Feb 112018
 

 

Staatskapelle Dresden kehrt in Kulturpalast zurück

Dresden (dpa/sn) – Die Sächsische Staatskapelle Dresden wird künftig Sonderkonzerte im Kulturpalast der Elbestadt geben.
Damit kehrt das Orchester an seine frühere Spielstätte zurück.
In der kommenden Spielzeit wird unter anderem das Konzert zum 470. Geburtstag der «Kapelle» (22. September) und im Sommer 2019 das Eröffnungskonzert des Schostakowitsch Festivals Gohrisch im Kulturpalast stattfinden, teilte Orchesterdirektor Jan Nast am Freitag in Dresden mit. Details der neuen Spielzeit sollen am 1. März vorgestellt werden.

Die Staatskapelle Dresden hatte ihre Sinfoniekonzerte bis 1992 im Kulturpalast gegeben. Der damalige Chefdirigent Giuseppe Sinopoli
(1946-2001) verlegte sie dann in die Semperoper. Später gab es nur noch selten Auftritte im Kulturpalast, beispielsweise als die
Semperoper im Sommer 2002 von einer Flutkatastrophe betroffen war.

Jens Konzert vom Oktober 2002 übertrugen das MDR-Fernsehen und MDR KULTUR live das 2. Sinfoniekonzert der Sächsischen Staatskapelle Dresden der Saison 2002/2003. VIDEO
Es war Bernard Haitinks erstes Abonnementskonzert als Chefdirigent des Orchesters, nachdem er sich spontan bereit erklärt hatte, mit der Übernahme dieser Position der Staatskapelle in jener schwierigen Situation beizustehen, die durch den plötzlichen Tod Giuseppe Sinopolis im Jahr zuvor entstanden war. Dies erscheint noch heute als Glücksfall für Dresden, insonderheit natürlich für seine Kapelle, konnte sie sich doch mit einer Persönlichkeit von internationalem Rang verbinden, die nicht nur ein tiefes Verständnis für ihre große Tradition, sondern vor allem auch für ihren spezifischen Charakter hatte und somit prädestiniert war, ihr hohes künstlerisches Niveau ihre Klangkultur, ihr weltweites Renommee zu wahren und weiter zu befördern. Kapelle und Dirigent waren miteinander schon seit 1989 durch Aufnahmen und Konzerte im In- und Ausland vertraut. Nun also begann eine kontinuierliche, wenn auch zeitlich nur sehr begrenzte Zusammenarbeit, die „zu Hause“ und auf Tourneen in Europa und Fernost die großen Erwartungen aufs schönste erfüllte.

 

Mit „Herz und Hand“
 
Jener Sommer 2002 war von der Hochwasser-Katastrophe gekennzeichnet, die Dresden und sein engeres Umland, darüber hinaus Sachsen und weitere deutsche Bundesländer hart getroffen, Verwüstungen hinterlassen und sich speziell in das Leben unserer Stadt und ihrer Menschen tief eingegraben hat. Die Oper und die Staatskapelle waren wegen gravierender Schäden über Nacht ihrer Spielstätte, der Semperoper, beraubt. Das Orchester, Ende August nach Opernaufführungen und Konzerten von den Salzburger Festspielen heimgekehrt, gab sofort zugunsten der Hochwasseropfer und zerstörter Bauwerke in verschiedenen Städten Benefizkonzerte – Bernard Haitink, der schon in Salzburg dirigiert hatte, leitete einige von ihnen – und mit dem ZDF ein Open-Air-Konzert auf dem Theaterplatz. Die Staatskapelle musste vorübergehend in andere, unversehrte Konzertorte ausweichen. Einen fand sie in der Kreuzkirche (obwohl es dem Kirchenvorstand aus inhaltlichen Gründen nicht eben leicht fiel, einer Aufführung von Mendelssohn Bartholdys „Walpurgisnacht“ auf dem Altarplatz zuzustimmen), einen anderen im Kulturpalast, in dem sie bis 1992 ihre Konzerte gespielt hatte. Zunächst veranstaltete die Staatskapelle aber dort Anfang September ein „Konzert für Dresden“ – ein Geschenk für die Bürger der Stadt und ein symbolisches Dankeschön an die vielen Helfer. Wenn Bernard Haitink auch diesen Abend mit der Prager Sinfonie und der Alpensinfonie dirigierte, erwies er sich sogleich mit „Herz und Hand“ als Dresdner – ebenso dadurch, dass er Ende des Monats an gleicher Stelle das Programm des 2. Sinfoniekonzerts mit einem Werk des „Genius loci“, mit Webers „Oberon“-Ouvertüre, eröffnete.

Dr. Eberhard Steindorf
Konzertdramaturg und persönlicher Referent von Bernard Haitink i. R.

 

.

Logo-MDR-Fernsehen-for-webVIDEO 1/3:
Das Antrittskonzert von Bernard Haitink als Chefdirigent der Dresdner Staatskapelle

Carl Maria von Weber: Ouvertüre zu Oberon
Redakteur: Hans-Jörg Hauptmann, MDR Fernsehen

Produktionsleiter: Marian Grahl, MDR Fernsehen
Regisseur: Georg Wübbolt
Licenced by TELEPOOL GmbH für EDITION STAATSKAPELLE DRESDEN [Profil Edition Günter Hänssler]

 

 

Bernard Haitink und Frank Peter Zimmermann

Nach der Oberon-Ouvertüre folgte dann im Programm Beethovens Violinkonzert, meisterhaft interpretiert von Frank Peter Zimmermann auf seiner wertvollen Stradivari Lady Inchiquin von 1711, die ehemals Fritz Kreisler gehörte.
Begeisterung spricht auch aus der Kritik der Dresdner Neuesten Nachrichten:
„Unvergleichlich, beglückend, grandios – dies alles und noch manch Superlativ mehr wären wohl angemessene Charakterisierungen für Frank Peter Zimmermanns Interpretation des Beethovenschen Violinkonzertes, aber dies würde das Wesentliche dieses musikalischen Ereignisses nur unzureichend beschreiben.
Nun versteht es sich nahezu von selbst, dass ein Geiger, der zur Weltelite seiner Zunft gehört, keinerlei technische Probleme hat. Die Frage ist, was er aus dieser Souveränität macht. Frank Peter Zimmermann gehört gewiss zu jenen Solisten, für die die eindringliche musikalische Gestaltung wichtiger ist als die Ausstellung virtuoser Brillanz. So waren bei ihm auch die eigentlich virtuosen Stellen, vor allem die großen Kadenzen so intensiv gestaltet, dass sie sich bruchlos dem Fluss des musikalischen Geschehens einbanden. Dass dabei auch virtuose Brillanz zur Geltung kam, nahm man eigentlich nur nebenher wahr. Faszinierend natürlich die klangintensive Tonschönheit, die er seiner Stradivari entlockte, mit der er die Kantilenen förmlich singen lässt. Dazu kam eine wunderbar einheitliche Auffassung vom Werk. Man hatte den Eindruck, dass während des Konzertes eine ständige intensive musikalische Kommunikation zwischen dem Solisten, dem Dirigenten und dem Orchester stattfand, so dass die Protagonisten sich inspirierten, Impulse gaben und aufnahmen und so zu einem wunderbar homogenen Miteinander fanden. Ich bin sicher, so schnell wird man das Beethovensche Violinkonzert in dieser interpretatorischen Qualität nicht wieder erleben können.“
(Eberhard
Kremtz)
Der weltweit gefeierte Stargeiger ist seit 1992 regelmäßig Gast der Staatskapelle Dresden. Er spielte mit dem Orchester u.a. die Violinkonzerte von Beethoven, Dvorák und Schostakowitsch (Nr. 1 und 2) sowie Mozart-Konzerte, diese auch als Dirigent und Solist.
Unter der Leitung von Bernard Haitink trat er mit der Staatskapelle auch in Amsterdam und München auf.

.

Logo-MDR-Fernsehen-for-webVIDEO 2/3:
Das Antrittskonzert von Bernard Haitink als Chefdirigent der Dresdner Staatskapelle
Ludwig van Beethoven: Violinkonzert · Solist: Frank Peter Zimmermann
Redakteur: Hans-Jörg Hauptmann, MDR Fernsehen
Produktionsleiter: Marian Grahl, MDR Fernsehen
Regisseur: Georg Wübbolt
Licenced by TELEPOOL GmbH für EDITION STAATSKAPELLE DRESDEN [Profil Edition Günter Hänssler]

 

 

Johannes Brahms und die Staatskapelle Dresden

Beschlossen wurde das Antrittskonzert des neuen Chefdirigenten der Staatskapelle Dresden, Bernard Haitink, durch die Erste Symphonie von Johannes Brahms. Auch hier wieder stand bei der Werkauswahl die ebenso jahrelange wie freundschaftliche Verbindung des Komponisten zur Kapelle ausschlaggebend im Vordergrund:
Franz Wüllner, 1877 bis 1884 Königlicher Kapellmeister und Direktor des Konservatoriums, setzte sich intensiv für das Brahms’sche Schaffen ein.
1882 konnte er den Komponisten gewinnen, als Solist seines 2. Klavierkonzerts aufzutreten. Während dieses Aufenthalts war Brahms auch Gast des Tonkünstler-Vereins, in dem sich die Kammermusikpflege des Orchesters konzentrierte. Kollegen trugen ihm einige seiner Werke vor, er selbst dirigierte die »A-Dur-Serenade«, und man saß, wie es üblich war, anschließend in geselliger Runde zusammen.
Als ihn der Verein zwei Jahre später zu seinem Ehrenmitglied ernannte, zeigte sich, dass da auch eine persönliche Beziehung entstanden war.
In seinem Dankschreiben hieß es: »Wie gern denke ich an den schönen, künstlerisch so genußvollen, menschlich so behaglichen Abend zurück, den ich in Ihrem Kreis verlebte.«
1886 kam er erneut nach Dresden, spielte wiederum das 2. Klavierkonzert und leitete die Erstaufführung der 4. Symphonie.

.

Logo-MDR-Fernsehen-for-webVIDEO 3/3:
Das Antrittskonzert von Bernard Haitink als Chefdirigent der Dresdner Staatskapelle

Johannes Brahms: Symphonie Nr. 1
Redakteur: Hans-Jörg Hauptmann, MDR Fernsehen

Produktionsleiter: Marian Grahl, MDR Fernsehen
Regisseur: Georg Wübbolt
Licenced by TELEPOOL GmbH für EDITION STAATSKAPELLE DRESDEN [Profil Edition Günter Hänssler]

 

 

Der alte Konzertsaal des Dresdner Kulturpalastes

Die Videoclips sind insofern auch von einiger historischer Bedeutung, weil in ihnen noch der heute nicht mehr existierende alte Konzertsaal zu sehen ist.
Der Dresdner Kulturpalast war 1969 eröffnet worden und gilt unter Experten als eines der wichtigsten Bauwerke der DDR. Seit 2008 steht der Palast, der seine alte Fassade behält, unter Denkmalschutz. Lange Zeit war er mit gut 2400 Plätzen auch der größte Mehrzwecksaal der DDR. Der Saal fasst nach seinem Umbau mit 1800 Plätzen allerdings deutlich weniger Zuschauer.

Er beherbergt neben der Dresdner Philharmonie auch das Kabarett «Die Herkuleskeule» sowie die städtische Zentralbibliothek.

 

 

Die CD-Box Vol. 40

Cover-Vol-40-for-web

2 CD PH09036

 

CD1

Carl Maria von Weber 1786–1826
Ouvertüre zur Oper »Oberon oder Der Eid des Elfenkönigs« J 306 (Romantische Oper in einem Prolog und 3 Akten) 10:22
Vorlage: Christoph Martin Wieland (1733-1813): »Oberon. Gedicht«
Shakespeare, William (1564-1616): Teile aus »Sturm« und aus »Sommernachtstraum«
Verlag: Breitkopf & Härtel

Das Werk in der Dresdner Kapellgeschichte Weber: Oberon-Ouvertüre

 

Ludwig van Beethoven 1770-1827
Konzert D-Dur op.61 für Violine und Orchester
Allegro ma non troppo 21:37
Larghetto attacca 8:19
Rondo. Allegro 10:03 Total 50:25
Frank Peter Zimmermann Violine
Bernard Haitink
Verlag: Breitkopf & Härtel

Das Werk in der Dresdner Kapellgeschichte Beethoven: Violinkonzert

 

CD2

Johannes Brahms 1833-1897
Symphonie Nr. 1 c-Moll op. 68
Un poco sostenuto. Allegro 14:28
Andante sostenuto 8:52
Un poco allegretto e grazioso 5:03
Finale. Adagio. Piùandante. Allegro non troppo ma con brio 17:44 Total 46:09
Verlag: Breitkopf & Härtel

Das Werk in der Dresdner Kapellgeschichte Brahms: 1. Symphonie

 

Aufnahmedaten der CD

MDR KULTUR-Mitschnitt des 2. Symphoniekonzertes der Sächsischen Staatskapelle Dresden 2002/2003 am 29. September 2002 im Kulturpalast Dresden
Redaktion: Eberhard Jenke
Künstlerische Aufnahmeleitung: Bernhard Steffler
Technische Aufnahmeleitung: Martin Hertel
Executive Producer: Dr. Steffen Lieberwirth, MDR

 


 

Die EDITION STAATSKAPELLE DRESDEN ist eine gemeinschaftliche Dokumentationsreihe
der Sächsischen Staatskapelle Dresden, des Mitteldeutschen Rundfunks (MDR KULTUR)
und des Deutschen Rundfunkarchivs (DRA) in Zusammenarbeit mit der
Sächsischen Landesbibliothek. Staats und Universitätsbibliothek Dresden (SLUB).