeyer verpflichtete Fritz Busch die junge Sopranistin Maria Cebotari.

 

Dresdner Opernaufführungen mit Meta Seinemeyer

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Meta Seinemeyer auf dem Dresdner Theaterplatz in Höhe des Italienischen Dörfchens.
Das zweistöckige helle Gebäude ist das Hotel Bellevue, in dem die Sopranistin logierte.

  Giordano:  ANDREA CHÉNIER  31. Januar 1925
  Puccini:   TOSCA  6. April 1925
  Wagner:  WALKÜRE  18. April 1925
  Verdi:  OTHELLO  26. April 1925
   Busoni:  DOKTOR FAUST  [Uraufführung]  21. Mai 1925
 Wagner:  TANNHÄUSER  28. Juni 1925
  Verdi: DIE MACHT DES SCHICKSALS   20. März 1926
   Mozart: DIE HOCHZEIT DES FIGARO   3. Oktober 1926
   Mozart:  COSI FAN TUTTE  27. September 1927
   Puccini:  MANON LESCAUT  12. September 1928
   Cornelius:  DER BARBIER VON BAGDAD  17. Dezember 1928
   Tschaikowski: PIQUE DAME  26. Januar 1929

 

 

 

 

 

 



Weitere Sänger der Ära Busch

→  ERNA BERGER
→  MARIA CEBOTARI
  RICHARD TAUBER

 

Link-Tipp

»   Homepage META SEINEMEYER

1925 Andrea Chenier

 

Die Chronik-Seiten der SEMPEROPER EDITION

1925    Andrea Chénier

 

Besetzung

Umberto Giordano  Andrea Chénier
Dresdner Erstaufführung · 31. Januar 1925

Dirigent: Fritz Busch
Regie: Georg Toller

Chénier: Lautsprechersymbol-klein-1Tino Pattiera
Maddalena: Lautsprechersymbol-klein-1Meta Seinemeyer
Gérard: Friedrich Plaschke
Gräfin di Coigny: Helene Jung
Bersi: Adelma von Tinty
Roucher: Willy Bader
Matthieu: Ludwig Ermold
Madelon: Elfriede Haberkorn
Incroyable: Hanns Lange
Pietro Fléville: Rudolf Schmalnauer
Abt:
Ludwig Eybisch
Schmidt: Robert Büssel
Major-domo: Wilhelm Moy
Dumas: Heinrich Hermanns
Öffentliche Ankläger: Julius Puttlitz und Paul Schöffler
Filandro Farinelli: Rolf Schroeder

Die Maddalena in Giordanos Oper „Andrea Chenier“ wurde anlässlich ihrer Dresdner Erstaufführung zur ersten eigenen Rolle Meta Seinemeyers am Dresdner Opernhaus. Für ihre gesangliche und darstellerische Leistung der Maddalena erntete sie auch begeistertes Lob vom Komponisten selbst, der im Publikum anwesend war.

 

Grammophonaufnahmen

Meta Seinemeyer als Maddalena

 

Umberto Giordano
Aus: Andrea Chénier
La mamma morta (Arie der Maddalena)
Orchester der Berliner Staatsoper
Dirigent: Frieder Weissmann
PARLOPHON  P.9843  Matr.-Nr.: 2-20852
Aufnahmejahr: 1928
Collection: Dr. Jens Uwe Völmecke

 

Tino Pettiera als Chénier

 

Pattiera-Andrea-Chenier-for-webUmberto Giordano
Aus: Andrea Chénier
Verwundet habt ihr mich – Gleich einem Frühlingsabend
(Colpito qui m’avete – Un di all‘ azurro spazio)

Italienisch Gesungen
ODEON Record 76974 / Matr.Nr.: xxB 6312
Aufnahmejahr: 1916 in Berlin
Collection: Dr. Jens Uwe Völmecke

 

 

 

Tino Pettiera als Chénier und Meta Seinemeyer als Maddalena

 

Pattiera-Seinemeyer-Andrea-Chenier-for-webUmberto Giordano
Aus: Andrea Chénier
Du kommst daher (Duett Chénier – Maddalena)
Orchester der Berliner Staatsoper
Dirigent: Frieder Weissmann
PARLOPHON  P.9028  Matr.-Nr.: 2-8938/9
Aufnahmejahr 1926
Collection: Dr. Jens Uwe Völmecke

 

 

 

 

 

 

 

Dresdner Opernaufführungen mit Meta Seinemeyer

    Giordano: ANDREA CHÉNIER 31. Januar 1925
  Puccini: TOSCA  6. April 1925
  Wagner: WALKÜRE  18. April 1925
  Verdi: OTHELLO  26. April 1925
  Busoni: DOKTOR FAUST  [Uraufführung] 21. Mai 1925
 Wagner:  TANNHÄUSER  28. Juni 1925
  Verdi: DIE MACHT DES SCHICKSALS  20. März 1926
   Mozart: DIE HOCHZEIT DES FIGARO  3. Oktober 1926
→   Mozart: COSI FAN TUTTE  27. September 1927
   Puccini:
MANON LESCAUT  12. September 1928
   Cornelius: DER BARBIER VON BAGDAD  17. Dezember 1928
   Tschaikowski: PIQUE DAME  26. Januar 1929

META SEINEMEYER
TINO PATTIERA
FRITZ BUSCH
DRESDNER OPERNCHRONIK 1922-1933


Logo-SLUBMit Dank für die konstruktive Zusammenarbeit
an das Historische Archiv der Sächsischen Staatsoper Dresden
und die Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden

Fritz Busch und Sächsische Staatsoper Dresden

 

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Fritz Busch und Dresden [4/15]

Die Opernaufgaben

 

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Das gesamte Ensemble der Sächsischen Staatstheater mit Fritz Busch (auf der Bühne. 2 Reihe Mitte) anlässlich der Verabschiedung von Eva Plaschke von der Osten, 1927

 

Seiteninhalt

  Welch unvorstellbar großes Arbeitspensum
  “Wie ein Zuchtmeister”
  Die Verjüngung des Opernensembles
  Der Dresdner Opernspielplan
  Memorandum an die Generalintendanz der Sächsischen Staatstheater vom 22. Januar 1926

 

Welch unvorstellbar großes Arbeitspensum

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Fritz Busch mit den Sängern Eva Plaschke von der Osten, Irma Tervani, Hanns Lange und dem Souffleur Michael Steinmann

Das Maß an Aufgaben war übergroß. „Ich verlasse die Oper nur, wenn ich schlafen gehe“, sagte er, und selbst der NSDAP-Gauwart Posse, der maßgeblich an Buschs späterer Amtsenthebung beteiligt war, mußte ihm in einer Auseinandersetzung nach dem 1933er Eklat zugestehen, dass er „wie ein Vieh“ gearbeitet habe.
Es ist nachweisbar, dass Busch in der Saison 1925/26 nicht weniger als 104 Opernvorstellungen dirigiert hat; darunter waren neun Premieren mit vier Uraufführungen, einer Erstaufführung und vier Neueinstudierungen von Repertoireopern.
Außerdem leitete er elf Abonnementskonzerte (jeweils mit öffentlicher Generalprobe) und zwei Sonderkonzerte.
Hinzu kamen die Proben mit dem Sängerpersonal und dem Orchester, das Lektorieren zahlreicher eingesandter Partituren, das Studium neu zu erarbeitender Werke sowie all seine administrativen Verpflichtungen. In einer Eingabe an den Intendanten wies Busch darauf hin, dass eine solche Belastung auf Dauer seine physischen und psychischen Kräfte zu überfordern drohe (1928 kam denn auch der gesundheitliche Zusammenbruch).

Aber nur wenig änderte sich: Für 1930/31 registrierte er noch immer 98 Opernabende, neun Neueinstudierungen und die Übernahme zweier von Pfitzner und Strauss dirigierter Premieren im täglichen Repertoire. (Man vergleiche mit diesen Zahlen einmal die Verpflichtungen, die heutzutage musikalische Chefs für ihre Häuser einzugehen bereit sind!)

Die Angebote, künstlerische Verantwortung unter weitaus günstigeren Bedingungen an den Staatsopern in Wien oder Berlin oder beim Gewandhausorchester Leipzig zu übernehmen, müssen zeitweise schon recht verlockend gewesen sein. Dennoch hielt Busch Dresden die Treue.

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Fritz Buschs Notizbuch mit Besetzungsüberlegungen

 

“Wie ein Zuchtmeister”

Fritz Busch hatte den gesamten Opernbetrieb vom Engagement der Gastdirigenten, Regisseure und Bühnenbildner bis zur Kontrolle der Abendeinnahme „im Griff“.
Er holte Prominenz wie Strauss, Pfitzner oder Strawinsky ans Pult, ließ Erhardt, Gielen, Mora, Toller oder Dobrowen inszenieren und Slevogt oder Kokoschka die Szene gestalten – alles allererste Kräfte!

Wenn er nicht selbst dirigierte, saß er häufig als kritischer Beobachter in den Aufführungen, und seine Vorstellungsberichte (mit Schlussfolgerungen) lassen an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig.
Der Erhalt der Klangkultur der Kapelle lag ihm besonders am Herzen. In diesem Orchester, das offenbar jeder Schwierigkeit gewachsen war und mit einer Anpassungsfähigkeit und Stilsicherheit ohnegleichen den Weg seiner Konzert- und Opernplanung mitging, sah er die Grundlage seiner gesamten Arbeit.
Um dessen Fortentwicklung zu sichern, unterstützte er die Gründung einer „Orchesterschule der Sächsischen Staatskapelle“ zur praxisorientierten Heranbildung des eigenen Musikernachwuchses, bevorzugt durch Kapellmitglieder als Lehrer.

Wenn ihm Zeit blieb, spielte er mit Kollegen Kammermusik im Tonkünstler-Verein.
Bei Probespielen legte er hohe künstlerische und menschliche Maßstäbe an die Kandidaten an, die er nicht selten selbst begleitete. Er war, beinahe im Sinne der Kantoreiordnung von 1548, ein echter „Zuchtmeister“, der auf Disziplin in der Dienstausübung sah und seine Forderungen unnachgiebig durchsetzte, aber durch Humor und Freundlichkeit die Atmosphäre immer wieder aufzulockern verstand.

Sein Ideal formulierte er so: „Es gibt nichts Erfreulicheres für den Beobachter als einen Dirigenten, der außer der höchsten Achtung seiner Orchestermitglieder auch deren Liebe genießt.“

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Das Dresdner Opernensemble zur Zeit des Amtsantrittes von Fritz Busch, dargestellt auf einer Anschlagtafel im Opernhaus
Irma Tervani – Ottilie Lattermann – Robert Burg- Curt Taucher – Friedrich Plaschke – Hans Rüdiger – Ludwig Ermold
Richard Tauber – Dr. Waldemar Staegemann – Helena Forti – Karl Scheidemantel – Eva von Osten – ? – ? –
Elisabeth Rethberg – Robert Büssel – Charlotte ? – Elisa Stünzner – Grete Merrem-Nikisch – Tino Pattiera – ?

 

Die Verjüngung des Opernensembles

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Maria Cebotari, 1931
21-jährig singt sie die Partie der Mimi in Dresden.
© Foto aus dem Booklet

Dem Aufbau des Solistenensembles galt gleichfalls Buschs große Aufmerksamkeit. Über 6000 Sänger und Sängerinnen hat er sich während der Dresdner Jahre angehört!
Seine Ansprüche waren auch hier hoch, und er kannte keine Kompromisse. Was er aber schließlich vorweisen konnte, war eine Solistenschar, die jedem internationalen Vergleich standhielt.

Er verfolgte aufmerksam die Entwicklung seiner Sänger (es existieren Aufzeichnungen zu manchem Mitglied über Jahre hinweg!), ließ sie systematisch an Aufgaben wachsen, und es gab keine Vorstellung unter seiner Leitung, vor der sich die Protagonisten nicht in seinem Zimmer zu einer Ensembleprobe getroffen hätten. „Selbst wenn’s die 20. im Repertoire war, mußten wir alle zu ihm kommen, und die ganze Oper wurde noch einmal durchgenommen…, da konnte keine Schlamperei einreißen“, erinnerte sich Erna Berger.

Als die von ihm entdeckte Maria Cebotari in der Partie der Mimi mit 21 Jahren debütierte, trat er selbst ans Pult, um ihr zu einem optimalen Start zu verhelfen, obwohl er die „Bohème“ bis dahin in Dresden nie dirigiert hatte.

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Der Dresdner Opernspielplan

Im Opernspielplan setzte Busch – neben dem üblichen, weitgespannten Repertoire zwischen Mozart und Wagner, Lortzing und Johann Strauß, Rossini und Bizet – zeitweise waren bis zu 75 Stücke verfügbar! – eine Reihe besonderer Akzente.
Da war einmal das neue Werk mit über 20 Uraufführungen, darunter Hindemiths „Cardillac“, Weills „Protagonist“, Busonis „Doktor Faust“ oder Schoecks „Penthesilea“, bedeutende deutsche Erstaufführungen wie Puccinis „Turandot“ und Erstaufführungen von etwa 30 bis dahin in Dresden unbekannten zeitgenössischen Opern, wie Ernst Kreneks „Jonny spielt auf„.

Einen zweiten Schwerpunkt bildete die Fortsetzung der Dresdner Strauss-Pflege, die in den Uraufführungen von „Intermezzo“ und „Die ägyptische Helena“, aber auch zum Beispiel in einer gefeierten Neueinstudierung der „Ariadne“, Höhepunkte erlebte.
Hinzu kam sein Einsatz für die russische Oper mit Inszenierungen von „Boris Godunow“, „Chowanstschina“ und „Pique Dame“ (Strawinsky soll diese Aufführung als die beste bezeichnet haben, die er jemals gesehen und gehört hat) bis zu „Petruschka“.

Schließlich pflegte Busch das Schaffen Verdis mit stärkster, weit über Dresden hinausreichender Ausstrahlung: Aufführungen von „Falstaff“, „Don Carlos“, „Othello“, „Troubadour“, „Maskenball“ oder „Rigoletto“ galten als beispielhaft; vor allem aber ebnete er mit einer Aufsehen erregenden Wiedergabe der „Macht des Schicksals“ diesem Werk international den Weg; Toscanini, der damit in Italien niemals Erfolg gehabt hatte, kam eigens angereist, um es hier zu erleben (wegen der plötzlichen Erkrankung von Meta Seinemeyer mußte er jedoch mit dem „Don Giovanni“ vorlieb nehmen, der ihm aber dann auch genügend Diskussionsstoff mit Busch bot).

WEITERE DETAILS UND AUDIOS ZU DRESDNER OPERNINSZENIERUNGEN:
  Hindemith „Cardillac“           Krenek: „Jonny spielt auf“
  Puccini „La Bohéme“
→  Weill „Der Protagonist“

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Memorandum an die Generalintendanz der Sächsischen Staatstheater
vom 22. Januar 1926

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Fritz Busch in seinem Dirigentenzimmer in der Semperoper
© Foto aus dem Booklet – Max-Reger-Institut – BrüderBuschArchiv

Im Folgenden teile ich der Generalintendanz meine Ansichten über den derzeitigen künstlerischen Stand der Staatsoper mit, sowie eine Reihe von Reformvorschlägen und Wünschen, deren Erfüllung dazu dienen möge, den heute noch bestehenden Ruf der Dresdner Staatsoper als allererste Repertoirebühne und als Uraufführungstheater zu erhalten und zu festigen (…)
Die erstklassigen Sänger sind in Deutschland ganz selten geworden – um die wenigen noch vorhandenen bemühen sich die großen Opernbühnen unter Anspannung aller finanziellen Kräfte. Der Nachwuchs ist seit einer Reihe von Jahren von geradezu erschreckender Minderwertigkeit, wie aus den Resultaten der alljährlich in die Hunderte gehenden Stimmprüfungen zu ersehen ist (…)
Will die Dresdner Staatsoper weiterhin gleichwertig den anderen deutschen Bühnen gelten, so muß sie ihre Bemühungen hinsichtlich der Erneuerung des Solopersonals in weit größerem Maße anspannen, als es bisher der Fall war. (…) Unsere Heldentenöre Taucher und Pattiera stehen nur einige Monate in der Spielzeit zur Verfügung. Von unseren an erster Stelle stehenden Künstlern, die seinerzeit die Säulen eines ruhmvollen Ensembles waren, ist eine ganze Anzahl bereits dem unerbittlichen Sängerschicksal – dem Niedergang der Stimme – in mehr oder minder großem Ausmaß verfallen. (…)
Es werden wesentliche finanzielle Mehrleistungen notwendig werden, wenn die großen Lücken in den allerersten Fächern ausgefüllt werden sollen. Nach meiner Einschätzung dürfte die Einstellung dieser Künstler einen Mehraufwand von 150.000 M erfordern. (…)
Ich bin fest überzeugt, daß die auf diesem Weg zustande kommende Steigerung des Gesamtniveaus sich auch wirtschaftlich bezahlt machen wird.
Ich hoffe, daß meine Vorschläge Bewilligung des Verwaltungskollegiums finden werden. Sollte das jedoch nicht der Fall sein, so müßte ich darauf dringen, daß eine die ganzen Verhältnisse klar beleuchtende Erklärung ehestens an die Öffentlichkeit gelangt.(…)  

Fritz Busch

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Ein multimediales Musikantenporträt

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   7/15   Erste Tourneen 
   8/15   Erste Grammophonaufnahmen 1923 „In den Trichter gespielt“  
   9/15  „Electrische Aufnahme“ 1926 
  10/15  Rundfunkarbeit
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  12/15   „Aus!“ 
  13/15   „Leider nur als Gast“
  14/15   Willkommen daheim: Sinopolis „Kniefall“ 
  15/15   CHRONIK  Die Ära Busch  publication: Die. 28. April
  INHALT DER MULTIMEDIA-BOX „Fritz Busch“ Vol. 30

 

Fritz Busch Rundfunkarbeit

 

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Fritz Busch und Dresden  [10/15]

Rundfunkarbeit

 

 

Die Staatskapelle Dresden „europaweit auf Sendung“

Die brennende Frage 1931: Wie lassen sich die Konzertübertragungen auch aufzeichnen?

 

„Opernpremieren am Rundfunkempfänger miterleben“

Was bisher weniger bekannt gewesen ist, waren die Dresdner Aktivitäten Buschs für den Rundfunk.
Er selbst berichtete darüber ebenfalls Ende März 1933 an Arthur Tröber in der Hoffnung, dass dieser in seinem „Interesse und zur Aufklärung der Wahrheit tätig“ sein würde.
Es galt nämlich auch hier, die Vorwürfe seiner Gegner zu entkräften, es sei ihm wiederum in erster Linie um eigene finanzielle Vorteile gegangen.

Busch erwähnte Übertragungen aus der Semperoper, etwa der 8. Sinfonie von Mahler und der 4. Sinfonie von Bruckner (dies war Buschs letztes Dresdner Konzert am 17. Februar 1933) sowie aus dem Hellerauer Festspielhaus eine „Iphigenie“ von Gluck.

Es muss jedoch weit mehr als die hier von ihm genannten Projekte gegeben haben, da er, wie er schreibt, „sämtliche Radioübertragungen von Opern aus der Dresdner Staatsoper unentgeltlich dirigiert“ und sich für eine zusätzliche Honorierung der Musiker eingesetzt habe, die diesen aus beamtenrechtlichen Gründen nicht zugestanden worden sei.
Für die „Sinfonie der Tausend“ sei ihm ein Honorar von 400 M ausgezahlt worden, das er sich im übrigen mit einem Repetitor geteilt habe!

Grundsätzlich bedauerlich bleibt, dass bei all diesen Direktsendungen noch keine Aufzeichnungen möglich gewesen sind; welche Einblicke könnten sie uns heute in Fritz Buschs Opern- und Konzertarbeit erlauben! 

 

Der Versuchs-Mitschnitt einer „Original-Konzertausstrahlung“

Am 25. Februar 1931 gastierte die Sächsische Staatskapelle unter ihrem Chefdirigenten Fritz Busch in der Berliner Philharmonie in der Bernburger Strasse. Das Gastspiel ist ein Ereignis von überregionaler Bedeutung.
Die Berliner Lokalpresse berichtet ausführlich über das Ereignis. Die „Vossische Zeitung“ ruft in diesem Zusammenhang sogar zurückliegende Gastspiele des Orchesters unter Ernst von Schuch und Richard Strauss ins Gedächtnis zurück.
  Konzertbesprechungen

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Vorankündigung der Konzertübertragung aus Berlin in der Radio-Zeitschrift „Die Funkstunde“

Der Deutsche Rundfunk überträgt das Programm über seine Sender Berlin, Magdeburg und Königs Wusterhausen. Mit dieser Schaltung ist das Konzertereignis auch international empfangbar.
Wenngleich auch nicht das gesamte Konzert erhalten blieb, so liegt uns doch der Höhepunkt des Abends, die 2. Sinfonie von Johannes Brahms, als Tonkonserve vor. Mit den erhaltenen Rundfunkplatten besitzten wir die früheste Live-Aufnahme der Staatskapelle Dresden und gleichzeitig ein einmaliges künstlerisches Zeitzeugnis. (Die Aufnahme der Brahms-Sinfonie erschien komlett in der Edition Staatskapelle Dresden Vol. 30)
Die Art und Weise, in welcher Form dieses denkwürdige Konzert für die Ewigkeit festgehalten wurde, gibt jedoch bis heute Rätsel auf …

 

Zum Konzert der Staatskapelle Dresden mit Fritz Busch in der Berliner Philharmonie am 26. Februar 1931.
Das Konzert wurde live im Radio übertragen. Aufgenommen wurde mit drei Reisß-Mikrofonen (links und rechts vor dem Orchester stehend sowie in Saalmitte hängend)
Fotos: Max-Reger-Institut – BrüderBuschArchiv

 

Schon frühzeitig hatten es sich die Verantwortlichen der Reichsrundfunkgesellschaft zur Aufgabe gemacht, besondere Veranstaltungen nicht nur europaweit zu übertragen, sondern den musikalischen Augenblick auch festzuhalten und für die Nachwelt zu konservieren.
So wurde zum Beispiel das sensationelle Berliner Gastspiel von Arturo Toscanini und den New Yorker Philharmonikern von 28. Mai 1930 in der Berliner Philharmonie nicht nur über die Funkantennen weltweit hörbar gemacht, sondern es gelang auch eine Aufzeichnung, die archiviert und katalogisiert wurde. Dieses sicherlich einmalige Tondokument der Rundfunkgeschichte gilt heute als verschollen. Von der einstigen Existenz kündet nur noch der entsprechende Eintrag im ersten Verzeichnis der „Schallaufnahmen der Reichsrundfunkgesellschaft“, RRG.

Anders verhält es sich bei dem neun Monate später stattfindenden Staatskapellen-Gastspiel:
Wenngleich auch nicht das gesamte Konzert erhalten blieb, so liegt uns doch der Höhepunkt des Abends, die 2. Sinfonie von Johannes Brahms, als Tonkonserve vor.

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Blanko“-Etikett mit dem handschriftlichen Matritzenvermerk „RRG 1230“ auf einer der ingesamt vier Platten der Brahms-Konzertaufzeichnung von 1931
Original: DRA Frankfurt

Fritz Busch · Staatskapelle Dresden
Johannes Brahms: Symphonie Nr. 2
daraus II. Adagio non troppo
Aufzeichnung der Live-Übertragung vom 26. Februar 1931

 

Die Art und Weise, in welcher Form dieses denkwürdige Konzert aufgezeichnet wurde, gibt uns einige Rätsel auf. Hinzu kommt ein weiteres Mysterium: Im ansonsten sehr akribisch geführten Aufnahmeverzeichnis der Reichsrundfunkgesellschaft wird diese Aufnahme – anders als der Toscanini-Mitschnitt – nicht aufgeführt. Eine offizielle Katalogisierung hat nie stattgefunden. Was war geschehen?

Der Rundfunk befindet sich 1931 noch in einer Experimentierphase: Die Zeichen der Zeit waren durchaus erkannt worden. Auf Dauer konnte der Rundfunk mit der ausschließlichen Sendung von Industrietonträgern nicht überleben. Der Plan, ein eigenes Schallarchiv mit Eigenproduktionen aufzubauen, wurde mit Hochdruck vorangetrieben. Schallplatten waren zu diesem Zeitpunkt jedoch immer noch die einzig mögliche Form der Tonkonserve. Die Produktion eigener kleiner Stücke von drei bis vier Minuten Spieldauer bildete auch kein großes Problem. Schwierig wurde es hingegen bei langen Werken wie Opern, Sinfonien oder auch Hörspielen. Sicherlich blieb es noch lange Jahre bei der Live-Übertragung entweder aus den Sendesälen des Rundfunks oder aus öffentlichen Konzerthäusern.
Im Hintergrund aber sollten fortan Apparaturen mitlaufen, die das Geschehen unmittelbar aufzeichnen konnten, um so auch spätere Wiederholungen zu ermöglichen.

Nur – wie hatten diese Maschinen zu funktionieren, um später auch eine naht- und bruchlose Wiedergabe zu ermöglichen?
Schellackplatten bzw. die hierfür notwendigen Aufnahmewachse mit 78er Tourenzahl erlaubten eine Aufnahmekapazität von maximal viereinhalb Minuten pro Seite.
Um eine unterbrechungsfreie Aufzeichnung zu gewährleisten, wurde schon relativ zeitig eine „Überlappungsstelle“ eingeführt. Das bedeutet nichts anderes als dass die letzten 30 Sekunden einer Plattenseite auf der nächsten Seite wiederholt wurden. Dies wurde erreicht, indem zwei Plattenschneidgeräte parallel zum Einsatz kamen. Die zweite Maschine wurde kurz vor Ablauf der ersten Maschine zugeschaltet, so dass beide Geräte nun für kurze Zeit gleichzeitig das Audiosignal aufzeichneten. Dieser Vorgang wurde so oft wiederholt, bis das komplette Werk mitgeschnitten war. Die Wiedergabe erfolgte analog über zwei Plattenspieler.

Sendetechniker-Plattenspielr-for-web

in Rundfunktechniker der Mitteldeutschen Rundfunk AG „Mirag“ bei der Arbeit am Plattenwechsler

Die Kunst des Sendetechnikers bestand darin, innerhalb der Überlappungsstellen den jeweils günstigsten Zeitpunkt zum Umschalten von Maschine „A“ auf Maschine „B“ anzupeilen und auszuführen. Ein mühsames und vor allen Dingen mit vielen Risiken behaftetes Verfahren. Eine Übersteuerung, ein falscher Handgriff oder nur ein Fehler auf der erwärmten Wachsplatte genügte, um die ganze Aufnahme zu ruinieren. Anders als bei Industrietonträgern, die ohne diese Überlappungsstelle auf den Schallplatten arbeiteten, wäre es nämlich nicht möglich gewesen nur eine Plattenseite stillschweigend durch eine Neuaufnahme zu ersetzen. Der Musikfluss wäre durchbrochen gewesen, der musikalische Bogen verloren. Wollte man dies bei so bedeutenden Er- eignissen wie dem Auftritt der Sächsischen Staatskapelle riskieren? – Fieberhaft wurde nach Lösungen gesucht.

Für kurze Zeit glaubte man wohl, diese beim vermeintlichen Konkurrenten des Radios, beim Kino, gefunden zu haben. Die Zeitschrift „Film-Kurier“ vom 20. Juli 1928 berichtet über den Zusammenschluss der deutschen Tonfilm-Industrie zum „Ton-Bild-Syndikat“, kurz TOBIS.
An diesen Verhandlungen nahm neben hochrangigen Vertretern aus Wirtschaft, Industrie und Kultur auch Ministerialrat Gieseke von der Reichsrundfunkgesellschaft teil. Inwieweit die RRG sogar anteilig mit der TOBIS verbandelt war, wäre einer genaueren Untersuchung wert.
In jedem Fall gab es offensichtlich Querverbindungen und damit wohl auch einen Zugriff auf die von der TOBIS verwalteten und vermarkteten unterschiedlichen Tonfilm-Aufnahmeverfahren.

Die Filmindustrie arbeitete in jenen Jahren mit zwei unterschiedlichen Kameraapparaturen, einer Bildkamera und einer Tonkamera. Letztere zeichnete lediglich das aus den Verstärkern gesendete Audiosignal auf einen separaten Filmstreifen auf. Erst später wurden dann Bild und Ton in einem Kopiervorgang synchron auf einem einzigen Filmstreifen zusammengeführt. Sollte dies die Lösung sein? – Die Kassetten mit Filmmaterial erlaubten immerhin eine ununterbrochene Aufnahmezeit von zehn Minuten – also mehr als das doppelte der herkömmlichen Schallplattentechnik. Was hätte dies aber in der Konsequenz bedeutet?
Sämtliche Sender hätten mit einer Abspielmaschine für Tonfilm ausgerüstet werden müssen. Diese aber unterlagen – wie die einschlägigen Filmzeitschriften in jenen Jahren nicht müde wurden zu berichten – einem hohen technischen und auch kostenmäßigen Aufwand. Die Lizenzen für die Benutzung der Tonfilmprojektoren waren enorm teuer, die Fronten in den Verhandlungen der Industrie verhärtet. Die Presse selbst sprach vom „Tonfilm-Krieg“. Viele Kinos waren nicht in der Lage, die Kosten für die Umstellung auf den Tonfilm aufzubringen. Die Filmproduzenten selbst mussten – wollten sie nicht enorme finanzielle Einbußen hinnehmen – eine Übergangslösung schaffen.
Nadelton-33-for-web

Nadeltonprinzip. Für Kinos, die sich keine eigene Tonfilm- apparatur leisten konnten, wurde die Tonspur des Filmes auf spezielle Schallplatten geschnitten. Plattenspieler und Projektor waren miteinander gekoppelt, um eine synchrone Bild- und Tonwiedergabe zu erreichen.

Sie übertrugen den Ton des Films auf Schallplatten mit einem übergroßen Durchmesser von 40 Zentimetern.
Diese Platten liefen, um den kompletten Ton eines einzigen Filmaktes aufnehmen zu können, mit einer Abspielgeschwindigkeit von 33 Umdrehungen pro Minute.

 
An dieser Stelle schließt sich der Kreis zu dem heute im Deutschen Rundfunkarchiv Wiesbaden aufbewahrten Mitschnitt der 2. Sinfonie von Johannes Brahms mit der Sächsischen Staatskapelle unter Fritz Busch vom 25. Februar 1931.
Das Werk verteilt sich auf vier Schallplatten mit einem Durchmesser von 40 Zentimetern und 33er Drehzahl.
War das Konzert also auch durch Filmkameras festgehalten worden?

Das so genannte „Nadeltonsystem“ war eine äußerst kurzlebige Angelegenheit. Ein Fehler im Zusammenspiel zwischen Filmprojektor und Schallplattenspieler, eine durch Filmriss bedingte Verkürzung des Filmstreifens oder ein Fehler auf der Plattenoberfläche, all das hatte fatale Auswirkungen auf das Kinoerlebnis und teilweise unfreiwillige Lacheffekte zur Folge. Hinzu kam die unbefriedigende Klangqualität. Die 33er Abspielgeschwindigkeit erlaubte kaum dynamische Aussteuerung. Der Ton klang flach und stumpf und war wegen der geringen Lautstärke kaum zu verstehen.

All dies – so lässt sich vermuten – führte dazu, dass der Mitschnitt dieses Staatskapellen-Konzertes gar nicht erst in den Produktionskatalog der RRG aufgenommen wurde. Die ersten Pianissimo-Takte der Aufzeichnung sind aufgrund des durch die 33er Drehzahl stark erhöhten Rauschpegels kaum wahrnehmbar, bei einer Ausstrahlung wären sie wahrscheinlich gänzlich verschwunden. Erst mit heutiger Technologie konnten wir diesem Manko – wenn auch nicht vollständig, so doch teilweise – entgegenwirken. Ein Dokument bleibt diese Aufnahme allemal – als eines der weltweit frühesten Beispiele für die Life-Aufzeichnung eines Konzertereignisses überhaupt und für alle Musikliebhaber ein immer noch ergreifender und emotionaler musikalischer Augenblick, der als Echo aus einer anderen Zeit bis in unsere Gegenwart erhalten geblieben ist.

Jens-Uwe Völmecke

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Fritz Busch • Ein multimediales Musikantenporträt

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  INHALT DER MULTIMEDIA-BOX „Fritz Busch“ Vol. 30

Mit Dank für die konstruktive Zusammenarbeit
an das Historische Archiv der Sächsischen Staatsoper Dresden
und das Max-Reger-Institut – BrüderBuschArchiv

Alle Texte, Dokumente, Fotos und Videos aus:  CD/DVD-Box Edition Staatskapelle Dresden Vol. 30

1922-1933 Dresdner Opernchronik

 

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  Dresdner Opernchronik  1922-1933

 

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Spielzeiten

  1922/1923
  1923/1924
  1924/1925
  1925/1926
  1926/1927
  1927/1928
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  1929/1930
  1930/1931
  1931/1932
  1932/1933

 

 


1922/1923

 

•  1. August 1922
Amtsantritt Generalmusikdirektor Fritz Busch

Fritz Busch – Ein Dirigentenportrait
Ausschnitt aus der DVD-Dokumentation zu Leben und Wirken des Dresdner Generalmusikdirektors Fritz Busch, erschienen in der „Edition Staatskapelle Dresden“ als Vol. 30. 

 

Generalintendanz der Sächsischen Staatstheater
Generalintendant: Dr. Alfred Reucker
Stellvertretender Generalintendant: Dr. Hans Reuter

Opernhaus
Operndirektor und Generalmusikdirektor: Fritz Busch
Kapellmeister: Hermann Kutzschbach · Kurt Striegler
Oberspielleiter: Georg Toller · Alois Mora
Spielleiter: Dr. Waldemar Staegemann
Regieassistent: Bruno von Nissen
Vortragsmeister: Karl Perron
Dramaturg: Hans Teßmer

„Darstellende Mitglieder des Opernhauses“
Damen:
Erna Fiebiger-Peisker  ·  Helena Forti  · Inah Galli  ·  Elfriede Haberkorn  ·  Helene Jung  ·  Angela Kolniak  ·  Grete Nikisch  ·  Berta Obholzer  ·  Eva Plaschke-von der Osten  ·  Maria Rösler Keuschnig  ·  Edith Sajitz  ·  Liesel von Schuch  ·  Milly Stephan  ·  Elisa Stünzner  ·  Irma Tervani  ·  Charlotte Viereck  ·  Charlotte Wolf
Herren:
Willi Bader  ·  Robert Burg  ·  Robert Büssel  ·  Josef Correck  ·  Ludwig Ermold  ·  Ludwig Eybisch  ·  Max Hirzel  ·  Hanns Lange  ·  Tino Pattiera  ·  Friedrich Plaschke  ·  Julius Puttlitz  ·  Rudolf Schmalnauer  ·  Otto Sigmund  ·  Waldemar Staegemann  ·  Curt Taucher  ·  Fritz Vogelstrom
Ehrenmitglieder:
Clementine Edle von Schuch-Proska  ·  Therese Malten  ·  Karl Perron  ·  Charlotte Basté  ·  Marie Wittich  ·  Irene von Chavanne  ·  Minnie von Frenckell-Nast  ·  Friedrich Plaschke

 

Fritz Busch über die Situation am Dresdner Opernhaus
zum Zeitpunkt seines Amtsantritts als sächsischer staatsbeamteter Generalmusikdirektor:

„Aus dem heiteren und behaglichen, anheimelnd in Berge und Wälder gebetteten Stuttgart, das trotz seiner Ausdehnung, seiner industriellen und besonders auch baulichen Bedeutung den Charakter der alten, gemütlichen schwäbischen Landstadt nicht verleugnen konnte, übersiedelten wir in das weit prunkvollere Dresden.
An die Stelle behäbiger Fachwerkbauten trat das berühmte Dresdner Sandsteinbarock; an die Stelle freundlicher Bürgerlichkeit das zeremoniellere Wesen der Hofstadt. Eine gewisse inhaltslose Gesellschaftlichkeit blieb bezeichnend für manche, zwar ihres höfischen Mittelpunktes nun beraubte Kreise. Daneben gab es freilich ein sehr gutes, intelligentes Bürgertum.
Den besten sächsischen Typus stellte der bescheidenere Mittelstand dar, darunter der Lehrerberuf, in dem auch ein ausgesprochener Musikenthusiasmus und ein opferbereiter Idealismus zu Hause waren.
Bei unserer Übersiedelung nach Dresden stand die Inflation bereits in Blüte. Mein Jahreseinkommen betrug anfänglich zweihunderttausend Mark, und wieviel dies eigentlich war, wußte niemand. Es war Inflationsgeld, dessen Wert sich täglich verminderte; daher ging das Gehalt schließlich im Laufe der nächsten Monate in die Millionen und Billionen. Daß die Folgen dieser Geldentwertung die künstlerische Arbeit im Beginn meiner Tätigkeit, wie das ähnliche Mißstände der Nachkriegszeit schon in Stuttgart getan hatten, ungemein erschwerten, liegt auf der Hand. Selbst die kleinen Sänger versuchten dauernd, sich Urlaub und Gastspiele in der benachbarten Tschechoslowakei zu verschaffen, von deren Honorar sie sich und ihre Familie viele Wochen lang besser unterhalten konnten, als es mit ihrem gesamten deutschen Jahresverdienst möglich gewesen wäre.
Da ich bisher in Dresden nur zwei Gastspiele als Konzertdirigent gehabt hatte, war mir der dortige Opernbetrieb unbekannt bis auf den Weltruf, den das Institut genoß. Damit verbanden sich die Namen einiger Künstler von internationalem Rang. Die große Mehrzahl der Sänger war mir fremd.
Als Eröffnungsvorstellung wurde Beethovens »Fidelio« gewählt. Während ich noch in den Sommerferien war, erhielt ich vom Generalintendanten ein Telegramm mit der lakonischen Frage: »Wer soll erste Leonore singen?«
Dem reichen Dresdner Sängerpersonal standen fünf Vertreterinnen dieser heiklen Partie zur Verfügung. Jede von ihnen brachte eines der vielen Erfordernisse der Rolle mit, die man kaum jemals in vollkommener Darstellung erleben wird. In der ersten der Damen, die einen berühmten Namen trug, besaß die Oper eine Künstlerin von Emotion und Phantasie, die mich sehr beeindruckte. Leider aber war sie nicht mehr die jüngste, und ihre stimmliche Unvollkommenheit bewirkte, daß man von Glück sagen konnte, wenn sie nicht mehr als einen halben Ton zu tief sang. Eine andere Sängerin hatte eine wunderbare Stimme, jedoch eine unmögliche Figur; die dritte die untadelige Figur, aber keine hervorragende Stimme. Die vierte, die über die Stimme und Figur verfügte, war so kurzsichtig, daß sie ohne dicke Augengläser keinen Kontakt mit dem Dirigenten halten konnte. Eine junge, fünfte Sängerin vereinigte die schöne Stimme mit allen übrigen Erfordernissen, hatte aber keinerlei Gesangstechnik und Erfahrung. Sie war nur als Hoffnung auf die Zukunft verpflichtet worden. Dabei ist es denn auch geblieben.
Aus der Ferne war es unmöglich, eine Entscheidung über die wichtige Besetzung zu treffen. Zunächst schwieg ich einmal. Erst auf eine wiederholte Mahnung telegrafierte ich ärgerlich zurück: »Die Älteste«. So hatte ich Ruhe bis zu meiner Ankunft in Dresden, worauf ich nach gewissem Einblick in die dortigen Verhältnisse die Sängerin der Leonore bestimmen konnte. (…)
Als ich 1922 meine Stellung antrat, war jedes Bedenken vergessen, kein Schatten fiel auf die allgemeine Freude, die meine sowohl als die der anderen. Das Schicksal hatte mich in Dresden an einen Platz gestellt, an dem sich alle Voraussetzungen von Natur, Kunst und guter Tradition in seltener Weise vereinigten. Schon der äußere Anblick des Opernhauses stimmte die Erwartung hoch. Der Semperbau war ein Schatz von wirklich königlicher Schönheit. Das Stadtbild, das er, zusammen mit der phantasievollen Hofkirche, dem Zwinger, der Elbe und der Brühlschen Terrasse in geringer Entfernung, beherrschte, hatte nicht seinesgleichen. Von derselben Außerordentlichkeit war, was dies Opernhaus enthielt: sowohl der noble, festliche Zuschauerraum als der ausgedehnte Bezirk der Bühne, die alle erdenklichen technischen Vollkommenheiten und einen unvergleichlich reichen Fundus besaß.
Der Rahmen war hier gegeben, um nach Überwindung zeitbedingter Schwierigkeiten, deren Ende man abzusehen hoffte, die Dresdner Oper in alter Herrlichkeit wieder aufzubauen. Der ehrwürdige Orchesterkörper der Staatskapelle bestand unversehrt; seine Geschlossenheit, Virtuosität und klangliche Pracht hatten mich beim ersten Hören hingerissen. Meine Sorge mußte dem weit heikleren, zarteren und vergänglicheren Wesen des Sängerpersonals gelten, das sich nach Notzeit und Interregnum wie ein verwahrloster Garten ausnahm. Auch in diesem ungleichwertigen Bestand gab es eine Reihe einzigartiger Sänger-Darsteller, deren Format den Vorrang der Dresdner Oper vor den meisten anderen deutschen Bühnen rechtfertigte. Konnte man diese Künstler einmal in einer Besetzung vereinigen, so wurden Aufführungen verwirklicht, die meinem Glauben an die Möglichkeit idealer Operndarstellung neuen Ansporn gaben. Ich war mit meiner ganzen, noch jungen Kraft entschlossen, aus den gegebenen Bedingungen die höchste Leistung herauszuholen. (…)
Gemeinsam mit Reucker arbeitete ich fleißig, um zunächst dem Spielplan wichtige, in Dresden nicht bekannte oder selten aufgeführte Werke als festen Bestand einzufügen. Hierzu gehörte Verdis »Othello«, der seit Jahrzehnten nicht mehr gegeben worden war und in sehr neuartiger Inszenierung herauskam. An diesem Verdi-Abend zeigten sich Anfänge eines Aufführungsstils, der sich Jahre später im »Maskenball« in Berlin zu möglichster Vollkommenheit entwickeln sollte. Einstweilen lag der Hauptunterschied zwischen meinen frühen Dresdner Opernerlebnissen und allen, die ich bisher gehabt hatte, in dem unvergleichlichen Glanz, den ihnen der Klang des Orchesters gab.“

 

Fritz Busch über Alfred Reucker, den Generalintendanten der Dresdner Staatstheater:

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Alfred Reucker, Generalintendant der Dresdner Staatstheater
Foto: Historisches Archiv der Sächsischen Staatsoper Drseden – Ursula Richter

„Kurze Zeit vor meiner Berufung war Dr. Alfred Reucker aus Zürich zum Generalintendanten der Dresdner Staatstheater gewählt worden. Mit ihm habe ich elf Jahre, bis zu unserem gemeinsamen Abgang 1933, zusammengearbeitet. Reucker brachte für die sehr umworbene Dresdner Stellung, in die er hauptsächlich auf Seebachs Fürsprache berufen wurde, die umfassendste Kenntnis und Erfahrung mit, die man sich wünschen konnte. Theaterbesessen, hatte er sich mit sechzehn Jahren einer Wandertruppe angeschlossen und bald Anstellung an kleineren Bühnen gefunden; später wurde er in Prag der Mitarbeiter Angelo Neumanns, von dem er viel und Entscheidendes lernte. Danach war er etwa zwanzig Jahre lang Intendant in Zürich. Anspruchslos dem Leben gegenüber, kannte er nichts anderes als die Erfüllung der Pflicht, der er mit vollem Einsatz aller ihm gegebenen ungewöhnlichen Fähigkeiten diente.
Was er sich vorgenommen hatte, setzte er eigensinnig durch. Daß wir nicht immer einer Meinung waren, verstand sich bei der Gegensätzlichkeit unserer Naturen von selbst. War ich Reucker zu stürmisch, so pflegte er zu zitieren: »Wär‘ ich besonnen, hieß‘ ich nicht der Tell.«
Mir verbot schon der zwischen uns bestehende Altersunterschied von zweiundzwanzig Jahren, ihn auf meine Weise zu apostrophieren. (…)
Charakter und Wesen Reuckers waren untadelig; in seiner moralischen Sauberkeit und in der peinlichen Genauigkeit, mit der er das ihm anvertraute Gut verwaltete; so die Staatsgelder, ganz besonders, wo er sie in dienstlichen Angelegenheiten für sich selbst in Anspruch zu nehmen hatte.“

 

Fritz Busch über die Staatskapelle:

„Weit weniger problematisch als die Oper – sogar allzuwenig problematisch – erwiesen sich die zwölf jährlichen Sinfoniekonzerte, die mit der seltenen Ausnahme einiger Gastspiele von Richard Strauss, Siegmund von Hausegger, Otto Klemperer traditionsgemäß der alleinigen Leitung des Generalmusikdirektors unterstanden.
Der Geschmack des Konzertpublikums war durchaus konservativ. Meine fortgesetzten Bemühungen, die Dresdner Musiker und Musikliebhaber mit wertvollem zeitgenössischem Schaffen bekannt zu machen, stießen auf vollkommene, kalte Ablehnung. Man wollte die Klassiker und Romantiker hören, an denen man sich unermüdlich erfreute. Jedoch unterschied eine gewisse, selbstzufriedene Blasiertheit dieses Publikum deutlich von dem Stuttgarter, das sich jedesmal aufs neue überraschen ließ. Das Beste, die oft überragende Leistung der Kapelle, die den Musiker entzücken mußte, wurde als so selbstverständlich vorausgesetzt, daß nach der Sensation meiner ersten Konzerte nur wenige meiner Zuhörer sich noch in die Unkosten einer Ekstase stürzten.
Dem Herkommen gemäß fiel, im Gegensatz zum benachbarten Leipziger Gewandhaus, dessen Veranstaltungen regelmäßig Solisten aufwiesen, in den Konzerten der Dresdner Kapelle das Hauptgewicht auf Orchester und Dirigenten. Nur dann und wann erschienen international bekannte Pianisten wie Schnabel, Sauer, Egon Petri, Geiger wie Hubermann, Szigeti, der nicht lange hernach verstorbene Franz von Vecsey oder mein Bruder an diesen Abenden. (…)
Die herrlichen Dresdner Sinfoniekonzerte blieben für den größeren Teil des Publikums eine angenehme Beigabe zum winterlichen Musikleben; um mit Paul Bekker zu reden, mit den Möglichkeiten »gesellschaftsbildender Kraft«. Dresden war und blieb eine Theater-, mehr noch eine Opernstadt.“

 

• 28.2.1923
Modest Mussorgski
Dresdner Erstaufführung Boris Godunow
Dirigent: Fritz Busch
Regie: Issay Dobrowen
Bühnenbild: Andreas Chudjakoff
Boris: Robert Burg · dessen Sohn Feodor: Grete Merrem-Nikisch · Grigori: Tino Pattiera · Fürst Schuiskij: Ludwig Eybisch
Für Fritz Busch war die Produktion „das wichtigste Opernereignis“ 1922/23:
„Das geniale Werk errang einen ungewöhnlichen Erfolg. Mit ihm ist der »Boris Godunow« im deutschen Opernrepertoire heimisch geworden.
Auch das Ausland nahm von dieser Wiedererweckung Notiz, und die Dresdner Oper konnte als erste deutsche Bühne nach dem Kriege mit der »Boris«-Aufführung an den Internationalen Zürcher Festspielen 1923 mitwirken. Diesem Gastspiel sind später weitere in derselben Stadt sowie bei den Völkerbundstagen in Genf gefolgt.“

Lautsprechersymbol-klein-1 AUDIO & SZENENFOTOS

 

•  8.+9. / 11.+12. sowie 14. Juni 1923
Erste Grammophonaufnahmen mit der Staatskapelle Dresden in Weber’s Hotel am Dresdner Postplatz mit Werken aus dem aktuellen Repertoire.
Alle bekannten Veröffentlichungen tragen die Bezeichnung „Kapelle der Staatsoper Dresden“

  DISKOGRAPHIE & WEITERE DETAILS

 

 


1923-Jahrbuch-for-web

Jahrbuch der Sächsischen Staatstheater 1923/1924
Expressionistische Kohlestiftzeichnung und Heftgestaltung von Adolph Mahnke
[Leiter des Dekorationswesen]

1923/1924

 

Neue Engagements
„Darstellende Mitglieder des Opernhauses“

Damen:
Charlotte Schrader [1. Oktober 1923] · Charlotte Wolf [1. Januar 1924] · Eugenie Burkhardt [1. August 1924] · Margarethe Heyne-Franke [1. August 1924] · Adelma Tinty [1. August 1924]
Herren:

Heinrich Tessmer [ab 1. August 1923] · Alfons Eccarius [ab 1  August 1923 – bis 31. Juli 1924]  · Sydney de Vries  [1. August 1923 – bis 31. Juli 1924] · Ernst Meyerolbersleben  [16. August 1923] · Josef Correck [ab 1. August 1924]  · Heinrich Kuppinger [ab 1. August 1924] · Karl Jank-Hoffmann [ab 1. August 1924] · Theo Strack [ab 1. August 1924] · Adolf Schoepflin [ab 1. August 1924]

 

Gäste und Solisten in der Oper:

Pasquale Amato  ·  Witold d´Antone  ·  Hendrik Appels  ·  Karl Armster  ·  Margarethe Arndt-Ober  ·  Rudolf Balve  ·  Karl (Carl) Baum  ·  Gerta Barby  ·  Hanns Batteux  ·  Elisabeth Bergmann  ·  Hans Bergmann  ·  Franziska Bender-Schäfer  ·  Agnes von Bonkowska  ·  Wilhelm Buers  ·  Eugenie Burkhardt  ·  Charlotte Boerner  ·  Stephanie Bruck-Zimmer  ·  Rudolf Bockelmann  ·  George Baklanoff  ·  Hans Batteux  ·  Karin Branell  ·  Bernhard Bötel  ·  Sofie Brandstätter  ·  Joseph Correck  ·  Jaro Dworsky  ·  Margarete Dorp  ·  Gustav Dramsch  ·  Karl Erb  ·  Franz Egèneff  ·  Alexis Af Enehjehm  ·  Elsa Foerster  ·  Ernestine Färber-Strasse  ·  Elly Gladitsch  ·  Claire Hansen-Schultheß  ·  Luise Heß  ·  Margarete Heyne-Franke  ·  Albert Herrmanns  ·  Benno Haberl  ·  Maria Janowska  ·  Rudolf Jäger  ·  Peter Jonsson  ·  Karl Jank-Hoffmann  ·  Otto Janesch  ·  Margarete Krämer Bergau  ·  Alexander Kipuis  ·  Heinrich Kuppinger  ·  Karl Kamann  ·  Eduard Kandl  .  Hans Lißmann  ·  Fritz Lang  ·  Margit von Lussan  ·  Theodor Lattermann  ·  Robert von der Linde  ·  Adolf Lußmann  ·  Xaver Mang  ·  Fritz Neumeyer  ·  Karsten Oerner  ·  Carl Perron  ·  Ernst Possony  ·  Alfred Paulus  ·  Hans Pokorny  ·  Rudolf Ritter  ·  Wilhelm Rode  ·  Ilse Reimers  ·  Wilhelm Rabot  ·  Hidlegard Ranczak  ·  Wanda Schnitzing  ·  Paul Stieber-Walter  ·  Johannes Sembach  ·  Grete Sammler-Siegert  ·  Paul Stiegler  ·  Violetta de Strozzi  ·  Johannes Scheurich  ·  Heinz Schmitz  ·  Julius vom Scheidt  ·  Hanna Siegert  ·  Max Spilker  ·  Ljuba Senderowna  ·  Adolf Schoepflin  ·  Theo Strack  ·  Franz Sauer  ·  Hedwig Sevcik  ·  Adelma Tinty  ·  Talén Björn  ·  Karl Tannert  ·  Richard Tauber  ·  Irma Weidel  ·  Hermann Weil  ·  Lotte Werther  ·  Frieda Wolf  ·  Friedrich Zohsel  ·  Wilhelm Zilken  ·  Walter Zimmer

 

Opern im Repertoire

d‘Albert: Tiefland  ·  Andreae: Abenteuer des Casanova UA  ·  Auber: Fra Diavolo
Beethoven: Fidelio  ·  Bizet: Lautsprechersymbol-klein-1Carmen  ·  Brandts-Buys: Die Schneider von Schönau
Flotow: Martha
Gluck: Lautsprechersymbol-klein-1Orpheus und Eurydike  ·  Gounod: Margarete
Halevy: Die Jüdin
Kienzl: Der Evangelimann
Leoncavallo: Der Bajazzo  ·  Lortzing: Zar und Zimmermann
Mascagni: Sizilianische Bauernehre  ·  Mèhul: Joseph in Ägypten  ·  Mussorgski: Boris Godunow
Mozart W. A.: Don Giovanni – Die Entführung aus dem Serail – Lautsprechersymbol-klein-1Figaros Hochzeit – Die Gärtnerin aus Liebe – Lautsprechersymbol-klein-1Die Zauberflöte
Nicolai: Die lustigen Weiber von Windsor
Offenbach: Hoffmanns Erzählungen
Paumgartner: Die Höhle von Salamanca UA  ·  Pfitzner: Palestrina
Puccini: Bohème – Madame Butterfly – Tosca
Rossini: Der Barbier von Sevilla
Smetana: Lautsprechersymbol-klein-1Die verkaufte Braut ·  Strauß, Joh.: Lautsprechersymbol-klein-1Die Fledermaus
Strauss: Der Rosenkavalier – Salome
Tschaikowsky: Eugen Onegin
Verdi: Aida – Falstaff – Othello – Rigoletto – Violetta – Der Troubadour
Wagner: Der fliegende Holländer – Lohengrin – Lautsprechersymbol-klein-1Die Meistersinger von Nürnberg – Tannhäuser – Tristan und Isolde – Das Rheingold – Die Walküre – Siegfried – Götterdämmerung – Parsifal – Rienzi
Weber: Der Freischütz – Euryanthe  ·  Wolf-Ferrari: Susannens Geheimnis

 

Fritz Buschs Pläne einer Verjüngung des Solistenensembles:

„In Dresden wurde lebendiges Theater gespielt — dies war das allgemeine, immer wieder auch von der auswärtigen Presse lebhaft bestätigte Urteil.
Wir brachten viele Werke junger Komponisten. Anläßlich des »Arlecchino« hatte mir Busoni seinen Schüler Kurt Weill empfohlen, dessen Kurzoper »Der Protagonist« in Dresden zur Uraufführung kam. Zu Weill gesellten sich Krenek, Hindemith, Brand und andere.
Die ebenso dringliche, für den normalen Opernbetrieb sogar noch wichtigere Aufgabe, möglichst vollkommene Wiedergaben des laufenden »klassischen« Repertoires zu erreichen, war schwieriger zu lösen. Insbesondere mußte ich mir einstweilen schweigend den Vorwurf gefallen lassen, daß ein augenscheinlicher Mangel an Liebe für Mozart ein bedauerlicher Fehler des neuen Operndirektors sei! Der Ursache jedoch, weshalb Mozarts Werke damals selten im Spielplan erschienen, wurde nicht Rechnung getragen. Sie lag in der Unvollständigkeit eines Solistenensembles, das zwar, wie nicht anders zu erwarten war, eine Reihe hervorragender Operndarsteller besaß, aber nicht über genügend junge und schöne Stimmen von ausreichender Kultur für die Darstellung Mozartscher Werke verfügte. Anderen Bühnen ging es ähnlich, meist schlimmer als uns. Wir begaben uns also auf die Suche nach jungen Talenten, mit unterschiedlichem Erfolg. Zweifellos mit dem, die »alte Garde« des Dresdner Sängerpersonals stark zu verstimmen. Um der Kunst zu dienen, setzte ich mich über viele menschlich begreifliche, aber unsachliche Gefühle von Mitarbeitern hinweg. Selber besaß ich keinen Sinn für Prestige oder persönliche Empfindlichkeit; ich konnte derlei auch bei anderen nicht verstehen und deshalb nicht schonen. Ich war kein Nörgler und Tadler von Natur, eher das Gegenteil. Allein ich war »unbefriedigt jeden Augenblick«, weil ich das Beste suchte und es nur selten fand.
Die Tore des Dresdner Opernhauses wurden einem jeden geöffnet, der sich Talent zutraute. In den ersten Jahren war ich so gläubig, besondere Entdeckungen auf diesem Gebiete machen zu können, daß ich täglich Vorsingen auf der Bühne veranstalten ließ und im Laufe der Zeit Tausende von Sängern persönlich prüfte. Was ich an wirklich brauchbarem Material fand, war nicht viel. Jedoch habe ich die bedauerliche Genugtuung erlebt, daß andererseits keiner der von mir abgelehnten Anwärter auf die Nachfolge der Großen es je zu etwas Nennenswertem an anderer Stelle gebracht hat. Man muß sich mit der Tatsache abfinden, daß ein dem Ideal einigermaßen nahekommender Sänger eine seltene Erscheinung ist.“

 

•  29. Oktober 1923
Richard Wagner
500. Vorstellung Lohengrin

 

•  20. November 1923
Bernhard Paumgartner
Uraufführung Die Höhle von Salamanca
Opera buffa in einem Akt
Dirigent: Bernhard Paumgartner

 

•  5. Januar 1924
Giuseppe Verdi
Neueinstudierung Falstaff
Dirigent: Fritz Busch
Falstaff: Robert Burg · Mrs. Meg Page: Helene Jung · Mrs. Quickly (Frau Fluth): Irma Tervani · Ännchen Ford: Grete Merrem-Nikisch · Alice Ford: Liesel von Schuch · Dr. Cajus: Heinrich Tessmer · Fenton: Ludwig Eybisch · Ford: Waldemar Staegemann · Pistol: Julius Puttlitz · Bardolph: Hanns Lange

 

•  17. Juni 1924
Volkmer Andreae
Uraufführung Abenteuer des Casanova
Vier Einakter von Ferdinand Lion
Dirigenten: Fritz Busch / Volkmer Andreae
Regie: Alfred Reucker
Bühnenbild und Kostüm: Leonhard Fanto – Entwurf: Max Hasait
Casanova: Waldemar Staegemann · Frau des Inquisitors: Eva von der Osten · Richter: Ludwig Ermold · Gräfin: Charlotte Wolf · Nina: Liesel von Schuch · Grisette: Angela Kolniak · Rapilly: Hanns Lange

  SZENENFOTOS

 


1924/1925

Neue Engagements
Leiter der musikalischen Einstudierung:
Erich Engel [ab 1. August 1925]

„Darstellende Mitglieder des Opernhauses“
Damen:
Erna Berger [ab 1. April 1925] · Meta Seinemeyer [ab 1. August 1925] · Berta Obholzer [ab 1. August 1925] · Margarete Pohl [ab 1. August 1925]
Herren:
Otto Sigmund [ab 1. August 1925] · Heinrich Hermanns [ab 25. August 1924] · Paul Schöffler [ab 25. August 1924]
Gäste:
Lotte Lehmann · Elisabeth Rethberg · Meta Seinemeyer · Richard Tauber

 

Fritz Busch zur Umsetzung einer Verjüngung des Solistenensembles und den Honorierungsproblemen von Starsängern:

„In dem Augenblick, in dem sich in Dresden die Schwierigkeiten sowohl in der Lösung der künstlerischen Probleme als im internen Betrieb häuften, sollte ich 1925 das Glück haben, einen Mitarbeiter zu finden, der mir die wesentlichste Hilfe leistete. Erich Engel war an der Charlottenburger Oper der musikalische Assistent von Leo Blech, Bruno Walter und anderen Dirigenten gewesen. Er hatte sich über die Grenzen seiner dortigen Arbeit hinaus – da ja überragende Leistungen, selbst in der Stille vollbrachte, selten unbekannt bleiben – einen ungewöhnlichen Ruf in der deutschen Opernwelt erworben. Unter Verzicht auf eine eigene Kapellmeisterlaufbahn benutzte er – ein besonderer Mensch in einer besonderen Stellung – seine vielseitigen Kenntnisse zur Entfaltung einer Tätigkeit, die mit seinem Amtstitel «Leiter der musikalischen Einstudierung« nicht erschöpft, kaum angedeutet ist. Bis zu unserem gemeinsamen Weggang von Dresden und während unserer langen Zusammenarbeit am Teatro Colón in Buenos Aires hat er seine Aufgabe auf unnachahmliche Weise erfüllt. Seine Kultur, sein Wissen und seine unbestechliche Sachlichkeit, verbunden mit dem zähesten Arbeitseifer, der sich denken läßt, machen Engel zu einer einmaligen Erscheinung.
Im wahren Sinne des Wortes »ein guter Engel«, nahm er nun auch jene Angelegenheit in seine Hände, die mich bisher meiner eigentlichen Aufgabe häufig entzogen hatten. Er regelte das bis dahin ungehemmte Vorsingen, dessen magere Ergebnisse in keinem Verhältnis zu der von mir aufgewendeten Zeit standen. Von nun an sonderten er und die beiden anderen Kapellmeister zunächst die Spreu vom Weizen, um mir nur die wirklichen Talente vorzuführen. Außerdem wurde jetzt für jedes Vorsingen eine Gebühr von zehn Mark zugunsten sozialer Zwecke erhoben. Hierdurch sollte unserer Bereitwilligkeit eine erträgliche Grenze gesetzt werden. (…)
Das Sängerpersonal vergrößerte und verbesserte sich im Laufe der Zeit bedeutend. Zu hervorragenden Vertretern einzelner Fächer, die noch von Schuch herangezogen worden und nun auf der Höhe ihres Könnens waren, traten der Koloratursopran Erna Berger, der Mezzosopran Martha Fuchs, der Tenor Max Lorenz sowie der gewaltige, früh unglücklich endende Baß Ivar Andresen. „

 

Fritz Busch zu Honorierungsproblemen von Starsängern:

„Es war nicht immer leicht, Geduld und Nerven zu behalten, wenn man sich täglich, trotz eines Stabes zum Teil hervorragender Mitarbeiter, mit dem Kleinkram des vielgestaltigen Opernwesens zu plagen hatte. Die Verhältnisse der führenden deutschen Opernbühnen wie Berlin, Dresden, Wien, München gestalteten sich einstweilen noch immer schwieriger. Einer der Gründe war, daß ihnen die Munifizenz und das dekorative Vermögen der Monarchen nicht mehr zur Seite standen. Wurde aber das unvermeidliche Defizit durch großzügige Zuschüsse von Staat oder Stadt abgelöst, so ließ sich doch der Anreiz von Titeln und Orden nicht kompensieren, der, wie sonderbar auch immer, früher für manchen Sänger den Ausschlag bei Vertragsverhandlungen gegeben hatte. Der Wettbewerb um die Verpflichtung wertvoller Künstler konnte sich gerade jetzt, wo Sparsamkeit oberstes Gesetz für den Staat war, nur durch gegenseitiges Überbieten des Gehalts auswirken, das dadurch bald ins Unglaubhafte ging. Es gelang schließlich der Initiative des soliden Reucker, beim Deutschen Bühnenverein eine Höchstgrenze von tausend Mark Abendhonorar stabilisierter Währung für das einzelne Auftreten vielbegehrter Sänger durchzusetzen. Schwindeleien und Schiebungen konnten aber nicht verhindert werden.“

 

Fritz Busch zu den politischen Auswirkungen der Inflation

„Um eine weitere Verlegenheit der Theaterleiter zu erwähnen: wer zahlt, will mitreden. War dies früher, je nach dem Verständnis des fürstlichen Mäzens, eine angenehme oder peinliche Beigabe gewesen, so erwies sich jetzt das Hineinreden einer ganzen, aus den mannigfachsten Individualitäten zusammengesetzten Körperschaft, wie sie Landtag und Stadtverordnete darstellten, als das weit größere Übel. Graf Seebach war nicht nur der erste, sondern in Dresden vielleicht der einzige, der schnell begriff, wie undankbar sich in diesen Nachkriegs Jahren die Aufgabe der Leitung einer großen Opernbühne gestaltet. Sein Sinn für Gerechtigkeit hat ihn stets veranlaßt, für Reucker und mich einzutreten, wenn sich Dummheiten oder Böswilligkeiten gegen uns breitmachten.
Rückhaltlose Bewunderung empfand ich trotz allem für die Selbstverständlichkeit, mit der Staat und Stadt in den härtesten Zeiten die Theater, denen kein Pfennig aus privaten Mitteln zufloß, aufrechterhielten. (…)
Bis zu dieser Zeit erschwerte die Inflationsatmosphäre das Leben wie die Kunst und trübte die Freude darüber, daß hie und da gelöste Fesseln einer überlebten Tradition dem Schaffen der Jungen und Neuen Raum gaben. Soziale, materielle und politische Not bedrückten einen jeden ohne Ausnahme. Diese Zeitumstände mit ihren vielen divergierenden Strömungen – im Deutschen Reichstag saßen Mitglieder von vierundzwanzig Parteien! – schufen den rechten Boden, auf dem jeder herbeigelaufene Schwätzer, jeder persönliche Interessen verfolgende Skribent seinen Mist abladen konnte. Eine Massenansammlung auf dem großen Opernplatz wollte eines Tages die Abendaufführung verhindern. Die zu diesem Zweck zu mir gesandte Abordnung ließ sich schließlich mit Vernunftgründen zur Einsicht bringen. Froh werden konnte man angesichts einer solchen Notlage des Landes natürlich nicht.“

 

Fritz Busch über Richard Strauss in Dresden

„Seit dem Jahre 1924 war Richard Strauss regelmäßiger Gast in Dresden. Außer den Uraufführungen von »Intermezzo« und der »Ägyptischen Helena« standen seine sämtlichen übrigen Bühnenwerke im Repertoire, meist als Neueinstudierungen, die er auch selbst als Gast dirigiert hat; mit der einzigen Ausnahme seiner Erstlingsoper »Guntram«, deren Partitur im Garten des Hauses in Garmisch vom Komponisten unter einem Marterl begraben ist. Die Inschrift lautet: »Hier ruht der ehr- und tugendsame Jüngling Guntram, Minnesänger, der vom symphonischen Orchester seines eignen Vaters grausam erschlagen wurde.«
Seine Vorliebe, sich in Dresden aufzuhalten, erhöhte sich dadurch, daß ein uns befreundeter, kunstbegeisterter älterer Junggeselle den des Hotellebens müden Künstler einlud, in seinem schönen, kultivierten Hause Wohnung zu nehmen. In dieser eigenen häuslichen Gepflogenheiten entsprechenden Umgebung, statt von gleichgültigen Kellnern von einem ausgezeichneten Diener betreut und im Genüsse aller Annehmlichkeiten, die der Lebensstil unseres damals sehr vermögenden jüdischen Freundes Albert Sommer ihm bot, hat sich Richard Strauss ganz besonders wohl gefühlt.“

 

•  26. September 1924
Richard Strauss
Dresdner Erstaufführung Josephslegende  Ballett
Dirigent: Fritz Busch
Potiphars Weib: Ellen von Cleve-Petz · Joseph: Iril Gadescow · Sulamith: Susanne Dombois

  SZENENFOTOS

 

•  11. Oktober 1924
Georg Friedrich Händel
Erstaufführung Xerxes

 

•  24. Oktober 1924
Zur Feier des 60 Geburtstages von Richard Strauss:
Sinfoniekonzert mit Werken von Richard Strauss unter Leitung des Komponisten

 

•  31. Oktober 1924
Richard Strauss
FeuersnotJosephslegende
unter Leitung des Komponisten

 

•  1. November 1924
Richard Strauss
Salome
unter Leitung des Komponisten

 

•  2. November 1924
Richard Strauss
Rosenkavalier

 

 •  4. November 1924
Richard Strauss
Uraufführung Intermezzo im Schauspielhaus
Dirigent: Fritz Busch
Regie: A. Mora
Bühnenbild: A. Mahnke
Kapellmeister Storch: Josef Correck
Christine: Lotte Lehmann / Grete Nikisch · Kapellmeister Stroh: Hanns Lange · Baron Lummer: Theo Strack · Kammersänger: Willy Bader · Justizrat: Adolf Schoepflin · Kommerzienrat: Ludwig Ermold · Notar: Robert Büssel · Dessen Frau: Elfriede Haberkorn · Anna: Liesel von Schuch

  ERINNERUNGEN VON FRITZ BUSCH & SZENENFOTOS

 

•  29. November 1924
Hector Berlioz
Fausts Verdammnis
Auf Empfehlung von Fritz Busch gastiert erstmals die Sopranistin Meta Seinemeyer als „Last-Minute-Ersatz“ für die erkrankte Elisa Stünzner.
Meta Seinemeyers Name ist handschriftlich auf dem durchgestrichenen Namen von Stünzner vermerkt  auf dem Programm ; es durchgestrichen und Seinemeyer Namen handschriftlich daneben.
Dirigent: Fritz Busch
Margarethe: Meta Seinemeyer · Faust: Adolf Lussmann · Mephistopheles: Adolf Schoepflin

 

•  9. Dezember 1924
Kurt Striegler
Uraufführung Hand und Herz
Oper nach dem Trauerspiel von L. Anzengruber
Dirigent: Kurt Striegler
Regie: A. Mora
Görg Friedner: Fritz Vogelstrom · Paul Weller: Friedrich Plaschke · Kathrein: Eva Plaschke von der Osten · Margareth: Elfriede Haberkorn · Pater Augustin: Karl Jank-Hoffmann · Moses: Hanns Lange · Magd: Adelma von Tinty · Jakob: Robert Büssel · Senner: Willy Bader

 

Die Sopranistin Meta Seinemeyer singt als Gastsolistin  die Agathe im „Freischütz“ [13. Januar], die Eva in den „Meistersingern“ [17. Januar], die Pamina in der „Zauberflöte“ [21. Januar], die Rosalinde in der „Fledermaus“ [22. Januar] und die Elsa in „Lohengrin“ [28. Januar].

 

•  31. Januar 1925
Umberto Giordano
Erstaufführung Andrea Chénier
Dirigent: Fritz Busch
Regie: Georg Toller
Chénier: Tino Pattiera
Maddalena: Meta Seinemeyer · Gérard: Friedrich Plaschke · Gräfin di Coigny: Helene Jung · Bersi: Adelma von Tinty · Roucher: Willy Bader · Matthieu: Ludwig Ermold · Madelon: Elfriede Haberkorn · Incroyable: Hanns Lange · Pietro Fléville: Rudolf Schmalnauer · Abt: Ludwig Eybisch · Schmidt: Robert Büssel · Major-domo: Wilhelm Moy · Dumas: Heinrich Hermanns · Öffentliche Ankläger: Julius Puttlitz und Paul Schöffler · Filandro Farinelli: Rolf Schroeder

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•  1. April 1925 
Die Sopranistin Erna Berger wird engagiert

 

•  2. April 1925 
Ermanno Wolf-Ferrari
Deutsche Uraufführung  Das Liebesband der Marchesa (Gli amanti sposi / Die verheirateten Liebhaber).
Dirigent: Fritz Busch
Regie: A. Mora
Marchesa: Elisa Stünzner · Madame Floris: Irma Tervani · Visconte Filidoro: Robert Burg · Cavaliere Giacinto: Max Hirzel

 

•  6. April 1925 
Giacomo Puccini  Tosca
Rollenübernahme der Tosca durch Meta Seinemeyer
Dirigent: Fritz Busch
Tosca Meta Seinemeyer · Cavaradossi: Karl Jank-Hoffmann · Scarpia: Friedrich Plaschke · Sacristan: Ludwig Ermold

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  18. April 1925
Richard Wagner
Neueinstudierung: Walküre
Erstmals mit Meta Seinemeyer in Dresden als Sieglinde
Dirigent: Hermann Kutschbach
Regie: Georg Toller
Sieglinde: Meta Seinemeyer · Siegmund: Fritz Vogelstrom / Curt Taucher · Brünnhilde: Eva Plaschke von der Osten · Wotan: Friedrich Plaschke · Fricka: Lotte Dürwald

Lautsprechersymbol-klein-1 AUDIOS

 

•  26. April 1925
Giuseppe Verdi
Neueinstudierung Othello
Dirigent: Fritz Busch
Othello: Tino Pattiera · Desdemona: Meta Seinemeyer

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•  21. Mai 1925
Feruccio Busoni
Uraufführung Doktor Faust
Regie: Alfred Reucker
Bühnenbild: K. Dannemann
Faust: Robert Burg
Mephistopheles: Theo Strack · Herzog von Parma: Josef Correck  · Herzogin von Parma: Meta Seinemeyer · Zeremonienmeister: Adolf Schoepflin · Poet: Erich Ponto · Wagner: W. Bader

SZENENFOTOS

 

  Juni 1925
Die Dresdner Oper gastiert mit Richard Strauss‘ „Intermezzo“ anlässlich der Festspiele in Zürich

 

  28. Juni 1925
Richard Wagner
600. Vorstellung des Tannhäuser
Elisabeth: Meta Seinemeyer · Tannhäuser: Curt Taucher · Wolfram: Rudolf Bockelmann · Landgraf Hermann: Adolf Schoepflin · Venus: Charlotte Viereck-Kimpel

SZENENFOTOS

 

• 1. August 1925
Die Sopranistin Meta Seinemeyer wird engagiert

 


1925-Jahrbuch-for-web1925/1926

Neue Engagements
„Darstellende Mitglieder des Opernhauses“
Damen:
Julia Röhler [15. Juni 1926] · Grete Veitl [ab 1. August 1926]  · Erna Andreae [ab 1. August 1926] · Claire Born  [ab 1. August 1926] Maria Cedron [ab 1. August 1926] · Anne Roselle [29. August 1926]
Herren:
Ivar Andrésen [ab 1. August 1926] · Guiglielmo Fazzini [ab 1. August 1926] ·  Jaro Dworsky [ab 1. August 1926]
Abgang:
Margarethe Pohl  ·  Inah Galli  ·  Margarete Heyne Franke  ·  Charlotte Schrader  ·  Otto Sigmund  ·  Karl Jank-Hoffmann  ·  Josef Correck  ·  Heinrich Hermanns 
Alois Mora Oberspielleiter

 

•  5. Oktober 1925
Giacomo Puccinis Tosca zum 100. Male

 

•  12. Oktober 1925
Jaques Halévys Jüdin zum 100. Male

 

•  24. Oktober 1925
Eduard Poldini
Deutsche Uraufführung Hochzeit im Fasching (Farsangi Lakodalom)
Libretto von Ernő Vajda in der deutschen Übertragung von Béla Diósy
Dirigent: Hermann Kutzschbach
Regie: A. Mora
Bühnenbild: A. Pätz, M. Hasait
Kostüme: L. Fanto
Gutsbesitzer Peter: Ludwig Ermold · Dessen Frau: Eva Plaschke · Tochter Susika: Angela Kolniak · Gräfin: Helene Jung · Gardeoberst Zoltán: Robert Burg · Student Kálmán: Otto Sigmund

 

•  24. November 1925
Albert Lortzings Zar und Zimmermann zum 300. Male

 

•  2. Dezember 1925
Jaap Kool
Uraufführung  Die Elixiere des Teufels. Ballett (Pantomime) nach E. T. A. Hoffmann, bearbeitet von E. Cleve-Petz
Dirigent: Kurt Striegler
Regie: G. Kiesau
Choreographie: E. Cleve-Petz
Bühnenbild: A. Mahnke
Kostüme: L. Fanto
Aurelie: Ellen von Cleve-Petz · Medardus: Felix Steinböck · Belcampo: Erich Ponto · Graf Victorin: Gino Neppach · Heilige: Susanne Dombois

Die Uraufführung wurde kombiniert mit:
Ermanno Wolf-Ferarri
Neueinstudierung Susannens Gehemnis
Intermezzo in einem Akt

 

•  14. Dezember 1925
Joseph Lederer
Uraufführung Unter vier Augen
Lustspiel nach dem gleichnamigen Einakter von Ludwig Fulda, von Johanna M. Lankau

 

•  10. Januar 1926 mittags 12.00 Uhr Semperoper
Uraufführung des Kinofilms „Der Rosenkavalier“
nach der gleichnamigen Oper mit der Musik von Richard Strauss
Dirigent: Richard Strauss – Staatskapelle Dresden
Film-Regie: Robert Wiene
Drehbuch: Ludwig Nerz und Robert Wiene (nach Hugo von Hofmannsthal)
Marschallin: Huguette Duflos · Oktavian: Jaque Catelain · Baron Ochs von Lerchenau: Michael Bohnen · Marschall: Paul Hartmann · Annina: Carmen Cartellieri · Valzacchi: Friedrich Féher · Sophie: Elly Felicie Berger · Faninal: Karl Forest Kamera: Hans Theyer, Hans Androschin, Ludwig Schaschek
Filmvorführer: Hans Androschin
Originallänge: 2996 m (=115’ bei 22 b/sec)

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•  13. Januar 1926
Richard Strauss dirigiert die Staatskapelle Dresden:
Tod und Verklärung

 

•  4. März 1926
Wolfgang Amadeus Mozart
Erstaufführung Die Verliebten
Ein Spiel aus galanter Zeit Ballettpantomime von Ellen von Cleve-Petz 
Choreographie: E. Cleve-Petz
Ninon: Cleve-Petz · Ihr Liebster Cherubin: Hilde Schlieben · Frau von Buriba: Ella Slenka · Herr von Baribu: Gino Neppach
Die Erstaufführung wurde kombiniert mit „Xerxes“ von Georg Friedrich Händel – am 11.10.1924 erstaufgeführt)

 

•  20. März 1926
Giuseppe Verdi 
Deutsche Uraufführung  Die Macht des Schicksals  in der Werfelschen Fassung
Dirigent: Fritz Busch
Regie: Alois Mora
Bühnenbild: Arthur Pältz, Max. Hasait
Kostüme: Leonhard Fanto
Marchese von Calatrava: Willy Bader · Donna Leonore: Meta Seinemeyer · Don Carlo di Vargas: Robert Burg · Alvaro: Tino Pattiera · Pater Guardian: Friedrich Plaschke / Ivar Andresen · Fra Melitone: Ludwig Ermold · Preziosilla: Grete Nikisch / Angela Kolniak · Mastro Trabuco: Heinrich Teßmer · Alcade: Robert Büssel · Chirurgus der Spanisch-italienischen Truppen: Paul Schöffler ·  Kammerzofe Curra: Elfriede Haberkorn · Laienbruder: Emil Piehler

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•  27. März 1926
Kurt Weill
Uraufführung Der Protagonist
Dirigent: Fritz Busch
Regie: Josef Gielen
Bühnenbild: Adolf Mahnke
Einrichtung: Max Hasait
Kostüme: Leonhard Fanto
Protagonist: Curt Taucher · Schwester: Elisa Stünzner · Der junge Herr: Paul Schöffler · Der Hausmeister des Herzogs: Ludwig Eybisch · Der Wirt: Adolf Schoepflin · Erster, Zweiter, Dritter Schauspieler: Robert Büssel, Rudolf Schmalnauer, Elfriede Haberkorn

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• 14. April 1926
Alfredo Casella
Erstaufführung Der große Krug (La giara)
Choreographische Komödie in einem Akt von  nach der gleichnamigen Novelle von Luigi Pirandello. (gemeinsam mit „Der Protagonist“ von Kurt Weill)
Dirigent: Fritz Busch
Choreographie und Regie: E. von Cleve-Petz
Bühnenbild: A. Pältz, M. Hasait
Kostüme: L. Fanto
Gutsbesitzer Don Lollò Zirafa: Robert Büssel · Dessen Tochtere Nela: Ellen von Cleve-Petz · Einer der Freunde der Töchter: Gino Neppach

 

•  19. Mai 1926
Alfred Schattmann
Uraufführung Die Hochzeit des Mönchs
Oper auf einen Text von A. Ostermann nach K. F. Meyer.
Dirigent: Fritz Busch
Astorre: Curt Taucher · Antiope: Elisa Stünzner · Diana: Eugenie Burkhardt · Graf Pizzaguerra: Hanns Lange · Ezzelin: Adolf Schoepflin · Germano: Paul Schöffler · Bruder Franziskus: Willy Bader

 

•  19. Juni 1926
Peter Tschaikowskis Eugen Onegin zum 100. Male

 

•  4. Juli 1926
Giacomo Puccini
Deutsche Uraufführung Turandot
Dirigent: Fritz Busch
Regie: Issai Dobrowen
Chöre: Karl Pembauer
Bühnenbilder: Leonhard Fanto und Max Hasait
Turandot: Anne Roselle · Altoum: Waldemar Staegemann · Timur: Willy Bader · Kalaf: Richard Tauber · Liu: Jilia Röhler · Ping, Kanzler: Paul Schöffler · Pang, Marschall: Heinrich Teßmer · Pong, Küchenmeister: Otto Sigmund · Mandarin: Ludwig Ermold · Prinz von Persien: Gino Neppach

 

•  17. Juli 1926
Carl Maria von Webers Freischütz zum 800. Male

 


1926/1927

 •  3. Oktober 1926
Wolfgang Amadeus Mozart 
Neueinstudierung Die Hochzeit des Figaro
Dirigent: Fritz Busch
Regie: O. Krauß
Bühnenbild: A. Mahnke
Kostüme: L. Fanto
Gräfin: Meta Seinemeyer · Graf Almaviva: Robert Burg · Susanna: Liesel von Schuch · Figaro: Ludwig Ermold

 

•  30 Oktober / 9. November 1926
Paul Hindemith
Uraufführung Cardillac  5 Aufführungen
Dirigent: Fritz Busch · Regie: Issai Dobrowen · Choreinstudierung: Karl Pembauer · Bühnenbild: Raffaelo Busoni
Goldschmied Cardillac: Robert Burg · Tochter: Claire Born · Offizier: Max Hirzel · Goldhändler: Adolf Schoepflin · Kavalier: Ludwig Eybisch · Dame: Grete Nikisch · Führer der Prévoté: Paul Schöffler · König: Gino Neppach
„Cardillac“ wurde vom Dresdner Publikum nur verhalten aufgenommen. Die „Sächsische Staatszeitung“ beschreibt Hindmiths Musik als „kühlen Intellektualismus“. Der „Dresdner Anzeiger“ urteilt, dass die Solisten „im Bezwingen der sinnlosen technischen Schwierigkeiten“ ihre Musikalität nicht vollständig ausschöpfen konnten. Nach fünf Aufführungen einschließlich der Uraufführung wurde die Oper aus dem Spielplan genommen.

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•  12.September 1926
Zweiter Grammophon-Aufnahmetermin der Staatskapelle Dresden mit Fritz Busch als Dirigent.

 

•  27. November 1926
Luigi Cherubini
Deutsche Uraufführung Don Pistacchio, der dreifach Verlobte [La sposo di tre, marito di nessuna]
Burleske Oper in drei Aufzügen. Text frei nach dem Italienischen des Filippo Livigni für die deutsche Bühne bearbeitet von Hans Teßmer
Dirigent: Hermann Kutzschbach
Don Pistacchio: Walter Staegemann
Baronin Rosa: Angela Kolniak
Don Martino: Jaro Dworsky
Baronin Lisetta: Julia Röhler
Don Simone: Ludwig Ermold
Bettina: Erna Berger
Folletto: Paul Schöffler

 

1927

•  8. Januar 1927
Othmar Schoeck
Uraufführung Penthesilea
Oper in einem Aufzug auf einen Text von Hans Corrodi nach Heinrich von Kleist.
Dirigent: Hermann Kutzschbach
Regie: W. Staegemann
Bühnenbild: A. Pältz
Kostüme: L. Fanto.
Penthesilea: Irma Tervani
Oberpriesterin: Elfriede Haberkorn

 

•  13. Januar 1927
Emil Nikolaus Freiherr von Reznicek
Choreographische Uraufführung  Tanz-Sinfonie „Marionetten des Todes“ in vier Sätzen von  (Sinfonie Nr. 5 fis-Moll, 1925).
Handlung in vier Bildern von Ellen von Cleve-Petz.
Choreographie und Regie: E. von Cleve-Petz
Dogaressa: Susanne Dombois · Junger Herzog: Gino Neppach

 

•  17. Februar 1927
Paul Graener
Uraufführung Hanneles Himmelfahrt
Text von Georg Gräner nach dem gleichnamigen Stück von G. Hauptmann
Dirigent: Fritz Busch
Regie: Werner Staegemann
Bühnenbild: A. Pältz
Kostüme: Leonard Fanto
Hannele: Erna Berger · Lehrer Gottwald / Der Fremde: Curt Taucher · Schwester Martha, Diakonissin / Erscheinung der verstorbenen Mutter: Helene Jung · Maurer Matern, Hanneles Vater: Ludwig Ermold · Dorfschneider: Heinrich Tessmer · Tulpe / Ein Engel: Elfriede Haberkorn · Engel: Maria Cedron und Erna Andreae · Schwarzer Engel: Gino Neppach

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1927/1928

Neue Engagements
„Darstellende Mitglieder des Opernhauses“
Damen:
Sophia Scheidhacker [1. August 1927-31. Juli 1928] · Helen Sigrid Rothermel [16. März 1928] · Eva Johnn [16. Mai 1928] · Hildegard Weigel [1. August 1928]
Herren:

Gäste:
Rose Pauly-Dresen  ·  Maria Rajdl  ·  Elisabeth Rethberg
Abgang:
Maria Cedron  ·  Fritz Vogelstrom  ·  Sophia Schroeder-Scheidhacker  ·  Ernst Meyerolbersleben  ·  Karl Köstler
Gestorben:
Karl Perron [15. Juli 1928]

 

  27. September 1927
Wolfgang Amadeus Mozart 
Erstaufführung  Cosi fan tutte  in der Übersetzung des Librettos von Hermann Levi  unter Benutzung der Übersetzungen von Eduard Devrient und C. Niese
Dirigent: Fritz Busch
Regie: O. Erhardt
Bühnenbild und Kostüme nach Entwürfen von: Bernhard Pankok
Tänze: E. von Cleve-Petz · Fiordiligi: Meta Seinemeyer · Dorabella:  Grete Nikisch · Despina: Liesel von Schuch · Guglielmo: Paul Schöffler · Ferrando: Max Hirzel · Don Alfonso: Ludwig Ermold

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  29. Oktober 1927
Ernst Krenek
Erstaufführung Jonny spielt auf
Dirigent: Hermann Kutzschbach
Regie: Otto Erhardt
Bühnenbild-Entwürfe: Oskar Strnad
Bühnenbild-Einrichtung: Max Hasait
Kostüme: Oskar Strnad
Choreinstudierung: Karl Pembauer
Tänzerische Einstudierung: Ellen von Cleve-Petz
Komponist Max: Curt Taucher · Sängerin Anita: Elisa Stünzner · Jazzband-Geiger Jonny: Waldemar Staegemann · Violinvirtuose Daniello: Rudolf Schmalnauer · Stubenmädchen Yvonne: Liesel von Schuch · Manager: Ludwig Ermold · Hoteldirektor: Ludwig Eybisch · Bahnangestellter: Ernst Meyerolbersleben · Polizisten: Heinrich Teßmer, Robert Büssel, Julius Puttlitz · Stubenmädchen: Erna Frese · Ein Groom: Alice Loos · Nachtwächter im Hotel: Martin Tschampel · Polizeibeamter: Wilhelm Oberkampf · Ladenmädchen: Marianne Ehrlich

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  24. November 1927
Jan Brandts-Buys
Uraufführung Traumland
Opern-Idylle in drei Akten. Text von Jan Brandts-Buys
Dirigent: Hermann Kutzschbach
Regie: W. Staegemann
Choreographie: E. von Cleve-Petz.
Schulmeister: Max Hirzel
Schloßfräulein / Märchenkönigin: Elisa Stünzner
Schuldiener / Bürgermeister: Willy Bader
Sphinx: Helene Jung

 

•  20. Dezember 1927
Wolfgang Amadeus Mozart
Neueinstudierung Die Entführung aus dem Serail
Dirigent: Hermann Kutzschbach
Regie: O. Erhardt
Bühnenbild: A. Pältz, M. Hasait
Tänze: E. von Cleve-Petz
Konstanze: Jenny Jungbauer a. G.
Belmonte: Max Hirzel
Blondchen: Erna Berger
Pedrillo: Heinrich Tessmer
Bassa Selim: Rudolf Schmalnauer
Osmin: Ivar Andrésen

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1928

•  6. Juni 1928
Richard Strauss
Uraufführung Die ägyptische Helena
Dirigent: Fritz Busch
Helena: Elisabeth Rethberg
Menelas: Curt Taucher
Hermione: Anneliese Petrich
Aithra: Maria Rajdl
Altair: Friedrich Plaschke

 


1928/1929

  Sommer 1928
Fritz Buschs Pläne für eine Dresdner Opernschule

Fritz Buschs „zweite Amerikareise hatte zu Berührung und Freundschaft mit Vertretern der amerikanischen Intelligenz, vor allem natürlich Musikern, geführt. Diese persönliche Verbindung im Zusammenhang mit dem Ruf der Dresdner Staatsoper veranlaßte Damrosch – immer noch voll jugendlicher Initiative und neuer Ideen – zu einem höchst interessanten Plan. Er bewog die Juilliard Foundation mit ihren reichen Mitteln zu dem Entschluß, in Dresden eine der Staatsoper anzugliedernde amerikanische Opernschule ins Leben zu rufen. Eine Auswahl der ungezählten jungen amerikanischen Gesangstalente sollte dort mit der deutschen Operntradition bekannt gemacht werden und durch Teilnahme an den Aufführungen Stilkenntnis und Erfahrung erlangen. Auch einheimischen Begabungen würden Möglichkeiten offenstehen. Der großzügige Gedanke, von dem ich begeistert glaubte, ihn Dresden als ein willkommenes Reiseangebinde aus den Staaten mitzubringen, scheiterte an der Engherzigkeit und lokalpatriotischen Gewinnsucht der Behörden. Die verständnislose Verblüffung, mit der ich die egoistischen und kleinlichen Argumente hinnahm, die gegen die Sache ins Treffen geführt wurden, bewies meine Unkenntnis menschlicher Schäbigkeit, die mir noch nahe den Vierzig eigen war. Anstelle des gescheiterten Unternehmens wurde immerhin ein privater, auf dem Grunde beiderseitiger freundschaftlicher Hochachtung begründeter amerikanischer Gesangskurs geschaffen, der einen Gewinn für Dresden und für uns bedeutete. Seit dem Sommer 1928 kam, wie das viele seiner Landsleute regelmäßig taten, der New-Yorker Gesangspädagoge William Vilonat, begleitet von seinem gescheiten Assistenten Sidney Dietch, alljährlich nach Dresden. Immer auf der Suche nach Talenten und besonders an schönen Stimmen interessiert, war ich in New York in Verbindung mit bekannten Gesangslehrern getreten, die ihrerseits alles Interesse daran hatten, mir ihre gereiften Schüler vorzuführen. (…)
Zu den Meistern gehörte [Willioam] Vilonat. Bewußtes Können verband sich bei ihm mit der intuitiven Sicherheit, die Möglichkeiten und Grenzen einer Stimme zu erkennen und das Letzte an Qualität aus ihr herauszuholen. Seine vielseitige Kultur, seine mit charmantem Humor verbundene Aufgeschlossenheit und eine seltene Gabe, sich Menschen zu erobern, machten ihn zu einer höchst anziehenden Persönlichkeit. Eine Schar ihn vergötternder Mägdlein und Jünglinge pflegte ihm nach Dresden zu folgen und eine Atmosphäre ähnlich der von Hermann Bahrs »Konzert« mit sich zu bringen. Allein die ernste Würde des ungemein tätigen Mannes hielt die jungen Leute in gebührender Form. (…)
Am Ende des Dresdner Studienkursus sangen die Schüler alljährlich in der Oper vor. Ein junger, hübsch aussehender Mensch begann bereits die ersten Takte Wolframs: »Wie Todesahnung Dämmrung deckt die Lande« ohne das übliche Lampenfieber, stimmlich und im Ausdruck so schön, daß ich sein sofortiges Engagement vorschlug. Es war Nelson Eddy, der zu unserem Leidwesen den angebotenen Vertrag nicht annahm – ein für Dresden nicht alltäglicher Fall. Eddy soll, wie ich höre, später günstige Verdienstmöglichkeiten in Hollywood gefunden haben.“

 

  17. Dezember 1928
Peter Cornelius 
Neuinszenierung: Der Barbier von Bagdad
Dirigent: Fritz Busch
Regie: Otto Erhardt
Margiana: Meta Seinemeyer · Nureddin: Curt Taucher · Bostana: Helene Jung · Barbier: Ivar Andrésen

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1929

  26. Januar 1929
Peter Tschaikowski 
Erstaufführung:  Pique Dame
Dirigent: Fritz Busch
Regie: O. Erhardt
Bühnenbild und Kostüme: E. Preetorius
Hermann: Tino Pattiera · Graf Tomsky: Friedrich Plaschke · Fürst Jeletzki: Robert Burg · Narumoff: Robert Büssel · Tschaplizki: Heinrich Tessmer · Lisa: Meta Seinemeyer · Gräfin: Irma Tervani
Für die – von Fritz Busch entdeckte und hochverehrte – Sopranistin Meta Seinemeyer wurde die Lisa in Pique Dame zu einer ihrer letzten großen Partien.
Sie stirbt knapp sieben Monate später in Dresden an Leukämie.

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  19. August 1929
Tod der 33-jährigen Sopranistin Meta Seinemeyer in Dresden

 


1929/1930

•  x. xx 1930
Othmar Schoeck
Uraufführung Vom Fischer und syner Fru

 

•  x. xx 1930
Reznicek
Uraufführung Spiel oder Ernst

 

1931

•  25. Februar 1931
Livemitschnitt der europaweiten Rundfunkübertragung des Konzertes der Staatskapelle Dresden in der Berliner Philharmonie. Es handelt sich dabei vermutlich um die erste erhaltene Aufzeichnung einer Live-Übertragung!
Johannes Brahms: 2. Sinfonie
Dirigent: Fritz Busch

  Weitere Details in Edition Staatskapelle Dresden Vol. 30

Fritz Busch über die Folgen der Tournee

„Mit Miecislaw Horszowski, einem feinen Musiker und Pianisten, den ich in Mailand im Hause Toscaninis kennengelernt hatte, als Solist dirigierte ich 1932 ein Konzert in Berlin und zog hierfür die Dresdner Staatskapelle heran. Obwohl mir der Plan nichts als Mühe und Ärger einbrachte, wollte ich ihn nicht aufgeben. Die erforderliche Verstärkung für die gleichzeitige Opernaufführung in Dresden rekrutierte Kutzschbach aus Schülern und Schülerinnen der Orchesterschule der Sächsischen Staatskapelle. Ob scherzhaft, ob geistesabwesend, hatte er den jungen Damen auf Befragung erwidert, sie hätten im Smoking zu spielen – ein um so harmloserer Mißgriff, als dank des versenkten Orchesters die »törichten Jungfrauen« vom Publikum nicht erblickt werden konnten. Die lächerliche Sache, die in meiner Abwesenheit und ohne mein Wissen erfolgte, brachte mir trotzdem einen Mißtrauensantrag der Nazipartein im Landtage ein. Kutzschbach gab seinen Fehler zu, entschuldigte sich bei mir und war bereit, die Angelegenheit öffentlich aufzuklären. Mir schien das nicht der Mühe wert.
Ich wunderte mich auch nicht weiter, Überschriften in den Dresdner Skandalblättern zu finden, wie: »Der Mann mit den seltsamen Neigungen« – und ähnlichen Unsinn mehr. Dresden hielt mit der Anzahl derartiger Blätter übrigens den Rekord in der deutschen Schmutzpresse. Informationsquelle der Nazizeitungen war der zweite Souffleur der Staatsoper.
Reucker hatte für diese Stellung im Herbst 1932 einen Dr. Börner verpflichtet. Vom Augenblick seines Eintritts in das Institut begannen Indiskretionen jeder erdenklichen Art ihren Weg in die Öffentlichkeit zu nehmen, wobei es sich keineswegs nur um meine Person, vielmehr um den innersten und geheimsten Betrieb des Verwaltungsapparates sowohl als der künstlerischen Leitung handelte. Einzelheiten, die nur Eingeweihten bekannt waren, erschienen am Tage nach Sitzungen, gehässig glossiert, in dem örtlichen Naziblatt Der Freiheitskampf.
In den Märztagen 1933 lüftete sich das Inkognito des Herrn Börner auf glorreiche Weise. Es zeigte sich, daß er, obzwar kein Doktor, doch in der Tat der oberste Nazispitzel war – die erste »Zelle«, die man in den Staatstheatern eingesetzt hatte.“

 

•  Engagement der Sopranistin Maria Cebotari für die verstorbene Meta Seinemyer

 

•  Frühjahr 1931
Richard Strauss arbeitet intensiv an „Arabella“ und widmet die Partitur dem Generalintendanten der Dresdner Staatstheater, Alfred Reucker, sowie Fritz Busch.
„Die Beziehungen zwischen Strauss und mir [Fritz Busch] hatten sich herzlich, ja freundschaftlich gestaltet und sollten noch enger dadurch geknüpft werden, daß er seine »Arabella« Dr. Reucker und mir als Repräsentanten der Dresdner Oper gemeinsam gewidmet hatte. Strauss erkannte meine Mitarbeit als Dirigent seiner Werke bei jeder Gelegenheit mit außerorden¬licher, fast überschwenglicher Wärme an. Meinerseits bewunderte ich seine Künstlerschaft, seine immer wieder verblüffende Begabung viel zu sehr, als daß ich mich wesentlich an seinen weniger sympathischen Eigenschaften gestoßen hätte. Sie äußerten sich mit einer derart naiven Offenheit, waren so frei von Verschlagenheit oder muffiger Berechnung, daß man sie kaum übelnehmen konnte.

Vorkommnisse, die sich einige Monate vor der Uraufführung der »Ägyptischen Helena« ereigneten, hätten mich warnen sollen: An ihnen zeigte sich die Skrupellosigkeit, deren Strauss fähig war. Jedoch machte ich mir nicht klar, wohin sie zu gegebener Zeit führen mußte. Er, der innerlich nur in krassem Widerspruch zur nationalsozialistischen Ideologie stehen konnte, hat in der Praxis einen ihrer Leitsätze um Jahrzehnte vorausgenommen: »Recht ist, was mir nutzt.« „

 

•  15. April 1931
Giacomo Puccini
Die Bohème
Debütvorstellung von Maria Cebotari als Mimi mit Fritz Busch eigens dafür am Dirigentenpult
Musikalische Leitung: Fritz Busch
Spielleitung: Waldemar Staegemann
Rudolf, Dichter: Max Hirzel · Schaunard, Musiker: Ludwig Ermold · Marcell, Maler: Paul Schöffler · Collin, Philosoph: Kurt Böhme · Bernard, Hauswirt: Hanns Lange · Mimi: Maria Cebotari · Musette: Elsa Wieber · Parpignol: Spielwarenverkäufer: Richard Koß · Alcindor: Rudolf Schmalnauer · Sergeant der Zollwache: Emil Piebler · Zollwächter: Julius Puttlit
Als die von Frotz Busch entdeckte Maria Cebotari 1931 in der Partie der Mimi debütierte, trat der Dresdner Generalmusikdirektor selbst ans Pult, um ihr zu einem optimalen Start zu verhelfen. Und das, obwohl er die „Bohème“ bis dahin in Dresden nie dirigiert hatte.

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1932

• Herbst 1932
Tonfilmproduktion der „Tannhäuser“-Ouvertüre im Zuschauerraum der Semperoper
Dirigent: Fritz Busch · Regie: Franz Schreker

Wagners Tannhäuser-Ouvertüre als Kino-Tonfilm aus dem Jahr 1932. Der Kino-Verleih des Films wurde schon 1933 – gleich nach dem Machtantritt der Nationalsozialisten – von der Reichsfilmkammer (RFK) verboten!
Ausschnitt aus der DVD-Dokumentation zu Leben und Wirken des Dresdner Generalmusikdirektors Fritz Busch, erschienen in der „Edition Staatskapelle Dresden“ als Vol. 30.

 

•  x. xx 1932
Kurt Striegler
Uraufführung Dagmar

 

•  x. xx 1932
Eugen d‘ Albert
Uraufführung Mister Wu

 

 

1933

•  Februar 1933
Die Schweigsame Frau
Richard Strauss liest Fritz Busch die Dichtung seiner »Schweigsamen Frau« vor.
„Danach setzte er [Strauss] sich an den Flügel, zog sein Skizzenbuch aus der Tasche und spielte den Schluß des Werkes für uns.“

 

Fritz Busch über den Nationalsozialismus

„Die (…) von mir in aller Öffentlichkeit zum Thema »Nationalsozialismus« getanen Äußerungen wurden, wie sich im März 1933 herausstellte, eifrig von meiner Umgebung aufgezeichnet und ergaben schließlich eine Anklageschrift von vielen Schreibmaschinenseiten, die in der deutschen Theaterwelt längst allgemein verbreitet war, bevor es mir selbst mit vieler Mühe gelang, sie zu Gesicht zu bekommen. Die dort von Zuträgern der Partei, den sogenannten »Zellen«, gewissenhaft festgehaltenen Bemerkungen gemacht zu haben, konnte ich nicht leugnen. Im Laufe des Jahres 1932 hatte die’Partei begriffen, daß sie auf meine Mitwirkung beim Aufbau ihres Dritten Reiches nicht zählen konnte. Nach dem übernommenen Grundsatz: »Wer nicht mit mir ist, ist wider mich« gab sie die bisher abwartend wohlwollende Haltung auf und ging zur Attacke über. Die Wahlen hatten den Nazis eine immer größere,schließlich genügend starke Mehrheit im sächsischen Landtag gebracht, um den Etat der Staatstheater ablehnen zu können, der alljährlich in mehrtägigen Sitzungen unter eifrigster Beteiligung von Hinz und Kunz neu bewilligt werden mußte. Meine klar zur Schau getragene Abneigung führte zum offenen Angriff der immer einflußreicher werdenden nationalsozialistischen Presse.“

 

•  7. März 1933
Fritz Busch wird zum Vorstellungsbeginn von Verdis Aida durch SS-Horden ausgepfiffen und verläßt daraufhin die Oper. Er wird das Haus nie wieder betreten.

 

Fritz Buschs Rückblick auf seine Dresdner Amtszeit als Operndirektor

„Wir konnten, von tüchtigen Regisseuren wie etwa dem kenntnisreichen Dr. Otto Ehrhardt unterstützt, mitunter auch unter Reuckers eigener, erfahrener Regie einen Spielplan vorweisen, der in manchen Jahren fünfundsiebzig verschiedene Opern und Ballette umfaßte.
Bühnenbildner wie Fanto und Mahnke sorgten für einen würdigen Rahmen.
Es gab eine Spielzeit, in der wir zehn verschiedene Meisterwerke Verdis brachten. Von Handels »Xerxes« bis zu Strawinskys »Petruschka« konnte man fast alles Wertvolle hören, was es auf dem Gebiet der Oper einschließlich des Balletts gab. Mitunter erreichte die Dresdner Oper an Glanz und musikalischer Vollendung alles, was eine erste deutsche Opernbühne im Rahmen des bestehenden Systems zu leisten fähig war. Erinnert man sich an die lang anhaltende Erschütterung,
die von Werken wie »Boris«, »Macht des Schicksals« oder von der düsteren Großartigkeit des »Don Carlos« ausging, an die Gehobenheit, mit der uns etwa »Falstaff«, »Don Giovanni« oder, mit der herrlich musikalischen, von Toscanini bevorzugten Editha Fleischer-Engel als Gast, eine schöne »Cosi fan tutte«-Aufführung beschenkte, so konnte man sich fragen, was denn noch fehle. Erst kürzlich traf ich einen sachverständigen amerikanischen Musiker im Kreise von Kollegen und Schülern, denen er von Dresdner Opernabenden als von etwas unvorstellbar Schönem, beinah Legendärem erzählte. Es war durchaus Wirklichkeit.
Zurückblickend frage ich mich, warum die Augenblicke so selten waren, in denen ich mich restlos glücklich fühlte.
Ich hätte es sein können, wenn ich der erste Kapellmeister der Oper, nicht aber ihr Direktor gewesen wäre, der für jede Kleinigkeit die künstlerische Verantwortung trug. In den großen Uraufführungen und in einzelnen Neueinstudierungen konnte ich es erreichen, daß sich die schwankende Waagschale der mannigfachen Opernimponderabilien annähernd ausbalancierte. Im täglichen Spielplan war das undurchführbar. Wenn ich es damals in einer Umfrage in Opernkreisen als den heißesten Wunsch des Opernleiters bezeichnete: »nicht täglich, sondern dreimal, höchstens viermal wöchentlich Vorstellungen zu geben, die übrige Zeit aber für Proben zu verwenden«, so war ich damit auf dem Wege zu der später im Auslande, besonders am Teatro Colon in Buenos Aires, erworbenen Erkenntnis, daß der Stagionebetrieb künstlerische Vorteile vor dem schwerfälligen Apparat einer großen deutschen Bühne hat.
In jahrelangen Erfahrungen überzeugte ich mich davon, daß über den Begriff »Oper« ein weit verbreiteter Irrtum besteht. Man neigt dazu, sie für eine leicht zuzubereitende, dem Verderben kaum ausgesetzte Volksnahrung zu halten. Das Gegenteil ist richtig. Das »Oper« benannte Gesamtkunstwerk ist das anspruchsvollste und heikelste Erzeugnis, das menschlicher Kunsttrieb überhaupt hervorgebracht hat. Zu seiner Organisation gibt es, wie in derselben kritischen Opernstudie aus dem Jahre 1932 ein Kenner bemerkte, keine endgültige Lösung. Ich stimme seinem Schlusse bei: »Geboren aus Paradoxie, wird die Oper als schönes Rätsel weiterleben.« Prosaischer drückten Reucker und ich in einer kleinen Schrift, die wir nach zehnjähriger Zusammenarbeit herausgaben, ungefähr dasselbe aus: »Das Ergebnis der Tätigkeit einer Opernleitung wird – auch in besseren Zeiten – immer durch einen gewaltigen Abstand zwischen Erstrebtem und Erreichtem gekennzeichnet sein.«
Nun waren die Zeiten, in denen ich Opern leitete, noch niemals »besser« gewesen. Ich begann diese Tätigkeit zugleich mit einer ausbrechenden Revolution nach verlorenem Kriege, und die zehn Dresdner Jahre mußten wir eine Zeitspanne nennen, »die, beginnend in der Inflation, in einer der größten Wirtschaftskrisen aller Zeiten endete«. Ein neuer Schicksalsschlag hatte Deutschland und sämtliche Länder durch die von Wallstreet ausgehende Wirtschaftskrise betroffen. Die Depression des Weltmarktes zwang den Staat, äußerste Sparsamkeit walten zu lassen; eine Maßnahme, die sich in der Begrenzung Dresdens fühlbarer auswirkte als etwa in der Hauptstadt Berlin. Dort war man wiederum stets leichter geneigt, ausgezeichnete, daher in ihren Forderungen häufig maßlose Sänger, im Vertrauen auf ihre Zugkraft, zu überzahlen, indes sich Reucker erbittert auf Höchstgrenzen und Einschränkungsvorschriften berief. Ein anderer Punkt betraf die – ebenfalls in unserer Schrift erwähnte – »mühevolle Arbeit im Dienste der sogenannten ,stehenden‘ Vorstellungen des täglichen Spielplans«. Ein Vergleich mit Berlin und Wien zeigt, daß neben einer leitenden Dingentenpersönlichkeit immer ein oder mehrere Kapellmeister ersten Ranges verpflichtet waren. Nicht so in Dresden. Stieg ich aus den Höhen einer gelungenen Aufführung, auf die ich stolz sein konnte, hinunter in den alltäglichen Ablauf einer »Martha«-, »Butterfly«- oder »Fra Diavolo«-Aufführung, so hörte und sah ich oft Oper, wie sie nicht sein soll. Mir widerstrebte der Gedanke, irgendein kultivierter Besucher, der gestern Erfüllung aller Wünsche in der Dresdner Oper erlebt hatte, möchte, nachdem sein Glücksrausch ausgeschlafen war, nun in eine dieser Vorstellungen gehen, die doch »der eigentliche Gradmesser für das Niveau einer Bühne mit wechselndem Spielplan sind«. Meinen beiden Kollegen am Dirigentenpult widerstrebte das nicht; sie rechneten, klüger als ich, mit den gegebenen Verhältnissen. Sie waren tüchtige Routiniers, echte Nachfolger Reissigers, von dem Richard Wagner mit großer Komik berichtete. Von dieser Seite war kein Aufschwung zu erwarten.
Sparsamkeit war jedoch nicht der einzige Hemmschuh, der die Entwicklung hintanhielt, zumal man hoffen konnte, ihn, wie schon einmal, wieder loszuwerden. Hemmend war vielmehr ein System, das durch Tradition und Gewohnheit festgefahren, den dringend notwendigen Reformen verschlossen blieb.
In anderen Staatsopern bestanden ungefähr die gleichen Verhältnisse, wenn auch mit dem erwähnten Unterschied, daß dort mehrere erste Kapellmeister gleichzeitig wirkten. Es hätte wenig Sinn gehabt, den Arbeitsplatz zu wechseln, wie es mir erst von Berlin, dann wiederholt von Wien angeboten
worden ist.
In einem deutschen Staatstheater war zum Beispiel die künstlerische Gestaltung des Bühnenbildes unglaublich dadurch erschwert, daß oft tüchtige und brave Handwerker damit betraut wurden. Vom Staate lebenslänglich angestellt, konnten sie niemals entlassen werden, sofern sie keine silbernen Löffel stahlen. So gewiß sie ihr Bestes taten, durfte man weder Phantasie noch Originalität von ihnen verlangen, vor allem, wenn es sich um fernliegende Stoffgebiete handelte. Es kostete mich, obwohl von Reucker zäh und mutig unterstützt, viel Mühe, Kraft und Ärger, die Berufung fortschrittlicher, überdurchschnittlicher Maler und Architekten von auswärts durchzusetzen. Als Ergebnisse solcher Bemühungen entstanden unter anderem Slevogts schöne, wenn auch nicht einheitliche Bilder zu Mozarts »Don Giovanni«, Kokoschkas Hindemith-Inszenierung, Heckroths »Don Carlos«, Bühnenbilder von Poelzig und Preetorius, und der originelle, viel angefochtene »Ring des Nibelungen« von Strnad sowie die geglückten Improvisationen des Russen Chudjakoff. Aber dies waren Ausnahmen.
Ich schuf mir Feinde, weil ich oft Unzufriedenheit und Mißbilligung nicht verbergen konnte. Auch daß ich mir, in ständigem Suchen nach Erneuerung und zeitgemäßer Belebung der Operngestaltung, den sehr begabten Regisseur Josef Gielen vom Schauspielhaus auslieh, machte in der Staatsoper böses Blut.
Mit Reucker und Engel überlegte ich wieder und wieder, wie Besserung zu erzielen wäre. Da vor allem das Niveau des Tagesbetriebes gehoben werden mußte, machte ich Eingabe auf Eingabe, man möge, bei entsprechender Kürzung meines Gehalts, neben mir einen Operndirigenten wie Leo Blech oder Otto Klemperer, zumindest aber einen jungen Kapellmeister mit Begabung und Enthusiasmus verpflichten. Gern hätte ich auf manchen Gastspielurlaub verzichtet, wenn es mir auf diese Weise gelungen wäre, ausschließlich Vorstellungen zu bieten, die Wagners Forderung nach dem Gesamtkunstwerk der Oper entsprachen.
Ich versuchte Ähnliches zu erreichen, wie es Mahler in Wien und Toscanini an der Scala in Mailand vollbrachten: die vollkommene Reorganisation einer historischen Opernstätte, ohne Rücksicht auf die persönlichen Interessen langjähriger, ach so bewährter Kräfte und auf ersessene Gewohnheitsrechte. Meine Anregungen schlugen fehl. Das Beharrungsvermögen war nicht aufzurütteln. Der Kampf, meinen künstlerischen Willen durchzusetzen, war – wenn auch nicht immer erfolglos – im Laufe der Jahre zermürbend. Immer seltener wollte mir das Bewußtsein des »gewaltigen Abstandes zwischen Erstrebtem und Erreichtem« von der Seele weichen. Dann lernte ich Carl Ebert kennen.
Ich sah seine Inszenierung von Mozarts »Entführung aus dem Serail« an der Berliner Städtischen Oper, deren neuer Intendant er war, und die Gesamtheit seiner Leistung begeisterte mich, trotz gelegentlicher Überspitzungen, so sehr, daß ich nur den einen Gedanken hatte: mit diesem Manne in eine Arbeitsgemeinschaft zu treten.
Merkwürdig traf es sich, daß Ebert, der mich bis dahin so wenig kannte wie ich ihn, vom gleichen Wunsche beseelt war, nachdem er mich in Dresden am Dirigentenpult beobachtet hatte. Er bot mir bei erster Gelegenheit die Stellung des Generalmusikdirektors an seiner Oper an, ohne daß ich mich zunächst zum Weggang von Dresden entschließen konnte. Vieles war dort mit großem Elan begonnen und bisher nicht vollendet worden. Enttäuschungen wie Erfolgen zum Trotz beherrschte mich das Gefühl, dieser vielleicht vornehmsten unter den deutschen Kunststätten noch manches schuldig zu sein.“

 

 •  1. Juli 1933
Richard Strauss
Uraufführung Arabella
Dirigent: Clemens Krauss
Regisseur: Josef Gielen
Einstudierung Opernchor: Karl Maria Pembaur
Viorica Ursuleac Arabella, Alfred Jerger Mandryka, Margit Bokor Zdenka, Friedrich Plaschke Graf Waldner, Camilla Kallab Gräfin Waldner, Martin Kremer Matteo, Ellice “Elisa” Illiard Fiakermilli

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Fritz Busch • Ein multimediales Musikantenporträt

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Mit Dank für die konstruktive Zusammenarbeit
an das Historische Archiv der Sächsischen Staatsoper Dresden
und das Max-Reger-Institut – BrüderBuschArchiv

Alle Texte, Dokumente, Fotos und Videos aus:  CD/DVD-Box Edition Staatskapelle Dresden Vol. 30